
- Apotheken-Sterben geht in die nächste Runde
- dm-Chef kündigt die Eröffnung eines Online-Arzneimittelhandels an
- Apotheker kritisieren die Entscheidung scharf
Das Apotheken-Sterben geht munter weiter: zum Ende des Jahres 2024 gab es nur noch 17.041 Apotheken und damit 530 Apotheken weniger als ein Jahr zuvor. Geht es in diesem Tempo weiter, dann könnte es bald sein, dass Apotheken-Filialen bald der Geschichte angehören. Und die Drogerie-Kette dm? Die macht nun inmitten des Geschehens die Ansage, einen eigenen Online-Handel mit Medikamenten aufbauen zu wollen.
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dm wird Apotheken möglicherweise verdrängen
"Es muss eine Veränderung geben – und eine Online-Apotheke ist rechtlich auch für uns eine Möglichkeit", sagt Christoph Werner, der Geschäftsführer von dm im Interview mit "Bild". Stimmt das? Ja - zwar ist der Verkauf von Medikamenten hierzulande streng geregelt und alle verschreibungspflichtigen Medikamente sind auch apothekenpflichtig, aber nicht verschreibungspflichtige Medikamente sind immerhin zu großen Teilen frei verkäuflich. dm selbst selbst sagt, dass man zur gesundheitlichen Versorgung beitragen wolle. Ohnehin gibt es schon einiges an Arzneimitteln in den zahlreichen Filialen vor Ort, nun wolle man die Versorgung einfach "innovativer" gestalten. Vielleicht spricht wenig Begeisterung aus den Aussagen zur Entscheidung - aber dafür ein scharfer Sinn für das Geschäft.
Das sagen Apotheker zu der Entwicklung
Die Apotheker reagieren angespannt auf die Entwicklungen - einerseits, weil sie um ihre Geschäfte bangen, andererseits, weil sie überzeugt sind, dass der Handel mit Medikamenten mehr als nur ein reiner Logistik von Verpackungen für das Unternehmen sein sollte. "Vielmehr sind Arzneimittel besonders beratungsintensive Produkte", sagt Benjamin Rohrer, Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zu "Bild". "Wer krank ist, braucht mehr als einen Beipackzettel im Postpaket." Es geht dem Verband also auch in erster Linie um den Verbraucherschutz - dieser drohe durch die Verschiebung des Handels mit Medikamenten auf digitale Marktplätze schlechter zu werden. Ohnehin müssen bereits jetzt schon hunderte Apotheken pro Jahr schließen.
So will dm Apotheker ersetzen
Geschäftsführer Christoph Werner wehrt die Vorwürfe hingegen ab. Es sei nicht nur möglich, sondern auch ziemlich leicht, kompetente Beratung auch im Netz anzubieten. "Das Internet ist ja bereits ein Medium, in dem ein Informationsfluss stattfindet. Dort gibt es Produkt-Detailseiten mit sehr vielen Informationen bis zu kleinen Videos oder der Möglichkeit einer professionellen Online-Beratung." Doch eine solche Informationsmöglichkeit wird den Ansprüchen der Apotheker an eine kompetente Beratung wohl kaum gerecht werden - ganz zu schweigen davon, dass sie die professionelle Beratung vor Ort ersetzen kann. Dass das Schicksal der Apotheken ihn wohl kaum berührt, macht Werner nicht zum Geheimnis. Es gehe schließlich nicht darum, "bestehende Strukturen zu schützen".
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sfx/gom/news.de
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