Experten fürchten um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Demnach könnte künftig der Strom knapp werden und dadurch zu höheren Preisen führen. Droht der Bundesrepublik die Deindustrialisierung?
In Deutschland könnte der Strom knapp werden, befürchtet RWE-Chef Markus Krebber. Die Folgen für die Wirtschaft könnten dramatisch sein.
Strommangel befürchtet: Ist der Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr?
"Deutschland hat als Industriestandort ein ernstes Problem: Uns steht nicht so viel Energie zur Verfügung, wie gebraucht wird", sagte Krebber gegenüber "Focus Online"."Diese Lücke führt zu den hohen Preisen und damit zu den berechtigten Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit." Doch damit nicht genug: "Wir sehen erste Anzeichen einer Deindustrialisierung", gibt der RWE-Chef gegenüber der "Bild" zu Protokoll.
Nach Plänen der Bundesregierung soll die Stromproduktion komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Demnach sollen bis 2023 etwa 80 Prozent aus Sonne, Wind und Co. stammen. Bis 2035 soll der komplette Strombedarf in Deutschland von erneuerbaren Energien gedeckt werden. Im April 2023 wurden jedoch die letzten drei Atomkraftwerke in der Bundesrepublik abgeschaltet. Seit dem importiere Deutschland mehr Strom aus dem Ausland als geliefert werde.
Experten warnen vor miserabler Energiepolitik
Damit es in Deutschland nicht zu einem Strommangel komme, bedarf es enormer Investitionen in "grüne Energien", meint Krebber. Und weiter: "Der Wille und das Geld sind vorhanden. Damit Investitionen auch wirklich getätigt werden, braucht es langfristig einen zuverlässigen Rahmen, der Anreize schafft, statt Hürden zu setzen."
Christian Kullmann, Vorstandesvorsitzender des Chemie-Konzerns Evonik, spricht von einem "energiepolitischen Desaster"."Wir zahlen in Deutschland die weltweit höchsten Preise für Strom und für Energie, und jede Industrie, jede Volkswirtschaft lebt und hängt gerade an einer vernünftigen, heißt also kostengünstigen, heißt also verfügbaren Energieversorgung", sagte er gegenüber dem "Deutschlandfunk". Die Zukunft sei düster. Künftig würden Massengüter nicht mehr in Deutschland hergestellt, prophezeit Kullmann. "Von diesen Industrien werden wir uns hier auf Sicht – und das wird gar nicht mehr allzu lange dauern – wohl verabschieden. Der Standort Deutschland steht unter Druck."
Ähnliches ist auch von Energie-Experte Roland Farnung zu hören. "Bei der von der Bundesregierung jetzt eingeschlagenen Energiepolitik handelt es sich praktisch um eine Operation am offenen Herzen der Gesellschaft mit erheblichen Risiken für deutsche Unternehmen und die hier befindlichen Arbeitsplätze"; sagte er dem "Münchner Merkur". Wenn es bei der aktuellen Energiepolitik bleibe, drohen "in Zukunft viel höhere Strompreise". Die Kosten in Deutschland seien in Deutschland teurer als in China oder den USA. Aktuell kostet die Stromerzeugung hierzulande etwa 15 Cent pro Kilowattstunde. In den USA bei drei Cent, in China vier Cent. Für die Wettbewerbsfähigkeit sind diese Unterschiede fatal.
Wie könnte man den Wettbewerbsfähigkeit erhalten?
Es drohe die Abwanderung deutscher Industrien, warnt Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Mit Subventionen könnte der Staat jedoch deutlich niedrigere "Industriestrompreise" garantieren. "Mit wettbewerbsfähigen Energiepreisen können qualitativ hochwertige Standorte hier mittel- und langfristig auch gegenüber China mithalten, bei mehr Sicherheit für ihre Investitionen", sagt sie gegenüber dem "Handelsblatt".
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