ARD-Markencheck: Wie Rewe und Edeka ihre Kunden betrügen

Der ARD-Markencheck geht in eine neue Runde und testet die Verbraucherlieblinge Rewe und Edeka. In diesen Märkten wird der Einkauf ob der immensen Auswahl zum Erlebnis. Dafür zahlt mancher Kunde auch gern mehr. Doch weder Qualität noch Fairness rechtfertigen die Preisunterschiede zu Billigmärkten.

Von news.de-Redakteurin Juliane Ziegengeist - Uhr

Im Vergleich zu Billig-Discountern wie Aldi und Lidl zählen Rewe und Edeka zu den etwas teureren Supermärkten in Deutschland - und das mit Erfolg. Mit ihren günstigen Eigenmarken «Ja!» und «Gut und günstig», vor allem aber Markenprodukten sowie markeneigener Feinkost haben sie es zu den beiden führenden Ketten hierzulande gebracht.

Doch steckt hinter den höheren Preisen auch ein Mehr an Qualität? Oder sind es nur Verpackung und Marketing, die hier kosten, und der Inhalt ist der gleiche? Das hat die ARD in einer neuen Folge seiner Markencheck-Reihe in gewohnter Manier getestet. Auf den Prüfstand kamen neben Verkaufsmasche, Preis und Qualität auch die Fairness im Unternehmen.

So werden Sie betrogen
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  • Große Packung, geringere Kosten: Wer auf diese Assoziation hereinfällt, schmeißt den Firmen das Geld hinterher. Tatsächlich sind die XXL-Packungen oft insgesamt teurer. Bei Lebensmittelpreisen sollten sie die 100-Gramm-Auspreisungen am Regal beachten, die Pflicht für die Supermärkte sind.

  • Große Packung, viel Inhalt: Auch das ist nicht der Fall. Zum Beispiel bei einem bekannten Kartoffel-Chip-Fabrikanten. Die Größe der Packung hat sich nicht geändert. Doch in den vergangenen Jahren sank die Füllmenge von 200 auf 165 Gramm. Nur der Preis blieb gleich. Also beim Einkauf den Blick auf die Mengenangabe nicht vergessen.

  • Kostenfreie Kontoauszüge: Eigentlich lässt sich der Kontoauszugdrucker der Bank regelmäßig ansteuern. Doch stellen Sie sich vor, Sie sind vier Wochen im Urlaub: Dann verschicken die meisten Banken die Kontoauszüge per Post. Natürlich nicht auf Bankkosten, sondern auf die des Kunden. Dabei darf diese oft versteckte Klausel der Banken gar nicht angewendet werden, entschied das Landgericht Frankfurt im Fall der Deutschen Bank (Az. 2-25 O 260/10).

  • Keine Überweisung, keine Kosten: Lehnt die Bank eine Überweisung von ihrem Konto ab, weil das Konto nicht gedeckt ist - und erhebt dafür Gebühren. Dabei ist das nicht zulässig, weil es sich um vorbeugendes Verhalten handelt, für das vom Kunden kein Schadenersatz zu verlangen ist (BGH, Az. XI ZR 5/97).

  • Auskunft nach dem Tod: Wenn sich Erben bei Banken über den Kontostand des Verstorbenen informieren wollen, muss die Bank der Anforderung kostenlos nachkommen. Nur wenn Sie als Kunde ausdrücklich in diesem Fall eine Beratung anfordern, dürfen dafür Gebühren erhoben werden.

  • Bankkonto auflösen: Manchmal zahlt sich ein Wechsel der Bank aus. Doch manchem Kunden kam das bereits teuer zu stehen: Die Bank verlangte Auflösungsgebühr. Dabei ist die gar nicht zulässig.

  • Neuanschaffung statt Reparatur: Die hat so mancher Verbraucher schon erlebt. Statt einfache Reparaturarbeiten zu erledigen - etwa die Wohnungstür zu öffnen -, werden gleich neue Produkte verkauft. Obwohl die der Kunde gar nicht braucht.

  • Kostenvoranschlag kostenlos: Nein. Den lassen sich so manche Handwerker kräftig bezahlen. Dabei muss der Kunde den nur bezahlen, wenn es ausdrücklich mit dem Handwerker vereinbart wurde.

  • Teure Anfahrtswege: Hat der Handwerker ein Werkzeug vergessen, muss das aus den Unternehmen geholt werden. Die Wege schlägt mancher Handwerker extra auf die Rechnung. Dabei ist das nicht erlaubt. Handwerker sind Fachleute und müssen deshalb wissen, welche Werkzeuge sie bei der Arbeit benötigen.

  • Gütesiegel, alles gut: Keineswegs. Viele Label, mit denen Unternehmen auf ihren Produkten werben, stammen nicht von unabhängigen Prüfinstituten, sondern wurden von den Unternehmen selbst erstellt. Das gilt auf Internetseiten genauso wie direkt auf Produkten. Selbst bei offiziellen Gütesiegeln - zum Beispiel - von der Stiftung Warentest ist Vorsicht geboten. Manche Unternehmen greifen auf alte Siegel zurück, um runderneuerte Produkte zu vermarkten. Achten Sie deshalb auf die Jahreszahl des Siegels.

  • Gesundheitsgefühl: Die einen versuchen es mit der «Extraportion Milch», die anderen mit der «Extraportion Vitamine». Dabei handelt es sich bei Milchschnitte und Nimm-2-Bonbons letzten Endes um Lebensmittel mit hohem Zuckeranteil. Für die Werbelüge hat Milch-Schnitte-Fabrikant Ferrero den Goldenen Windbeutel 2011 erhalten.

