Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Druck. Die Medienhäuser müssen sparen. Die Politik will effizientere Strukturen. In diese Zeit fällt die WDR-Intendanten-Wahl. Wer setzt sich durch?
Am öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird gerade von vielen Seiten herumgezerrt. Medienpolitiker wollen seine Struktur und seinen Auftrag effizienter machen. Es gibt einen Streit um die Höhe des Rundfunkbeitrags, weil sich mehrere Ministerpräsidenten gegen ein Plus von 58 Cent auf 18,94 Euro stemmen. In den Häusern selbst gibt es Verteilungskämpfe, weil mehr ins Digitale fließen und dafür anderes gelassen werden soll. Inmitten dieser Gemengelage bekommt der größte ARD-Sender Westdeutscher Rundfunk (WDR) eine neue Spitze. Wer wird sich als Nachfolge von Tom Buhrow (65) durchsetzen?
Es spricht viel dafür, dass es am Donnerstag (27. Juni) die Antwort darauf geben wird. Es gibt eine Kandidatin und drei Kandidaten, die sich in Köln zur Intendantenwahl stellen.
In alphabetischer Reihenfolge sind das: "Tagesthemen"-Moderator und Zweiter Chefredakteur der Gemeinschaftsredaktion ARD-aktuell, Helge Fuhst (40), der WDR-Programmdirektor und "Presseclub"-Moderator Jörg Schönenborn (59), ZDF-Washington-Studioleiter Elmar Theveßen (57) und die WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau (51). Alle haben schon jetzt hohe Positionen im Kosmos des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Hört man sich um, so scheint es bisher nicht ausgemachte Sache zu sein, wer das Rennen macht. Man hört Argumente in die eine und in die andere Richtung. Soll es ein Intendant sein, der aus der Programmarbeit kommt oder soll er sich besser mit Zahlen auskennen? Soll es jemand sein, der Jahrzehnte Rundfunkarbeit repräsentiert? Jemand, der für etwas Neues steht? Mann oder Frau? Soll es jemand sein, den die Leute schon aus dem Fernsehen kennen und ein bekanntes Gesicht ist? Eine Frage ist auch, wer am besten die Interessen der ARD nach außen vertritt.
Der WDR-Rundfunkrat wählt. Das ist das Kontrollgremium aus ehrenamtlichen Vertretern vieler Gruppen, die einen Querschnitt der Bevölkerung repräsentieren sollen. Zum Beispiel schicken der Landtag, Städtetag, Kirchen, Gewerkschaften und Verbände Vertreter in das Gremium, das im Wesentlichen die Programmarbeit eines Senders überwacht - also, ob die Angebote ausgewogen sind und ob sie alle Menschen ansprechen.
Gewählt ist, wer die Mehrheit der 55 Rundfunkratsstimmen - also 28 Stimmen oder mehr - bekommt, wie das Gremienbüro des Senders mitteilt. Erreicht das keiner, folgt unverzüglich eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Hier reicht dann eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen – Ausgangspunkt sind hier also nicht mehr zwingend die 55 Stimmen. "In aller Regel sollte also nach spätestens zwei Wahlgängen ein Endergebnis vorliegen", heißt es vom Gremienbüro.
Die neue Amtsperiode beginnt am 1. Januar 2025. Intendant Tom Buhrow - den viele noch aus seiner Zeit als "Tagesthemen"-Moderator kannten - strebte keine dritte Amtszeit als Senderchef mehr an.
Der WDR hat wegen seiner Größe mit Einnahmen durch den Rundfunkbeitrag im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (rund 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2022) eine große Machtposition innerhalb der ARD mit neun Landesrundfunkanstalten. Deshalb wird die Arbeit des Senderchefs oder der Senderchefin besonders beobachtet.
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