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"Anne Will" : "Billige Täter-Opfer-Umkehr!" Zuschauer entsetzt nach "Kriegsverbrechen"-Vorwurf

Bei "Anne Will" suchte die Moderatorin nach Lösungen, wie in Israel wieder Frieden herrschen kann. Eine genau Antwort konnte in der aktuellen Situation niemand liefern, dafür entbrannte eine heftige Diskussion, nachdem eine Politikwissenschaftlerin mit ihrem Vorwurf für Entsetzen sorgte.

Anne Will diskutierte am 22. Oktober über den Nahost-Konflikt und die Hamas-Angriffe in Israel. (Foto) Suche
Anne Will diskutierte am 22. Oktober über den Nahost-Konflikt und die Hamas-Angriffe in Israel. Bild: picture alliance/dpa/NDR | Wolfgang Borrs

Vor zwei Wochen griff die terroristische Gruppierung Hamas Israel an. Bei einem Großangriff auf einem Musikfestival und in den darauffolgenden Tagen kamen in Israel rund 1.400 Menschen ums Leben. Israel fliegt seither Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen. Laut Berichten plante Israel, seine Angriffe auf Stellungen der Hamas auszuweiten. Derweil kommen die am Wochenende angelaufenen Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in dem von Israel abgeriegelten Gazastreifen mit gut zwei Millionen Einwohnern nur langsam voran. Die Lage ist dramatisch. "Droht ein neuer Krieg im Nahen Osten?" und "Gibt es noch einen Ausweg", fragte Anne Will am 22. Oktober in ihrer gleichnamigen Sendung. Den richtigen Grad in der Diskussion zu finden, um die bereits angespannte Situation nicht noch weiter anzuheizen, kommt einem Balanceakt gleich. Der gelang nicht jedem Gast. Besonders ein Redebeitrag sorgte für Entsetzen.

"Anne Will" vom 22.10.2023: Politikwissenschaftlerin spricht von "Kriegsverbrechen" und "kollektiver Strafe" gegen Araber in Gaza

Nach etwas über einer Viertelstunde wollte Anne Will mit der Politikwissenschaftlerin Hoda Salah deren Eindrücke von Gesprächen mit Palästinensern im Gazastreifen erfahren. Doch zuvor sprach Salah über zwei zuvor getätigte Aussagen, die sie "so nicht stehen lassen" wollte. Es stimme ihrer Meinung nach nicht, dass sich arabische Staaten nicht solidarisch gezeigt haben. Einige Länder hätten die Angriffe der Hamas verurteilt. Außerdem sagte König Abdullah II. bin al-Hussein, dass er sich mit der Bevölkerung in Gaza und Israel solidarisiere. "Das muss man betonen", so Salah.

Dann warf sie Israel vor, Araber mit einer kollektiven Strafe zu belegen. "Das berührt und bewegt die Menschen", sagte Salah - gerade im Hinblick auf die vielen Menschen, die in Gaza starben. "Die Leute in Gaza haben unter Hamas gelitten, und dann bestraft man sie dafür." Sie fügte hinzu: "Statt mit den Leuten in Gaza zu arbeiten, um Hamas zu stoppen, hat man diese Kollektivstrafe, Verhungern eines Volkes, dass sie kein Wasser haben, kein Benzin, nichts. Sie sind am Sterben, es gibt auch keine Hilfe in den Krankenhäusern - das ist genau ein Kriegsverbrechen." Genau das komme einer "Verblendung" gleich.

Israel Botschafter entsetzt über Vorwürfe bei "Anne Will"

Anne Will lieferte danach keine Einordnung, ob die Aussagen stimmen, dafür hakte sie bei Journalist Yassin Musharbash nach, ob die arabischen Regierungschefs den Angriff auf Israel verurteilten. "Ich meine es nicht gehört zu haben", entgegnete Will. "Zwischen den Zeilen habe ich es schon wahrgenommen, dass arabische Regierungschefs anerkannt haben, dass es zivile Opfer gegeben hat und das man die Anschläge verurteilt." Er sagte aber auch, dass es wichtig sei, die Dinge "zu sortieren". Es sei nicht so, dass alle 260 Millionen Araber den Angriff auf Israel feiern. Musharbash gab zu, dass er den Botschafter verstehe, dass er eine klare Solidarisierung arabischer Staaten mit Israel fordere.

