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Arbeitslosigkeit in Deutschland aktuell im Juni: Arbeitsmarkt kommt nicht in Schwung

Trotz weit verbreitetem Fachkräftemangel kommt der Arbeitsmarkt nicht in Schwung. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Juni unerwartet und liegt jetzt 6,7 Prozent höher als vor einem Jahr.

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Arbeitslosenstatistik Bild: Adobe Stock / max dallocco

"Die Schwäche am Arbeitsmarkt hält weiter an", so das Fazit von Andrea Nahles zum Arbeitsmarkt im Juni. In Nürnberg stellt die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit heute die neuen Arbeitslosenzahlen vor.

Gegen den üblichen Trend lag die Zahl der Arbeitslosen höher als vor einem Monat. Üblicherweise sollte sie im Juni sinken. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Plus immerhin 6,7 Prozent - trotz weiter verbreiteter Klagen über Arbeitskräftemangel. Auch die Zahl der Bürgergeldempfänger liegt höher als vor einem Jahr.

Wie viele Arbeitslose gibt es aktuell in Deutschland?

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat sich im Juni leicht erhöht. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 4.024 Personen und damit 0,1 Prozent auf 2.726.572. Im Juni sinkt die Arbeitslosigkeit üblicherweise, weil Außenberufe wie Bau und Gastronomie verstärkt Arbeitslose einstellen.

Arbeitslosenquote in Deutschland im Juni 2024

Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 5,8 Prozent. Allerdings gibt es in Deutschland große Differenzen zwischen den Bundesländern. Während die Arbeitslosenquote in Bayern nur 3,5 Prozent betrug, lag sie in Bremen bei 10,9 Prozent.

Arbeitslosigkeit in Deutschland auch im Vorjahresvergleich gestiegen

Im Vergleich zum Juni des Vorjahres lag die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 171.590 Personen höher. Das entspricht einem Anstieg um 6,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,3 Prozentpunkte. Vor einem Jahr hatte sie noch 5,5 Prozent betragen.

Unterbeschäftigung um 819,43 Personen höher

Allerdings zählt die offizielle Arbeitslosenstatistik viele Menschen nicht mit, die von den meisten Menschen wohl als arbeitslos bezeichnet werden würden, etwa Teilnehmende an Fördermaßnahmen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Werden diese mitgezählt, steigt die Zahl der Betroffenen um bundesweit 819,43 Personen auf 3.546,002, die sogenannte Unterbeschäftigung.

Wer ist von Arbeitslosigkeit in Deutschland besonders betroffen?

Für einige Bevölkerungsgruppen lag die Arbeitslosenquote über, für andere unter der allgemeinen Quote von 5,8 Prozent.
Die Arbeitslosenquote der Männer lag mit 6,1 Prozent etwas höher als die der Frauen von 5,6 Prozent. Die Bundesagentur für Arbeit erhebt außerdem Arbeitslosenquoten für jüngere und ältere Menschen. Unter 25-Jährige hatten eine Arbeitslosenquote von 5,0 Prozent, 55 bis unter 65-Jährige von 6,1 Prozent. Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind Ausländer, ihre Arbeitslosenquote lag bei 14,4 Prozent.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank um 345 oder 0 Prozent auf 964.843 Personen. Als langzeitarbeitslos gelten Menschen, die bereits ein Jahr oder länger arbeitslos gemeldet sind. Das trifft in der Deutschland auf 35,4 Prozent der Arbeitslosen zu.

Wie viele Arbeitslose beziehen Bürgergeld?

