
- Karl Lauterbach entschuldigt sich bei "Markus Lanz" erneut für Nazi-Kritik an Friedrich Merz
- SPD-Gesundheitsminister spricht über hohe Zahl von psychisch erkrankten Geflüchteten
- ZDF-Moderator reagiert fassungslos
Vor zwei Wochen brachte die Union einen Entschließungsantrag zur Verschärfung der Migrationspolitik in den Bundestag ein. Dieser bekam durch Stimmen von AfD und FDP eine Mehrheit. Ein weiterer Gesetzesentwurf von CDU/CSU zu dem Thema wurde zwei Tage später hingegen abgelehnt. Doch immer noch erhitzt die gemeinsame Abstimmung von Union und der rechtspopulistischen AfD im Parlament die Gemüter. Am Dienstagabend äußerte sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei "Markus Lanz" erneut dazu. Dieser hatte CDU-Chef Friedrich Merz für sein Vorgehen heftig kritisiert. Gleichzeitig sorgte der SPD-Politiker in der ZDF-Sendung mit Aussagen über psychisch kranke Geflüchtete für Aufsehen.
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Karl Lauterbach äußert sich zu seiner Kritik an Friedrich Merz bei "Markus Lanz"
Am Anfang der Sendung wurde Karl Lauterbach darauf angesprochen, dass er nach der gemeinsamen Abstimmung von Union und AfD auf der Plattform X (vormals Twitter) über Friedrich Merz geschrieben hatte: "Heute, 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, führen wir die Vogelschiss-Debatte und @_Friedrich Merz hofiert die @AfD. Als erster Demokrat sagt er im Prinzip: Wo es mir hilft, lasse ich mich auch von Nazis unterstützen. Moralisch bankrott." Später hatte sich der SPD-Politiker für diese Worte entschuldigt, wie er bei "Markus Lanz" betonte. "Ich glaube das ist ausgeräumt." Er fügte hinzu: "Wenn man etwas sagt, was falsch ist, muss man das einräumen können, muss sich entschuldigen können. Und ich habe auch danach noch mal mit Herrn Merz gesprochen....Friedrich Merz ist kein Nazi. Das ist Unsinn. Das war auch nicht meine Absicht, das auch nur anzudeuten."
Karl Lauterbachs Aussagen über psychisch kranke Geflüchtete verwundern ZDF-Moderator
Markus Lanz las später in der Sendung ein Zitat von Karl Lauterbach vor, in dem er sagt, dass viele Menschen mit Kriegs- und Fluchterfahrungen schwere psychische Erkrankungen entwickeln würden und daher häufig eine Gefahr für andere seien. Gleichzeitig forderte Lauterbach dazu auf, dass psychisch erkrankte Geflüchtete kein Tabuthema sein dürfen. 30 Prozent seien laut dem SPD-Politiker betroffen. "Das hat mich echt umgehauen", gab Markus Lanz zu. "Das heißt, wir reden von einer Million Menschen". Lauterbach versuchte sich zu erklären: "Also erst einmal: die Zahl ist viel geringer. Aber diejenigen, die psychisch krank sind nach Fluchterfahrungen, das weiß jeder, das ist ein Risikofaktor natürlich." Er fügte schließlich hinzu: "Und daher wissen wir, dass Menschen mit diesem Hintergrund häufig psychisch krank sind. Und wir haben das aus meiner Sicht ein Stück weit tabuisiert. Wieso soll ich das nicht zum Thema machen?" Es gebe derzeit kein Angebot für eine psychotherapeutische Versorgung dieser Menschen. Sie würden entweder nicht gern als Patienten gesehen werden, zudem würden Spezialisten dafür fehlen. Lauterbach kündigte Verbesserungen in diesem Bereich an, die bereits am kommenden Freitag, 14. Februar, im Bundesrat beschlossen werden sollen.
Markus Lanz fassungslos zu Karl Lauterbach: "Das ist politischer Sprengstoff"
Markus Lanz erwiderte im Hinblick auf die offenbar hohe Anzahl psychisch kranker Geflüchteter, die ein Sicherheitsrisiko darstellen: "Das ist politischer Sprengstoff!" Karl Lauterbach betonte zum wiederholten Male, dass die Zahl der Gefährder viel geringer sei. Er ergänzte zu den Aussagen von Lanz: "Der Sprengstoff ist das Problem, nicht der Satz. Und wir müssen tatsächlich Strukturen schaffen, dass wir denjenigen, die diese Risikofaktoren mitbringen, eine Möglichkeit geben, therapiert zu werden. Und wenn sie Gefährder sind, dann müssen sie tatsächlich so untergebracht sein, dass sie keine Gefahr mehr sein würden." Karl Lauterbach betonte schließlich noch einmal, dass es sich nur bei einer kleineren Gruppe wirklich um Gefährder handele. "Und die müssen dann auch entsprechend gesichert werden. Alles andere hilft niemandem". Markus Lanz hakte nach: "Das ist doch das Eingeständnis, dass wir komplett und heillos überfordert sind oder nicht?" Der Gesundheitsminister verneinte dies und sagte außerdem, dass verschiedene psychische Störungen unterschiedlich gefährlich seien. Es sei gut möglich diejenigen Leute zu identifizieren, die wirklich zur Gefahr werden könnten. Dazu müsse man unter anderem "Auffälligkeiten" in den Unterkünften "systematisch erfassen" und Hilfe anbieten.
So reagierten Zuschauer auf den Auftritt von Karl Lauterbach im ZDF-Talk
Auf X äußerten sich mehrere Zuschauer:innen zu der Debatte bei "Markus Lanz". Kommentare zu den Aussagen von Karl Lauterbach lauteten unter anderem:
- "Mehr Psychotherapie für Geflüchtete, wie Lauterbach bei #Lanz sagt. Mehr Sozialarbeit. Mehr Sprachmittler. Mehr Erzieher & Lehrer für Flüchtlingskinder. Alles gut, alles richtig. Aber es muss doch irgendjemand beantworten, woher diese nicht vorhandenen Menschen kommen sollen?", so Stern-Reporter Julius Betschka.
- "Gerade die Psychotherapie hat 2 große Haken: 1) Sprachlich-kulturelle Zugänge haben deutsche Psychologen oft nicht. 2) Bewusstsein für Behandlungsbedarf bei vielen Männern kaum vorhanden. Alle anderen Punkte sind ebenfalls kaum leistbar.", so eine weitere Meinung.
- "#Lauterbach will Gefährder rechtzeitig erkennen, aussortieren und therapieren. Während in #Magdeburg der Terrorist Taleb A. trotz über 100 aktenkundiger Vorfälle weiter als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitete - dünnes Eis. #Lanz", heißt es in einem anderen Tweet.
- "Na endlich. Das ist gut. Psychotherapeutische Unterstützung für Menschen mit Fluchterfahrung wird ermöglicht. Eine Sonderzulassung kommt.", wird das Handeln des Gesundheitsministers in einem weiteren Kommentar verteidigt.
Die gesamte Folge "Markus Lanz" vom Dienstagabend, 11. Februar, ist in der ZDF-Mediathek abrufbar.
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