"Was darf man überhaupt noch sagen?", wollte Frank Plasberg in der neuesten Ausgabe von "Hart aber fair" wissen. Bereits mit dem Titel stach er auf Twitter in ein Wespennest. Was kann man an diskriminierungsfreier Sprache nicht verstehen?
Frank Plasberg diskutierte am Montagabend (05.10.2020) mit seinen Gästen bei "Hart aber fair" über Sprache und diskriminierende Begriffe. Ein Thema, bei dem sich die Gemüter erhitzten. Schon der Titel der Sendung sorgte bereits im Vorfeld für Kontroversen. Und dabei sollte es nicht bleiben.
"Hart aber fair" am 05.10.2020: Frank Plasberg diskutiert über Cancel Culture
Bei einigen Twitter-Nutzern löste der Titel der Sendung Unbehagen aus."Scheißthema, hinreichend diskutiert, komplett beantwortet, und dann auch noch die dämliche Formulierung der Rechtspopulisten, Neonazis und sonstiger Idioten - 'Man darf gar nix mehr sagen! - übernommen", führt der AutorHasnain Kazim in einem Tweet aus. "Eine Sendung über Sprache, die das populistische Framing von 'Sprechverboten' schon im Titel mitführt (aktiviert durch 'darf'). Warum nicht formulieren, ohne Populisten zu sekundieren, etwa so: 'Streit um die Sprache: Wie wollen wir mit- und übereinander sprechen?'", sorgt "Hart aber fair" bereits vor der Ausstrahlung für Aufruhr im Netz.
Eine Sendung über Sprache, die das populistische Framing von "Sprechverboten" schon im Titel mitführt (aktiviert durch "darf").
— Johannes Hillje (@JHillje) October 5, 2020
Warum nicht formulieren, ohne Populisten zu sekundieren, etwa so: "Streit um die Sprache: Wie wollen wir mit- und übereinander sprechen?" #hartaberfair pic.twitter.com/UoSCqNvTBu
"Kind mit Penis" statt Sohn! "Hart aber fair" erzürnt mit Debatte
"Nachdem bereits zu Beginn ein besonders helles Köpfchen sinngemäß in die Runde warf, dass Sprache 'unschuldig sei' und nicht zu Taten führt (Goebbels hätte seine Freude gehabt) und Herr Lippe als renitenter Opa vorgeführt wurde, habe ich abgeschalten", kommentiert ein Twitter-Nutzer die Aussage des Schriftstellers Jan Weiler. Doch nicht nur damit stößt Weiler bei Twitter auf Unverständnis und Zorn. Mit einer Anekdote will er seine Ablehnung von Sprachregulierung verdeutlichen. Ein Bekannter habe seinen Sohn aus dem Kindergarten abholen wollen, dort sei er korrigiert worden. "Wir sagen hier nicht mehr 'Sohn'. Wir sagen hier 'Kind mit Penis'", zitiert Weiler. damit stößt er nicht nur bei Plasberg auf Unglaube.
"Weiler behauptet man dürfe in einem Kindergarten nicht mehr Sohn sagen, sondern Kind mit Penis! Das war das Niveau der Sendung Von denen die sich nichts sagen lassen wollen, wird Rücksicht als vorauseilender GEHORSAM bezeichnet", heißt es in einem Tweet.
"Der alte Weiße Mann hängt an seinem Rassismus!" N-Wort als No-Go!
Plasberg thematisierte während der Sendung nicht nur die Debatte ums Gendering sondern auch die Verwendung des Begriffs "N-König" in den "Pippi Langstrumpf"-Büchern. Während sich Journalist Stephan Anpalagan klar dagegen ausspricht, warnen andere vor Zensur. "Ich würde den Begriff durch das Wort 'Südseekönig' ersetzen, weil wir ansonsten einen Begriff weiterleben lassen, der höchst problematisch ist", sagte Anpalagan. "Unbedingt drin lassen. Wenn wir damit anfangen, Kunstwerke wie Literatur durchzustreichen, können wir auch der Venus von Milo einen Badeanzug umziehen, weil sie nackt ist. Man kann hinten im Buch eine Anmerkung einfügen", hält Schriftsteller Jan Weiler dagegen.
"Ich liebe es, wenn weiße Menschen in der Öffentlichkeit über #Rassismus & #Diskriminierung sprechen und dabei die ganze Zeit nur zeigen, wie wenig sie fähig sind ihre eigenen Privilegien zu reflektieren. Eine der schlechtesten Sendungen ever", wettert eine Twitter-Nutzerin.
"Der alte Weiße Mann hängt an seinem Rassismus, wie ein Baby an seinem Schnuller. Bloß nicht wegnehmen, sonst schreit es", heißt es in einem Tweet von Autor Nasir Ahmad zur Sendung.Ich liebe es, wenn weiße Menschen in der Öffentlichkeit über #Rassismus & #Diskriminierung sprechen und dabei die ganze Zeit nur zeigen, wie wenig sie fähig sind ihre eigenen Privilegien zu reflektieren. Eine der schlechtesten Sendungen ever. #hartaberfair
— Simone Rajilic (@Raj_Paradies) October 6, 2020
Der alte Weiße Mann hängt an seinem Rassismus, wie ein Baby an seinem Schnuller.
— Nasir Ahmad (@_nasir_ahmad_) October 5, 2020
Bloß nicht wegnehmen, sonst schreit es.#hartaberfair
#hartaberfair was genau ist daran nicht zu verstehen? Sprache verletzt.
— Holger Tiedemann (@holgertma) October 5, 2020
die einen wollen weiterhin beleidigende sprache verwenden und die anderen wollen sich und andere durch sprache nicht weiter beleidigen lassen. auf welche seite man sich da schlägt, sollte doch wohl auf der hand liegen #hartaberfair
— tonscheinesterben (@b_lohan2007) October 5, 2020
"Sendung sinnlos!" Twitter wütet gegen diskriminierende Sprache
"Du darfst alles sagen, aber heul nicht rum, wenn andere dir ebenfalls sagen, was sie wollen, wenn du also kritisiert wirst, wenn du Verantwortung für deine Worte tragen musst, wenn deine Worte Folgen haben. Denk nach, bevor du sprichst. Fertig. Alles gesagt. Sendung sinnlos", fasst Kazim die Sendung zusammen.
Du darfst alles sagen, aber heul nicht rum, wenn andere dir ebenfalls sagen, was sie wollen, wenn du also kritisiert wirst, wenn du Verantwortung für deine Worte tragen musst, wenn deine Worte Folgen haben. Denk nach, bevor du sprichst. Fertig. Alles gesagt. Sendung sinnlos.
— Hasnain Kazim (@HasnainKazim) October 5, 2020
"#hartaberfair Das einzige was man noch sagen darf ohne schief angekuckt zu werden ist :#HÖCKE IST EIN FASCHIST ! (VG Meiningen, 26.09.2019 - 2 E 1194/19 Me)", kommentiert ein anderer Twitter-Nutzung die aktuelle "Hart aber fair"-Ausgabe.
#hartaberfair Das einzige was man noch sagen darf ohne schief angekuckt zu werden ist :#HÖCKE IST EIN FASCHIST ! (VG Meiningen, 26.09.2019 - 2 E 1194/19 Me)
— Mingafan (@ThomasGermany01) October 6, 2020
Die komplette Folge von "Hart aber fair" können Sie in der ARD-Mediathek als Video-on-Demand sehen.
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