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    Beim Image schneiden Rewe und Edeka erwartungsgemäß gut ab. Der Eindruck vieler Kunden, hier kaufe man exklusiver und hochwertiger, kommt nicht von ungefähr. Die Supermarktketten verstehen es, den Verbrauchern ein besseres Gefühl beim Einkaufen zu suggerieren. Etwa durch die Ladengestaltung: die Obst- und Gemüseabteilung wie auf dem Markt, prall gefüllte Regale und eine kaum enden wollende Auswahl. Während die Produktpalette bei Discounter Aldi etwa 1000 Artikel zählt, sind es bei Rewe und Edeka bis zu 50.000. Da kauft man schon mal mehr als eigentlich geplant.

    Neben diesen Spontankäufen aufgrund des größeren Angebots animieren Sammelaktionen zum Mehr-Kaufen. Ob Rabattpunkte für Markengeschirr oder Aufkleber fürs Kinderalbum - so mancher Verbraucher legt dafür gern das eine oder andere Zusatzprodukt in den Warenkorb. Wie gut die Verkaufsmaschen von Rewe und Edeka funktionieren, zeigt ein Test in der Fußgängerzone: Ein und derselbe O-Saft und Käse aus Holland wird als Artikel verschiedener Supermärkte deklariert. Sieger im Geschmackstest sind gegenüber den Billig-Discountern dennoch die teuren Ketten.

    Beim Preis sind Rewe und Edeka nicht immer teurer als ihre vermeintlichen Billig-Konkurrenten. Ein Warenkorb mit 15 verschiedenen Markenprodukten ist zwar bei Lidl am günstigsten. Kauft der Kunde die gleichen Produkte bei Rewe, muss er aber nur 1,50 Euro draufzahlen. Auch mit Rücksicht auf Sonderangebote ist der Unterschied gering: Die Vergleichseite lebensmittel-suchmaschine.de weist zwar für Lidl die günstigsten Angebote aus, doch die anderen Märkte liegen kaum mehr als einen Euro dahinter.

    Noch minimaler wird der Unterschied, wenn man die günstigen Eigenmarken von Rewe und Edeka mit Discount-Produkten vergleicht. Es gibt nämlich faktisch keinen Unterschied. Die Preise von «Ja!» und «Gut und günstig» richten sich exakt nach den Billig-Produkten der Konkurrenz, und zwar auf den Cent genau. Sie werden ständig überwacht und gegebenenfalls angepasst. Wer also preisbewusst einkaufen will, muss gar nicht zum Discounter gehen.

    Bei der Qualität müssen die Marktführer gemessen an den eigenen Ansprüchen deutliche Abstriche machen. Die Werbeversprechen, qualitativ besser zu sein als die Discounter, bewahrheiten sich im Check nicht. Gemüse und Obst hält sich nach fünf Tagen genauso gut wie das der Billig-Konkurrenz. Der Feldsalat von Edeka - schon bei Ankunft im Labor nicht mehr frisch - ist sogar ein Totalreinfall und nach der Lagerung zwar ungefährlich, aber ungenießbar. Der Frischevorteil von Rewe und Edeka ist also ein Mythos.

    Auch die Qualität des Fleisches, getestet in verschiedenen Preiskategorien, überrascht. Zwischen eingeschweißter Ware und Thekenware gibt es kaum qualitative Unterschiede. Der Grund: Die Werksbetriebe verwenden immer das gleiche Fleisch, bereiten es mitunter nur anders zu. Die Preisunterschiede rechtfertigen sich damit allerdings nicht.

    Die Feinkost-Eigenmarken von Edeka und Rewe werden ihrem Namen trotz Verarbeitung durch einen Sternekoch nicht gerecht. Testesser bewerten Vergleichsprodukte von Aldi fast durchweg besser, obwohl es sich dabei um gar keine Feinkost handelt. Besonders schlecht schneidet Rewe ab: Hier sind die Produkte am teuersten, werden aber im Test mit großem Abstand am schlechtesten benotet. Edeka landet in der Mitte.

    Bei der Fairness haben die Supermarktketten ebenfalls Nachholbedarf. Zwar wirbt Rewe mit einem eigenen Nachhaltigkeitslabel names Pro Planet. Versichern, dass Obst und Gemüse auch von nachhaltigen Plantagen stammen, kann das Unternehmen aufgrund der hohen Zahl an Zulieferern und den großen Einkaufsmengen aber nicht. Die Verpackungsbetriebe erhalten die Ware von Bauern etwa aus Spanien, die unterbezahlte Erntehelfer und Tagelöhner beschäftigen. Viele von ihnen leben in Slums oder Hüttendörfern und wissen oft gar nicht, für wen sie arbeiten.

    Auch bei den Arbeitsbedingungen in Deutschland hapert es. Im Falle von Edeka haben einzelne Kaufmänner das Sagen, zentrale Vorschriften oder Kontrollen gibt es kaum. Das führt mitunter zu ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen an der Grenze zur Legalität, wie der Test zeigt. Auch Verdi hat in einer Studie festgestellt: Viele Kaufleute betreiben Tarifflucht und Lohndumping, es gibt so gut wie keine Betriebsräte. Die Organisation bei Rewe erfolgt zwar zentraler, ist aber von vielen Fremdfirmen durchzogen, die wiederum unbehelligt ausländische Werksarbeiter unterbezahlen.

    Fazit: Das bessere Gefühl, mit dem viele Verbraucher bei Rewe und Edeka einkaufen, dürfte vor allem aufgrund der Testergebnisse bei Qualität und Fairness schnell verfliegen.

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    zij/kls/news.de

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