Während die Viertagewoche von immer mehr Menschen begrüßt wird, fordern Verbands- und Wirtschaftschefs nun, dass Arbeitnehmer:innen länger arbeiten sollen. Sie sprechen sich für Mehrarbeit von über 40 Stunden aus.
Eine Studie aus Großbritannien zeigte zuletzt, welche Vorteile eine Viertagewoche mit sich bringen könnte. Auch in Deutschland findet das Arbeitszeitmodell immer mehr Zustimmung. Laut einer aktuellen Umfrage derHans-Böckler-Stiftung könnten sich 73 Prozent der Befragten vorstellen ihre Arbeitszeit zu verkürzen, aber nur bei gleichbleibendem Lohn. Während sich also viele für kürzere Arbeitszeiten, fordern Verbandschefs nun, dass Arbeitnehmer:innen länger arbeiten sollen.
Mehrarbeit statt Viertagewoche: Arbeitgeberpräsident schockt mit Vorschlag
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hält nichts von kürzeren Arbeitszeiten. "Deutschland muss die Ärmel wieder hochkrempeln. Mit niedriger Wochen- und Jahresarbeitszeit, verkürzter Lebensarbeitszeit und zugleich sehr hohen Lohnkosten werden wir Klimawandel, Demografie und Digitalisierung nicht bewältigen", sagte er gegenüber "Bild". Er findet auch, dass das "verstaube Arbeitsrecht" flexibler gemacht werden müsse. Außerdem sollen "im Zeitalter der Digitalisierung [...] mehr Arbeitsstunden an einem Werktag möglich sein – wenn diese Mehrarbeit später ausgeglichen wird." Dulger zeigte sich bereits in einem Interview mit "T-Online" als Verfechter für Mehrarbeit. Die Viertagewoche sei seiner Aussage nach nicht die Lösung."Nichts wird besser, wenn wir alle weniger arbeiten. Die von Ihnen beschriebene Viertagewoche gefährdet unseren Wohlstand."
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42-Stunden-Woche? Verbandschefs für längere Arbeitszeiten
Längere Arbeitszeiten hält auch Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für angemessen. Er spricht sich für ein bis zwei Stunden Mehrarbeit aus. Als Vergleich zieht er die Schweiz und Schweden heran, wo die Menschen bereits länger arbeiten würden. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall spricht sogar von vier Stunden Mehrarbeit. Anstatt 36 Stunden sollen die Menschen 42 Stunden pro Woche arbeiten, meint Verbandschef Stefan Wolf. Denn durch den Fachkräftemangel, die Rezession und den Ressourcenmangel müssten Unternehmen Mehrarbeit zulassen dürfen, meint Markus Jerger, Chef des Mittelstand-Bundesverbandes BVMW gegenüber "Bild". "Hier muss sich der Gesetzgeber anpassungsfähig zeigen und auch eine Erhöhung Wochenarbeitszeit über 40 Stunden zulassen." Das soll gerade bei einer hohen Auftragslage möglich sein. Das könne zur "wirtschaftlichen Gesundung der Unternehmen beitragen". Wenn die Arbeitslast wieder abnimmt, könnten Arbeitnehmer:innen die Arbeitszeit wieder reduzieren, meint Jeger.
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bos/news.de