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Fernsehen: ARD-Programmchefin zu Fall Mischke: Brauchen andere Diskussionskultur

Nach Vorwürfen gegen Thilo Mischke macht die ARD eine Kehrtwende und streicht ihn von der Moderatorenliste für "ttt". Die ARD-Programmchefin hält die aktuelle Diskussionskultur für problematisch.

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ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sieht die Diskussionskultur zum Fall Thilo Mischke kritisch. "Ich habe in den letzten Tagen schon das Gefühl gehabt, dass wir in einer sehr aufgeregten, sehr dynamisierten Form diskutiert haben. Ich wünsche mir, dass wir wieder zu einer Form zurückkommen, die nicht eine Debatte unmöglich macht", sagte die ARD-Managerin zur Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor war bekanntgeworden, dass die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine Kehrtwende macht und den Journalisten Thilo Mischke doch nicht als Moderator für das ARD-Kulturmagazin "ttt - titel, thesen, temperamente" einsetzen wird.

Strobl, die nach eigenen Angaben nicht in den Entscheidungsprozess integriert war, ergänzte: "Die Entscheidung der Kulturchefinnen und -chefs beruht auf der Erkenntnis, dass eine Diskussion nicht mehr möglich ist. Und das finde ich einen problematischen Zustand, und das treibt mich sehr um." Ihr sei es wichtig, "dass wir jetzt wieder zu einer normalen Debattenkultur zurückkommen".

Die ARD teilte zur Begründung für ihre Abkehr von Mischke mit, die in den vergangenen Tagen entstandene "heftige Diskussion um die Personalie Thilo Mischke überschattet die für uns zentralen und relevanten Themen, die wir mit der Sendung und Marke "ttt" transportieren und gemeinsam mit der Community diskutieren möchten so, dass dies nicht mehr möglich ist".

Zuletzt hatte sich Kritik an dem Journalisten wegen dessen früherer Autorentätigkeit gemehrt, und Kulturschaffende verweigerten ihre Zusammenarbeit. Der Unmut dreht sich um die Vergangenheit des Journalisten und Autoren. Im Gespräch war etwa sein Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010. Mischke reiste wegen einer Wette, 80 Frauen zu verführen, um die Welt. Daraus entstand das Buch.

ARD-Programmchefin Strobl sagte der dpa: "Mich beschäftigt die Wucht und die Dynamik der Debatte. Darüber müssen wir im Nachgang sowohl intern als auch mit den Beteiligten im Bereich der Medien- und Kulturbranche sprechen."

Sie ergänzte: "Wenn ich in den letzten Tagen höre, dass mehrere anerkannte und beteiligte Personen aus der Branche sagen, sie trauen sich nicht mehr zu, in der Öffentlichkeit etwas zu dieser Debatte zu sagen, weil sie Angst haben, sich einem persönlichen Shitstorm auszusetzen - dann zeigt das für mich, dass wir eine Form der Debattenkultur erreicht haben, die ich problematisch finde und mit Sorge betrachte." Es sei Aufgabe des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks und besonders von "ttt", Raum für Diskussion und kulturelle Vielfalt zu bieten.

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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

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