Israels Botschafter Ron Prosor grätschte Bei "Anne Will" entsetzt dazwischen. "Sie haben diese barbarischen Massaker nicht verurteilt, nicht der König von Jordanien, nicht der Präsident von Ägypten, nicht die palästinensische Führung. Das ist wieder diese Verharmlosung. Sie versuchen eine muslimische Brüderschaft wie einen Tiger zu reiten", sagt er über die arabischen Staaten. Gleichzeitig kritisierte er Salahs und Musharbashs Aussagen. "Das kann nicht wiederholt werden", meinte er in Bezug auf die "Verharmlosung. "Natürlich", pflichtete Salah ihm sofort bei, als er betonte, dass die Hamas eine Terrororganisation sei. "Wir stehen zu ihnen, wir stehen zu ihrer Bevölkerung, was wollen Sie noch mehr hören", fragte sie Postor. Dieser beantworte ihre Frage nicht. Den Preis für den Frieden müssen schließlich die israelischen Soldaten bezahlen, meint der Botschafter Israels. "Die Nachbarschaft schaut zu", sagt er zur Lage in dem Gebiet. Er prophezeite, dass Gaza "nie wieder wie vorher sein wird". "Hamas wird Gaza nicht kontrollieren", schätzt er und etwas Neues wird kommen - was genau, spezifizierte Postor nicht weiter.

Die Politikwissenschaftlerin betonte, dass die arabische Welt unter Islamismus leidet. Hoda Salah wünsche sich, dass die Welt nicht in zwei Lager geteilt werden sollte. Sie alle würden gegen radikale Gruppierungen und Terroristen arbeiten. Dennoch brachte sie ihre Aussage von der "kollektiven Strafe" erneut in die Diskussion ein. "Gibt es gar keine andere Lösung als Krieg und Verhungern?", fragte Salah an die Kriegsexperten in der Runde gerichtet.

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Shalicar findet Schuldzuweisung gegen Israel "traurig"

Doch Anne Will gab das Wort an den zugeschalteten Sprecher des israelischen Militärs, Arye Sharuz Shalicar, ab. "Ich finde es traurig und fast schon skandalös, was ich mir gerade anhören musste, dass Israel die Schuld an der Situation im Gazastreifen gegeben wird, obwohl wir uns 2005 aus dem Gazastreifen zurückzogen und nicht einen einzigen Juden zurückgelassen haben", erklärte Shalicar nach Salahs Vorwurf einer "kollektiven Strafe" für Araber. Er erklärte, dass die Hamas nach der Wahl 2006 nichts für die Bevölkerung in Gaza getan hat. "Was muss ein jüdischer Staat noch machen, um zu zeigen, dass es ihnen nicht um die Zivilisten, sondern um die Terrorbekämpfung geht?", fragt sich der israelische Sprecher. Salah zeigte sich am Ende solidarisch. "Ich möchte, dass jeder Jude hier in Deutschland in Sicherheit lebt." 

Politikwissenschaftlerin sorgt für Unmut bei "Anne Will"-Zuschauern

Bei den Zuschauern sorgten die Aussagen und die Diskussion für Unmut auf X (vormals Twitter). "Dann frage ich mich aber, warum sich auf Pro-Palästina-Demos und auch direkt in #Gaza so selten gegen die #Hamas ausgesprochen wird. Billige Täter-Opfer-Umkehr bei #AnneWill", heißt es in einem Tweet. Viele regte auch auf, dass Anne Will nicht eingeschritten ist. "Die #Taz und die #Zeit #Journalisten, einfach nur Ekelhaft. Israel bashing zur besten Sendezeit, in Gegenwart des Israelischen Botschafters und Anne Will sagt nichts dazu", schreibt ein Nutzer. "Stell dir vor, dein Land wird angegriffen und du musst dir als Jude in einer deutschen (!) Talkshow so eine antisemitische Scheiße anhören. #AnneWill", meint ein weiterer User. "Wieder wird bei #AnneWill zum Einstieg das Opfernarrativ und Verharmlosung von Hoda Salah bedient. Kein Wunder, dass dem israelischen Botschafter und @aryeshalicar der Kragen platzt. Ich kann's auch langsam nicht mehr hören", so ein Nutzer

Die Folge von "Anne Will" können Sie noch einmal als Video-on-Demand in der ARD-Mediathek anschauen. 

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/loc/news.de

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