Bundesbankpräsident Joach Nagel glaubt, dass die Preise in Deutschland bald noch weiter steigen könnten. In einem Interview warnte der 56-Jährige vor einer Inflationsrate von zehn Prozent im Herbst. Das sind die Gründe.
Infolge des Ukraine-Kriegs gehen die Preise für Lebensmittel, Energie und Co. in Deutschland seit Monaten durch die Decke. Die Bundesregierung versuchte durch Maßnahmen wie das auf drei Monate beschränkte 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr oder einem Tankrabatt die Bürger zu entlasten. Doch im Herbst könnte der nächste Teuer-Schock kommen.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel warnt vor zweistelliger Inflation
Die Inflation in Deutschland könnte nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Joachim Nagel in den Herbstmonaten zweistellig werden. "Der Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket laufen aus, das dürfte die Inflationsrate um gut einen Prozentpunkt erhöhen", sagte Nagel der "Rheinischen Post" (Samstag). Die Gasumlage komme, im Gegenzug solle die Mehrwertsteuer auf Gas gesenkt werden, was wiederum die Preise dämpfe. "In Summe ist in den Herbstmonaten sogar eine Inflationsrate von zehn Prozent möglich."
Nagel machte die historische Dimension deutlich: "Zweistellige Inflationsraten wurden in Deutschland das letzte Mal vor über siebzig Jahren gemessen." Im vierten Quartal 1951 habe die Inflationsrate nach den damaligen Berechnungen bei elf Prozent gelegen.
Inflation in Deutschland könnte auch 2023 in Deutschland noch hoch sein laut Nagel
Auch für das kommende Jahr gibt der Bundesbankpräsident keine Entwarnung. "Das Thema Inflation wird 2023 nicht verschwinden." Russland habe seine Gaslieferungen drastisch reduziert, und die Preise für Erdgas und Elektrizität seien stärker gestiegen als erwartet. Nachdem im Gesamtjahr 2022 die Inflationsrate nach europäischer Berechnung bei acht Prozent liegen dürfte, erwartet Nagel für das kommende Jahr eine Rate von sechs Prozent.
Bundesbankpräsident will Maßnahmen durch die Europäische Zentralbank
Nagel forderte weitere Zinserhöhungen durch die Europäischen Zentralbank (EZB). Die nächste Sitzung findet am 8. September statt. Eine Zahl für eine mögliche Zinserhöhung wollte Nagel nicht nennen. "Entscheidend wird sein, die mittelfristigen Inflationserwartungen stabil bei zwei Prozent zu halten. Ich bin davon überzeugt, dass der EZB-Rat die dafür notwendigen geldpolitischen Maßnahmen ergreift", so der Bundesbankpräsident. Im Juli hatte die EZB die Leitzinsen um 0,50 Prozentpunkte angehoben.
Für die konjunkturelle Entwicklung zeigt sich Nagel pessimistisch: "Wenn sich die Energiekrise zuspitzt, erscheint eine Rezession im kommenden Winter wahrscheinlich." Die Tarifpartner rief er zu verantwortungsvollen Tarifabschlüssen auf.
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gom/news.de/dpa
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