Von den 2.726.572 Arbeitslosen in Deutschland beziehen 1.789.342 Bürgergeld. Das entspricht einem Anteil von 65,6 Prozent an allen Arbeitslosen. Ihre Zahl lag um 2.721 niedriger als im Vormonat, was einem Rückgang von 0,2 Prozent entspricht.
Allerdings ist ein großer Teil der Bürgergeld-Beziehenden nicht arbeitslos gemeldet. Teilweise handelt es sich dabei um Beschäftigte oder Selbständige, die zwar mindestens 15 Stunden arbeiten und daher nicht arbeitslos sind, deren Einkommen aber nicht ausreicht und die daher ergänzend Sozialleistungen beziehen. Auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern mit kleinen Kindern können Bürgergeld beziehen, ohne Arbeit zu suchen. Aus diesem Grund beziehen weiter mehr Menschen Bürgergeld, als Bürgergeldempfänger arbeitslos gemeldet sind.

Wer erhält in Deutschland Bürgergeld?

Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit zufolge bezogen im Juni in Deutschland 5.825.941 Menschen Bürgergeld. Davon waren 4.020.270 Personen zumindest grundsätzlich erwerbsfähig. Sie sind also mindestens 15 Jahre alt und haben weder das Rentenalter erreicht ("Regelaltersgrenze") noch sind sie wegen schwerer Krankheit dauerhaft erwerbsunfähig und beziehen eine Erwerbsunfähigkeitsrente. Bei den übrigen, nicht erwerbsfähigen Leistungsempfängern handelt es sich dagegen überwiegend um Kinder bis 15 Jahre.
Die Zahl der Menschen mit Bürgergeldbezug erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 5.390 Personen. Das entspricht einem Anstieg von 0,1 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr lag die Zahl der Menschen, die diese Form der Unterstützung beziehen, um 91.917 Menschen höher, ein Plus von 1,1 Prozent.
Bei den erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfängern sank die Zahl der Betroffenen im Vergleich zum Vormonat um 510 Personen, was einem Rückgang von 0 Prozent entspricht. Verglichen mit dem Vorjahr stieg die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher um 510 Personen und damit 0 Prozent.

Arten der Arbeitslosigkeit

Die Wirtschaftswissenschaften unterscheiden im Allgemeinen zwischen drei Arten von Arbeitslosigkeit. Erstens gibt es die konjunkturelle Arbeitslosigkeit, die aufgrund einer zu geringen Nachfrage entsteht. Dies geschieht beispielsweise, wenn Menschen wenig Geld ausgeben und Unternehmen folglich weniger Personal benötigen. Die zweite Form ist die strukturelle Arbeitslosigkeit, bei der Unternehmen zwar offene Stellen haben, aber keine geeigneten Kandidaten finden, entweder aufgrund mangelnder Qualifikation oder wegen unterschiedlicher Gehaltsvorstellungen. Die dritte Kategorie ist die friktionelle Arbeitslosigkeit, eine kurzfristige Form der Erwerbslosigkeit. Wenn Menschen ihren Job verlieren, müssen sie zuerst nach einer neuen Stelle suchen und sind daher vorübergehend arbeitslos. Eine spezielle Form davon ist die saisonale Arbeitslosigkeit, die beispielsweise auftritt, wenn Bauunternehmen oder Gastronomiebetriebe im Winter einen Teil ihrer Mitarbeiter entlassen, die dann vorübergehend ohne Beschäftigung sind. In Deutschland waren im Juni 64,6 Prozent der Erwerbslosen weniger als ein Jahr lang arbeitslos. Allerdings sind darin auch Personen enthalten, deren Arbeitslosigkeit durch eine Weiterbildungsmaßnahme oder Krankheit unterbrochen wurde, sodass der tatsächliche Anteil etwas höher liegt.
+++ Redaktioneller Hinweis: Dieser Text wurde auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Er wird monatlich automatisch aktualisiert. Die letzte Aktualisierung erfolgte am 28.06.2024. Weitere Informationen zu den Grundlagen der Arbeitslosenstatistik erhalten Sie bei der Statistikabteilung der Bundesagentur für Arbeit. Feedback und Anmerkungen nehmen wir unter hinweis@news.de entgegen. +++

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