Drei Tage lang hat Russland seinen Gasfluss über die Pipeline Nord Stream 1 gestoppt. Eigentlich sollte der Betrieb am 3. September 2022 wieder aufgenommen werden. Doch nun kommt alles anders.
Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird vom 3. September 2022 an anders als angekündigt weiter kein Gas fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Abend des 2. September bei Telegram mit.
Gazprom stellt Gaslieferung durch Nord-Stream-1-Pipeline bis auf Weiteres ein
Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt. Es war damit gerechnet worden, dass nach Abschluss der angekündigten dreitägigen Wartungsarbeiten ab Samstagmorgen wieder Gas durch die Leitung fließt.
Gazprom begründet Lieferstopp mit Leck in Kompressorstation
Gazprom zufolge ist das Leck bei den gemeinsam mit Experten von Siemens Energy erledigten Wartungsarbeiten an der Station festgestellt worden. Das ausgetretene Öl sei an mehreren Stellen gefunden worden. Es sei nicht möglich, den sicheren Betrieb der letzten dort noch verbliebenen Gasturbine zu garantieren. Schon in der Vergangenheit sei es zu solchen Ölaustritten gekommen, hieß es.
Ein Brief über die Beanstandungen am Aggregat Trent 60 mit der Nummer 24 und über die notwendigen Reparaturen sei an den Chef von Siemens Energy, Christian Bruch, gegangen, teilte Gazprom weiter mit.
Wirtschaftsministerium nach Gasstopp: Versorgung ist sicher
Nach der Ankündigung von Gazprom, die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 zunächst nicht wieder aufzunehmen, hat das Bundeswirtschaftsministerium die Sicherheit der Gasversorgung betont. "Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet", erklärte eine Sprecherin am Freitagabend.
Die jüngsten Meldungen von Gazprom habe man zur Kenntnis genommen, so die Sprecherin. "Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt. Dadurch sind wir jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten."
Die Gasspeicher seien zu 84,3 Prozent gefüllt, führte die Sprecherin aus. "Das Oktober-Speicherziel von 85 Prozent dürfte daher schon in den ersten Septembertagen erreicht sein." Auch bei der Versorgung über andere Lieferwege als russische Pipelines und neue Anlandekapazitäten für Flüssiggas komme man gut voran.
EU-Kommission: Nord Stream 1 unter "falschen Vorwänden" stillgelegt
Die Europäische Kommission hat dem russischen Staatskonzern Gazprom vorgeworfen, den Gasfluss über die Ostseepipeline Nord Stream 1 wegen falscher Vorwände aufzuhalten. "Die Ankündigung von Gazprom von heute Nachmittag, Nord Stream 1 erneut unter falschen Vorwänden stillzulegen, ist ein weiterer Beleg seiner Unzuverlässigkeit als Lieferant", schrieb ein Sprecher der EU-Kommission am Freitagabend auf Twitter. Es sei auch ein Beweis für den Zynismus Russlands, da es vorziehe, Gas zu verbrennen statt Verträge zu erfüllen.
Gazprom widerruft Ankündigung zu Wiederaufnahme von Gaslieferungen durch Pipeline Nord Stream 1
Zuvor waren erste Gaslieferungen für Samstagmorgen angekündigt worden. Das ging aus vorläufigen Daten der Website der Nord Stream AG hervor. Demnach waren ab Samstagmorgen 02.00 Uhr wieder Gaslieferungen vorgemerkt worden.
Der Umfang der angekündigten Lieferungen entsprach zunächst dem Niveau vor der Unterbrechung, also etwa 20 Prozent der maximal möglichen Menge und damit täglich 33 Millionen Kubikmeter Erdgas. Am späten Freitagnachmittag zeigten die vorläufigen Daten dann nur noch eine kaum nennenswerte Menge an.
Russische Gaslieferungen nach Deutschland seit Tagen unterbrochen
Seit dem Morgen des 31. August 2022 fließt kein Gas durch die zuletzt wichtigste Leitung für russisches Gas nach Deutschland. Grund sind laut dem russischen Energiekonzern Gazprom Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation. Das Unternehmen hatte angekündigt, dass der Lieferstopp bis zum 2. September andauern werde.
Der russische Energieriese Gazprom sei nicht schuld daran, dass die Zuverlässigkeit der Leitung durch die Ostsee gefährdet sei, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Mittag gesagt. Es gebe keine technischen Reserven. "Es läuft nur eine Turbine", sagte er auf die Frage eines Journalisten nach möglichen weiteren Unterbrechungen.
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loc/news.de/dpa
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