Wenige Tage, nachdem die Lokführergewerkschaft GDL Deutschland mit einem ersten Warnstreik lahmlegte, droht die nächste Arbeitsniederlegung. Nun lässt die Gewerkschaft über den unbefristeten Arbeitskampf abstimmen.
Kurz nach dem Ende des ersten Warnstreiks im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft GDL ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen. Sie sollen über unbefristete Streiks bei der Bahn und anderen Verkehrsunternehmen entscheiden, teilte die Gewerkschaft am Abend des 17. November 2023 mit.
Neue Bahn-Streiks drohen! GDL-Chef Weselsky lässt über Streik abstimmen
"Wir erwarten, dass unsere Mitglieder der Hinhaltetaktik der Arbeitgeber eine eindeutige Antwort erteilen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky laut Mitteilung. Für längere und häufigere Arbeitskampfmaßnahmen müssten sich 75 Prozent der Mitglieder dafür aussprechen. Über Zeitpunkt und das Ergebnis der Auszählung wolle die GDL gesondert informieren. "Weitere Warnstreiks sind bis dahin nicht ausgeschlossen."
Auch Bahnrivalen betroffen
Die Bahn kommentierte die Ankündigung der Lokführergewerkschaft zunächst nicht. Die GDL verhandelt neben dem bundeseigenen Konzern noch mit einigen anderen Unternehmen, darunter mit dem Bahnwettbewerber Transdev. Auch diesem Unternehmen warf die Gewerkschaft eine Hinhaltetaktik vor.
Tarifverhandlungen zwischen Deutscher Bahn und GDL: Bislang keine Einigung in Sicht
Die Lokführergewerkschaft verhandelt mit der Bahn und anderen Verkehrsunternehmen separat über neue Tarifverträge. Der Auftakt beim bundeseigenen Konzern endete in der vergangenen Woche ohne inhaltliche Ergebnisse. In dieser Woche sollte weiterverhandelt werden, nach dem Warnstreikaufruf der GDL sagte die Bahn die für den 16. November geplanten Gespräche allerdings ab. 20 Stunden lang legte die Gewerkschaft mit ihrem ersten Arbeitskampf weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland vor allem am Donnerstag lahm. Jeder fünfte Fernzug fuhr. Auch im Regionalverkehr gab es weitreichende Einschränkungen.
GDL-Chef Weselsky will Bahn-Streiks juristisch absichern lassen
Weselsky hatte schon vor dem Tarifkonflikt betont, sich bei Arbeitskämpfen rechtlich absichern zu wollen und die Mitglieder früh über unbefristete Streiks per Urabstimmung entscheiden lassen zu wollen.
Für Warnstreiks ist keine Urabstimmung nötig. Dafür bestehen engere Vorgaben, was Dauer und Häufigkeit angeht. Sollten zwei Drittel der Gewerkschaftsmitglieder bei der Urabstimmung zustimmen, hätte Weselsky für längere und häufigere Arbeitskämpfe freie Hand.
Nach Streik-Androhung der Lokführer-Gewerkschaft: Platzt auch die nächste Verhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn?
Die Bahn hatte am 17. November betont, für die nächste angesetzte Verhandlungsrunde in der kommenden Woche bereit zu sein. Voraussetzung sei, dass die GDL nicht zeitgleich streike. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr im Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Knackpunkt der Verhandlungen ist indes die Forderung nach einer Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Wochenstunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohn. Die Bahn lehnt das als unerfüllbar ab. Sie bietet eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten und die von der GDL geforderte Inflationsprämie. Von einer Einigung sind beide Seiten nach der ersten Verhandlungsrunde und dem ersten Arbeitskampf weit entfernt.
Bahn: GDL-Urabstimmung "befremdlich und völlig irrational"
Die Deutsche Bahn hat die Urabstimmung der Gewerkschaft GDL über längere Streiks als "befremdlich und völlig irrational" kritisiert. Die Verhandlungen seien noch nicht einmal gescheitert, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag laut Mitteilung. "Die Lokführergewerkschaft sucht nur den Konflikt, zur Kooperation ist sie nicht in der Lage." Die Bahn habe in der ersten Verhandlungsrunde ein Angebot über eine elfprozentige Lohnerhöhung vorgelegt. "Die GDL streikt den zweiten Verhandlungstermin weg und leitet jetzt die Urabstimmung ohne weitere Verhandlung ein, obwohl bereits verabredet. Wer soll das noch verstehen?"
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loc/news.de/dpa
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