Kurz vor dem ersten Jahrestag des Ukraine-Krieges sprach Sandra Maischberger mit Wladimir Klitschko. Der Ex-Box-Weltmeister hatte im ARD-Talk neben Gänsehaut-Appellen auch eine eindringliche Mahnung parat.
Ein Jahr ist es her, dass Wladimir Putins Soldaten die Ukraine angriffen und einen Krieg entfesselten, den die russische Propaganda-Maschinerie bis heute als "militärische Spezialoperation" bezeichnet. In den vergangenen zwölf Monaten hat Russland Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums zufolge mehr als 145.000 Soldaten im Ukraine-Krieg verloren, doch ein Ende der Kampfhandlungen ist nicht in Sicht.
"maischberger" in der ARD: Wladimir Klitschko spricht mit Sandra Maischberger über ein Jahr Ukraine-Krieg
Den Jahrestag des Ukraine-Krieges, der am 24. Februar 2022 begann, nahm auch Sandra Maischberger zum Thema und unterhielt sich am Mittwoch (22.02.2023) im ARD-Talk unter anderem mit dem ehemaligen Box-Weltmeister Wladimir Klitschko, der seit Kriegsbeginn gemeinsam mit seinem Bruder, dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, in seiner ukrainischen Heimat gegen die russischen Angriffe kämpft.
"Die Bilder bleiben für immer im Kopf": Wladimir Klitschko schildert prägende Eindrücke in Kiew
Ihre aktuelle Sendung stellte Sandra Maischberger die Frage voran, wie der Ukraine-Krieg beendet werden könnte - ist weiteres Blutvergießen bis zum bitteren Ende unausweichlich oder besteht die Aussicht auf eine diplomatische Beilegung des Konfliktes? Bevor Sandra Maischberger diese Frage mit ihren Studiogästen erörterte, blickte Wladimir Klitschko auf den Ausbruch des Ukraine-Krieges zurück. "Der Krieg hat jeden von uns verändert", so der als "Dr. Steelhammer" gefeierte frühere Box-Weltmeister. "Was ich in den ersten Tagen des Krieges gesehen habe, war nicht mit Worten zu beschreiben. Die Bilder bleiben für immer im Kopf. Wenn man Zivilisten sieht, vergewaltigt, ermordet, hingerichtet, das war nicht zu verstehen. Wie kann ein Mensch so etwas tun?"
Wladimir Klitschko gibt bei "maischberger" Kontra
Sandra Maischbergers Aussage, nicht nur auf ukrainischer, auch auf russischer Seite habe der Krieg unzählige Opfer gefordert, ließ Wladimir Klitschko so nicht stehen: "Die Opfer sind nur auf der ukrainischen Seite", stellte Maischbergers Gesprächspartner klar und bekam für seine deutlichen Worte Applaus im Studio. "Wenn man mit Waffen kommt, wie das die russische Armee gemacht hat, dann wird man natürlich auch durch Waffen fallen, aber das sind keine Opfer. Die richtigen Opfer sind die Ukrainer, die Zivilisten, und von denen gibt es wahnsinnig viele. Und während wir hier sitzen, passieren weiter Völkermord und Kriegsverbrechen."
Wann endet der Ukraine-Krieg? Wladimir Klitschko zeigt sich zuversichtlich
Dass der Krieg in der Ukraine eines Tages beendet sein wird, steht außer Frage - für Wladimir Klitschko ist die Hoffnung noch nicht gestorben, dass sein kriegsgebeuteltes Heimatland vor einem baldigen Wendepunkt stehen könnte. "Jeder Krieg hat einen Anfang, einen Durchbruch und ein Ende. Und ich glaube schon, dass wir an einem Durchbruch stehen. Wenn der Durchbruch geschafft ist, dann wird das Ende des Krieges am Horizont sein", so der frühere Box-Champion bei "maischberger". Worauf es jedoch bis dahin ankommt, ist die ungebrochene Unterstützung des Westens: "Die russische Offensive von russischer Seite hat schon angefangen vor Tagen und geht weiter. Die ukrainischen Streitkräfte machen alles dafür, dass die Frontlinie nicht weiter nach Westen kommt. Deswegen brauchen wir auch die weitere Unterstützung, humanitär genauso wie militärisch."
Wladimir Klitschko rechnet mit Putin ab: Propaganda "verdirbt Gehirn der Menschen in Russland"
Zu Wladimir Putins nicht schweigend wollender Propaganda, die der Kreml-Chef erst wenige Stunden zuvor in seiner Rede zur Lage der Nation hinausposaunte, hatte Wladimir Klitschko bei "maischberger" deutliche Worte: "Das, was Putin gesagt hat, ist eine weitere Lüge und Teil der Propaganda. Er verdirbt weiter das Gehirn der Menschen in Russland und eskaliert weiter diesen Krieg. Wir sehen, wie Russland nicht vorankommt, sondern eher zurückgeht in die sowjetische Zeit."
Wladimir Klitschko mit bewegendem Appell: "Bitte glauben Sie an uns, an die Ukraine"
Dass Wladimir Putin Einhalt geboten werden muss, steht für den Klitschko außer Frage. "Die Ukraine ist nur der Anfang. Wenn wir fallen, werden wir nicht die Ersten und nicht die Letzten sein", schilderte er bei "maischberger". "Die Unterstützung der Ukraine ist deswegen in jeder Hinsicht nicht genug, bis wir die Ukraine verteidigt haben und bis die Menschen in Russland verstanden haben, dass dieser Angriff, dieser sinnlose Krieg ein Fehler war." Und weiter: "Der Wille ist die stärkste Kraft, die ein Mensch hat, und Willen haben wir in den vergangenen zwölf Monaten des Krieges gezeigt. Es hat keiner an uns geglaubt, selbst die Russen dachten, sie könnten die Ukraine innerhalb von drei Tagen im Griff haben. Ich habe einen Appell an die freie Welt: Bitte glauben Sie an uns, an die Ukraine. Wir haben den Willen. Wir wissen, wer der Gegner ist. Wir glauben an uns selbst. Es ist enorm wichtig, die Ukraine heute zu unterstützen."
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loc/news.de
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