
- Restaurantbetreiber stehen unter Druck
- Gäste wollen zunehmend digital zahlen
- Dabei wird das Trinkgeld oft zum Problem
Die vergangenen Jahre waren für die Gastronomie turbulent, keine Frage - doch noch ist die Krise nicht vollständig überstanden. Dabei haben Restaurantbetreiber mittlerweile ganz andere Probleme als Inflation und Corona, wie sich in einer neuen Studie zeigt. Die Studie, die dem Portal "t-online" vorliegt, wurde vom Meinungs- und Marktforschungsunternehmen Civey im Auftrag der Finanztechnologie-Plattform Adyen durchgeführt.
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Digitale Zahlungsmethoden auf dem Vormarsch
Während der Pandemie gab es vor allem einen Gewinner: digitale Zahlungsmethoden. Das Zahlen mit der Karte, mit dem Handy oder der Smartwatch erwies sich nicht nur als hygienischer als Bargeld, sondern auch als bequemer. Doch erstaunlicherweise verschließen sich auch heute noch viele Restaurants den digitalen Bezahlmöglichkeiten. Das hat allerdings gravierende Folgen: Laut den Zahlen der Studie von Civey verlässt etwa jeder fünfte Gast sofort das Restaurant, wenn dort nur Bargeld akzeptiert wird. In der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen ist es sogar fast ein Drittel aller Gäste. Das heißt im Klartext: Restaurantbetreiber, die keine digitalen Bezahlmöglichkeiten anbieten, nehmen in Kauf, Gäste zu verlieren.
Männer reagieren sensibler auf fehlende Kartenzahlung
In der Studie wurde 2.500 volljährige Personen zu ihren bevorzugten Zahlungsmethoden befragt. Dabei fällt auch ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern auf: Männer reagieren deutlich empfindlicher auf das Fehlen digitaler Zahlungsoptionen. 26,2 Prozent aller Männer meiden Restaurants, die nur Bargeld akzeptieren. Bei Frauen waren es hingegen nur 14,5 Prozent. Für viele Gäste ist der Restaurantbesuch zur bewussten Entscheidung geworden - viele wägen mittlerweile gut ab, ob sie auswärts essen wollen. Das liegt nicht zuletzt auch an der angespannten finanziellen Situation. Hella Fuhrmann, Country Managerin DACH bei Adyen erklärt: "Wer heute auf digitale Zahlungsmethoden verzichtet, läuft Gefahr, Gäste zu verlieren."
Zahlungsverhalten der Gen Z ähnelt älteren Generationen
Die Frage "Bar oder Karte?" ist in gewisser Hinsicht auch eine Generationenfrage:Während Millennials (30 bis 39 Jahre) digitale Zahlungsmethoden bevorzugen, hält die Gen Z (18 bis 29 Jahre) zumindest beim Bezahlen in der Gastronomie überraschenderweise noch am Bargeld fest. Über die Hälfte der jungen Erwachsenen zahlen lieber klassisch, obwohl sie eigentlich die digitale Generation schlechthin sind. Besonders interessant: Rund 15 Prozent zahlen auch mit Kreditkarten, was eigentlich ein typisches Merkmal der Babyboomer (65+) ist.
Das zeigt, dass Restaurants in Zukunft flexibel sein müssen, was die Art der Zahlungsmethoden angeht. Es lohnt sich sicherlich, sich auf digital zahlende Kunden einzustellen, doch genauso sollten Restaurantbetreiber auch traditionell mit Bargeld zahlende Kunden nicht vollständig vernachlässigen. Verbraucher wünschen sich die Freiheit, den Zahlungsprozess ihren individuellen Vorlieben anzupassen, so betont auch Fuhrmann.
Zankapfel Trinkgeld: Gäste zu gutem Trinkgeld zwingen?
Allerdings stört ein großes Problem den reibungslosen Ablauf von digitalen Zahlungen: das Trinkgeld. Das Phänomen der "Tipflation" ist längst in den USA bekannt. Doch auch hierzulande werden Gäste zunehmend dazu gedrängt, mehr Trinkgeld zu zahlen - teils sogar durch miese Tricks. Dabei ploppen beim Bezahlen auf dem Bildschirm festgelegte Trinkgeld-Optionen von 10, 15 oder 20 Prozent auf. In der Regel fühlen sich die Gäste dann gezwungen, eine höheres Trinkgeld zu geben, als sie eigentlich wollten. Dabei ist das Trinkgeld-Verhalten sehr unterschiedlich: Hierzulande sind Trinkgeld-Sätze von fünf bis 14 Prozent laut der Umfrage die Norm, ein Viertel der Gen Z gibt sogar überhaupt nichts.
Es erscheint zunächst also logisch, mit festen Prozenten gegen zu geringes Trinkgeld gegenzusteuern. Doch damit vergraulen Restaurants möglicherweise ihre Kundschaft. Rund 75 Prozent der Deutschen wollen sich das Trinkgeld laut der Studie nicht vorschreiben lassen. Verbraucher wollen nicht vom Kassensystem zu einer unangenehmen Entscheidung gedrängt werden, sondern lieber selbst entscheiden. Keine Pflichten, sondern Optionen schaffen - so lautet das Motto. Das gilt sowohl für die Zahlungsmethoden als auch das Trinkgeld.
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