Auch im sozialistischen Staat wurden Verbrechen begangen. Eine ZDF-Doku nimmt sich nun vier mysteriöse Fälle aus der DDR vor und festigt das bekannte Bild des spitzelnden und vertuschenden Staates.
Die Theorie ist simpel: Im Sozialismus gibt es keine Verbrechen, da es keine soziale Ungleichheit gibt, die Verbrechen auslöst. Doch die Realität war auch in der DDR selbstredend eine andere. Auch dort wurde gemordet, mit der Republikflucht hatte das System zudem seine ganz eigene Straftat.
ZDF beleuchtete Kriminalfälle aus DDR-Zeiten in neuer Doku-Reihe
Die Doku-Reihe "ZDFzeit" setzt sich am Dienstag (12.05.2020) im Film "Mysteriöse Kriminalfälle der DDR - Vertuscht, verdrängt, verschwiegen" mit vier Fällen auseinander, bei denen die DDRvor allem durch Spitzeleien und das Vertuschen der genauen Tatumstände aufgefallen ist - mit fehlenden Antworten zumTeil bis heute. Zu sehen ist die ZDF-Dokumentation ab 20.15 Uhr sowohl im Free-TV als auch online in der ZDF-Mediathek.
2 Tote bei "Hetzjagd" auf Kubaner in Merseburg 1984
Besonders spannend ist dabei einVorfall aus dem Jahr 1984, bei dem eine Gruppe von Kubanern in Merseburg mit Deutschen aneinander geriet. Die Kubaner sind in der Unterzahl und wollen mit einem Sprung in die Saale entkommen - doch nicht alle von ihnen können schwimmen. Zudem sollen die Deutschen Flaschen geworfen haben. Zwei Menschen sterben bei demVorfall, den das ZDF als Hetzjagd bezeichnet.
Ordentlich aufgeklärt wird der Fall nicht - wohl auch, weil die DDR Arbeitskräfte braucht und mit Kuba ein Abkommen über sogenannte Vertragsarbeiter geschlossen hat. Der auch rassistisch angehauchte Vorfall soll die Diplomatie nicht belasten. Laut der Doku erfuhren die kubanischen Verwandten der beiden Toten erst 2016, dass die Geschehnisse nie genau geklärt wurden.
"Mysteriöse Kriminalfälle in der DDR" beleuchtet bislang ungeklärte Verbrechen
Darüber hinaus beschäftigt sich der Film von Steffi Lischke mit sehr typischen DDR-Themen: Republikflucht, Privilegien von Stasi-Mitarbeitern und dem Verhältnis zur Sowjetunion. So sorgte beispielsweise der Tod zweier Jugendlicher für Aufregung in der DDR - die Teenager starben offenbar durch Schüsse aus der Waffe eines Sowjetsoldaten.
Tod durch Stasi-Schüsse und Kindesentzug: Was hatte die DDR zu verbergen?
Im Ministerium für Staatssicherheit wurde derweil ein anderes Verbrechen zum Politikum: Ein Mitarbeiter der Stasi erschoss zwei junge Männer - doch war die Tat tatsächlich Notwehr? Ein weiteres heikles Thema, das in der ZDF-Dokumentation angeschnitten wird, ist die Debatte um systematischen Kindesentzug in der DDR. Ist die Freigabe zur Adoption des Kindes eines Republikflüchtlings nur ein Einzelfall gewesen?
Lohnt sich das Einschalten bei "Mysteriöse Kriminalfälle der DDR - Vertuscht, verdrängt, verschwiegen"?
Immer wieder wird dabei auch das größere Bild gezeichnet und die Fälle werden mit vielen Infos und zum besseren Verständnis in das politische Geschehen eingebettet. Die Doku gibt dabei wie so viele DDR-Berichte die Möglichkeit, sich über die zahllosen Vertuschungen zu ärgern. Für den historisch interessierten Zuschauer birgt das aber kaum Überraschungen.
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loc/news.de/dpa