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Wunsch und Wirklichkeit: Warum nur ein Viertel der Verbraucher wirklich Bio kauft

Viele Verbraucher geben an, nachhaltige und Bio-Produkte zu bevorzugen, doch das tatsächliche Kaufverhalten zeigt ein anderes Bild. Studien belegen eine große Lücke zwischen den guten Absichten und dem, was an der Supermarktkasse landet.

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In Umfragen beliebt, an der Kasse gemieden: Bio-Produkte (Symbolfoto) Bild: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

In Umfragen geben viele Menschen an, auf Nachhaltigkeit zu achten und Bio-Produkte zu bevorzugen. Doch wenn es darauf ankommt, zeigen Studien eine deutliche Diskrepanz zwischen den guten Absichten und dem tatsächlichen Kaufverhalten. Warum das so ist und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen, wird im Folgenden beleuchtet.

Der Wunsch nach Nachhaltigkeit

„Würden Sie nachhaltige, umwelt- und tierfreundliche oder Bio-Produkte kaufen?" Diese Frage wird in Umfragen oft positiv beantwortet. Viele Konsumenten sehen sich als umweltbewusst und möchten ihren Beitrag leisten. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2023 zeigt, dass gut drei Viertel der Befragten (77 Prozent) der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln einen großen Stellenwert einräumen. Diese Zahlen liegen deutlich höher als in den Jahren zuvor, in denen die Werte bei 50 bis 60 Prozent lagen.

 

Die Bio-Lücke an der Kasse

Trotz der positiven Einstellung zur Nachhaltigkeit zeigt sich an der Supermarktkasse ein anderes Bild. Eine Civey-Umfrage des Lebensmittelverbands Deutschland aus dem Jahr 2022 ergab, dass nur 24 Prozent der Verbraucher tatsächlich unter dem Aspekt „Nachhaltigkeit" einkaufen. Das Marktforschungsinstitut GfK kam Ende 2023 auf einen ähnlichen Wert von 26 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen, dass zwar drei Viertel der Menschen Nachhaltigkeit wichtig finden, aber nur ein Viertel entsprechend einkauft.

 

Der Preis spielt eine große Rolle

Ein entscheidender Faktor für diese Diskrepanz ist der Preis. Bio-Produkte sind in der Regel teurer als konventionell hergestellte Lebensmittel. Laut dem Institut für Wirtschaft müssen Konsumenten für Bio-Lebensmittel tiefer in die Tasche greifen. Eine Auswertung von 3,75 Millionen Kassenbons zeigt, dass der größte Preisunterschied bei Geflügel-Salami (+220 Prozent), Salatgurken (+102 Prozent), Hackfleisch (+50 Prozent) und Joghurt (+40 Prozent) besteht. Diese Preisunterschiede können sich nicht alle Verbraucher leisten.

 

Einkommensfrage und Inflation

Die aktuelle wirtschaftliche Situation verschärft dieses Problem. Die Inflation führt dazu, dass viele Menschen genauer auf ihre Ausgaben achten müssen. Petra Süptitz, Nachhaltigkeitsexpertin bei GfK, stellt fest: „Die aktuelle Situation zeigt, dass nachhaltiger Konsum zunehmend eine Frage des Einkommens wird." Vor allem Menschen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 4.000 Euro und mehr sind bereit, unter Nachhaltigkeitsaspekten einzukaufen. Für Haushalte mit geringerem Einkommen wird der Kauf von Bio-Produkten oft zur finanziellen Belastung.

 

Kaufverhalten lässt sich nicht aufzwingen

Der Wunsch nach nachhaltigem Konsum ist weit verbreitet, doch die Umsetzung scheitert oft an finanziellen Hürden. Die Diskrepanz zwischen den guten Absichten und dem tatsächlichen Kaufverhalten ist ein komplexes Phänomen, das von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und individuellen Prioritäten beeinflusst wird. Um die Bio-Lücke zu schließen, wären sowohl preisliche Anpassungen als auch eine stärkere Unterstützung durch politische Maßnahmen notwendig. Nur so kann nachhaltiger Konsum für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich und realisierbar werden.

 

lab/news.de

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