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"Markus Lanz" im ZDF: "Fühlen uns einfach verarscht!" Schülervertreter rechnet mit Olaf Scholz ab

Genügen ein paar bunte Politiker-Clips auf TikTok, um Jugendliche abzuholen? Bei "Markus Lanz" kam das Thema nun zur Sprache und mündete in eine bittere Abrechnung der jungen Generation mit Bundeskanzler Scholz und Co.

Florian Fabricius machte seinem Frust bei "Markus Lanz" im ZDF Luft. (Foto) Suche
Florian Fabricius machte seinem Frust bei "Markus Lanz" im ZDF Luft. Bild: ZDF / Cornelia Lehmann
  • "Markus Lanz" am 18. Juni 2024 mit Gästen Florian Fabricius, Hans Uszkoreit, Silke Müller und Sascha Lobo
  • Schülersprecher ätzt gegen KI-Verdrossenheit im Schulalltag und TikTok-Hype in der Politik
  • Florian Fabricius' Generation fühlt sich von der Regierung "einfach ein bisschen verarscht"

Während sich seine Polittalk-Kollegen wie Caren Miosga, Louis Klamroth oder Sandra Maischberger bereits in die diesjährige Sommerpause verabschiedet haben, talkt Markus Lanz im ZDF munter weiter - so auch am vergangenen Dienstagabend.

"Markus Lanz" im ZDF zum Thema künstliche Intelligenz und Schul-Alltag

In der aktuellen Ausgabe vom 18. Juni 2024 flogen im "Markus Lanz"-Studio heftig die Fetzen, als Lanz' Talk-Gast Florian Fabricius eine bittere Abrechnung unter anderem mit Bundeskanzler Olaf Scholz darlegte. Die Talk-Runde komplettierten Schulleiterin Silke Müller, Blogger Sascha Lobo und Informatiker Hans Uszkoreit. Der frühere Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, der derzeit selbst die 12. Klasse besucht, hatte zu der Talkrunde rund um den Themenkomplex Schul-Alltag, künstliche Intelligenz und "Revolution von unten" unter anderem eine umfangreiche Liste an Kritikpunkten mitgebracht, die das Schulsystem seiner KI-affinen Generation vor die Nase setzt.

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Für Schülerinnen und Schüler sei es längst alltäglich geworden, Hausaufgaben mittels ChatGPT zu lösen oder Lehrerfragen im Unterricht von künstlicher Intelligenz beantworten zu lassen. "Das ist die Realität von 18-Jährigen heute im Klassenraum, dass es einfach angekommen ist", so Florian Fabricius. Dem gegenüber stünden ältere Lehrkräfte, die den längst fortgeschrittenen Siegeszug von künstlicher Intelligenz im Schulalltag noch nicht erkannt hätten. Zwar riefe man allerorten nach mehr schulisch vermittelter Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche, doch Florian Fabricius äußerte bei "Markus Lanz" deutliche Zweifel, dass kompetentes Lehrpersonal für die Vermittlung derselben verfügbar sei: Die Schülerinnen und Schüler "müssten eigentlich den Lehrkräften beibringen, wie es geht", so der Zwölftklässler aus Hessen.

Politik setzt auf TikTok - und schrammt doch an der Lebensrealität von Jugendlichen vorbei

Auch soziale Medien wie TikTok sind aus dem Alltag der jungen Generation nicht mehr wegzudenken, so Fabricius weiter. Dass die Jugend sich jedoch durchweg unkritisch von den Inhalten berieseln lasse, treffe Fabricius zufolge nicht zu: "Es ist nicht so, dass meine Generation alles glaubt, was da reinkommt", so der Schülervertreter entschieden. Gerade nach der Europawahl 2024 sei es dem Zwölftklässler zufolge nicht die rettende Lösung, "wenn Politiker auf TikTok gehen, es gibt schon noch grundlegendere Probleme". Und weiter: "Ich hab das Gefühl, TikTok ist die einfache Erklärung für Boomer, warum die junge Generation anders tickt."

Fabricius' Frust, den er stellvertretend für seine Altersgenossen bei "Markus Lanz" äußerte, beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Bereich KI im Klassenzimmer. Vielmehr fühlt sich die Generation des Zwölftklässlers in etlichen Bereichen von der Politik im Stich gelassen: "Darf ich kurz was rauslassen? Das ist das Symptom, dass die ältere Zielgruppe denkt, Jugend ist gleich TikTok, auch im politischen Raum", setzte der 18-Jährige zu seiner Schimpftirade an. "Was wir bei der Europa-Wahl gesehen haben: Wir als Jugendliche haben ernsthafte Sorgen. Bezahlbarer Wohnraum, Inflation, Krieg, das sind alles ernsthafte Themen."

Bundeskanzler Olaf Scholz für TikTok-Clips massiv angegriffen: "Meint, damit ist es abgefrühstückt"

Ein deutliches Zeichen aus der Politik, dass die Sorgen der Jugend ernst genug genommen werden, vermisst Fabricius indes: "Was wir dann kriegen von den Politikern, ist nicht eine Politik, die sich Jugendlichen widmet, sondern ein Angebot auf TikTok. Scholz zeigt uns seine Aktentasche und meint, damit ist es abgefrühstückt, wir beteiligen die Jugendlichen." Der frühere Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz schimpfte weiter: "Gleichzeitig aber haben wir ein Rentenpaket 2, das Jugendliche mehr belastet. Gleichzeitig kriegen wir kaum Erhöhungen beim BAföG. Ich glaube, die Wahlergebnisse sind auch deshalb so deutlich, weil wir Jugendlichen irgendwann uns einfach ein bisschen verarscht fühlen, weil wir das durchschauen. Man tut auf jugendfreundlich, postet Bilder mit Jugendvertretern, geht auf TikTok, aber an der Substanz, an jugendfreundlicher Politik ist wenig dran!"

Die komplette Ausgabe von "Markus Lanz" vom 18. Juni 2024 finden Sie in der ZDF-Mediathek als Wiederholung zum Abruf.

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