Das Geiseldrama von Gladbeck im Sommer 1988 schrieb Geschichte - jetzt kommt der legendäre Kriminalfall in zwei Teilen als Verfilmung ins Fernsehen. So sehen Sie Teil 1 und 2 von "Gladbeck" als Wiederholung.
Im Sommer 1988 stand in Deutschland die Zeit still, als die Nachrichten von einem Überfall auf eine Bankfiliale im nordrhein-westfälischen Gladbeck die Runde machten. Zwei maskierte Männer, später als Hans-Jürgen Rösner (Sascha Alexander Gersak) und Dieter Degowski (Alexander Scheer) identifiziert, raubten die Bank aus und nahmen zwei Geiseln. Was folgte, war eine Flucht quer durch Deutschland, die in die Kriminalgeschichte der Bundesrepublik eingehen sollte. Das Geiseldrama von Gladback nahm sich Regisseur Kilian Riedhof als Vorlage für den TV-Zweiteiler "Gladbeck", der am 07. und 08.03.2018 im Free-TV ausgestrahlt wird. Nach Teil 1 am Mittwoch flimmert Teil 2 des Fernsehfilms am Donnerstag ab 20.15 Uhr über den Bildschirm.
"Gladbeck" verpasst? Teil 1 vom 07.03.2018 und Teil 2 vom 08.03.2018 als Wiederholung sehen
Wer am Mittwoch respektive Donnerstag keine Gelegenheit hatte, "Gladbeck" mit Teil 1 und 2 in TV oder Live-Stream zu schauen, für den ist die ARD Mediathek eine Rettung. Im Online-Angebot der ARD steht Ihnen der packende Zweiteiler nämlich als Video on Demand für die Wiederholung online zur Verfügung.
Darüber hinaus gibt es Teil 1 von "Gladbeck" auch im Free-TV in der ARD als Wiederholung zu sehen - und zwar zu folgenden Sendeterminen:
- Donnerstag, 08.03.2018, 00.20 Uhr im Ersten
- Samstag, 10.03.2018, 20.15 Uhr bei One
- Montag, 12.03.2018, 23:35 Uhr bei One
Auch Teil 2 von "Gladbeck" wird erneut im Free-TV wiederholt:
- Freitag, 09.03.2018, 00.35 Uhr im Ersten
- Samstag, 10.03.2018, 21.40 Uhr bei One
- Dienstag, 13.03.2018, 01.05 Uhr bei One
Banküberfall und Geiselnahme! "Gladbeck" hielt 1988 Deutschland in Atem
Am 16. August 1988 überfallen zwei maskierte Männer eine Bankfiliale im nordrhein-westfälischen Gladbeck und nehmen zwei Bankangestellte als Geiseln. Schnell wird den Ermittlern um den Einsatzleiter in Recklinghausen (Ulrich Noethen) klar, dass es sich bei den beiden Kriminellen um Hans-Jürgen Rösner (Sascha Alexander Geršak) und Dieter Degowski (Alexander Scheer) handelt. Beide verbindet ihr Hang zu Brutalität, ihr Hass gegen Polizisten und die Gier nach Aufmerksamkeit. Obwohl sie das geforderte Geld bekommen, fliehen sie mit ihren beiden Geiseln ungehindert quer durch Deutschland.
Bizarre Verfolgungsjagd: Geiselnehmer Degowski und Rösner im Visier der Ermittler
Eine Heerschar von Journalisten ist via Fernsehen und Radio stets live dabei – ein Verbrechen in Echtzeit. Während die Geiseln in Lebensgefahr schweben, werden die Bankräuber vor laufenden Kameras interviewt, unterhalten sich mit Passanten und gehen Einkaufen, während bei der Polizei je nach Bundesland immer wieder die Zuständigkeit und Gesetzgebung wechselt und dadurch eine Zugriffsmöglichkeit nach der anderen ungenutzt bleibt. Selbst als die Geiselnehmer einen ganzen Bus in ihre Gewalt bringen und einen kleinen Jungen erschießen, reißt der bis dahin unvorstellbare Medien-Hype und die Hilflosigkeit der Polizei nicht ab. 54 Stunden lang hält das Verbrechen die Republik in Atem. Als die Polizei endlich eingreift, passiert genau das, was sie verhindert wollte: Eine weitere Geisel und ein Polizist sterben. Die beiden Entführer und ihre Komplizin überleben. Ereignisse, die noch 30 Jahre später nachwirken.
TV-Vorschau zu "Gladbeck": Das erwartet das TV-Publikum im ARD-Zweiteiler
Zum 30. Mal jährt sich das Geiseldrama von Gladbeck in diesem Sommer. Einer der spektakulärsten Kriminalfälle im Nachkriegsdeutschland, der die Bundesrepublik an drei Tagen in Atem hielt, der zwei Geiseln und einen Polizisten das Leben kostete, der als Versagen der Staatsmacht und als journalistischer Sündenfall in die Geschichte einging. Einer der beiden Täter, Dieter Degowski, ist gerade aus der Haft entlassen worden. Der andere, Hans-Jürgen Rösner, sitzt weiter. Er war es auch, der "Gladbeck" juristisch verhindern wollte: jenen TV-Zweiteiler, den das Erste am Mittwoch und Donnerstag (7./8. März, 20.15 Uhr) zeigt. Ein Film, der auch zum Nachdenken über "Gaffermentalität" in Zeiten von sozialen Netzwerken und Smartphones anregen soll.
Live dabei sind damals Millionen TV-Zuschauer streckenweise, als die Täter nach dem missglückten Banküberfall in Gladbeck mit Geiseln durchs Land fliehen - verfolgt von einer hilflos wirkenden Polizei und einer Presseschar wie im Rausch. Vor laufenden Kameras geben die Verbrecher Interviews, während sie in Bremen Geiseln in einem Bus in ihrer Gewalt haben.
"Erschütterung und Ohnmacht": Regisseur Riedhof bannt Gladbeck-Drama auf Zelluloid
In Köln kommt es zur bizarren "Pressekonferenz" aus dem dicht umlagerten Fluchtwagen heraus - die 18-jährige Geisel Silke Bischoff muss Fragen beantworten, während Degowski ihr die Waffe an den Kopf hält. Medienvertreter geben den Tätern Hinweise auf verdeckte Ermittler. Die Polizei kann das von Reportern und Schaulustigen umringte Fahrzeug nicht stürmen. Ein Journalist steigt ein und lotst die Gangster aus der Stadt.
Regisseur Kilian Riedhof will die "Erschütterung und Ohnmacht", die er selber angesichts von Gladbeck empfunden habe, auf das Publikum übertragen. "Filme dürfen nicht im Kopf stecken bleiben, sie müssen uns bewegen. Das Trauma von Gladbeck braucht unsere kollektive Empathie, um verarbeitet zu werden", sagt der 46-Jährige.
"Gladbeck" mit Sascha Alexander Gersak, Alexander Scheer und Zsa Zsa Bürkle
Sein Film bewegt - und holt den Nervenkrieg aus dem August 1988 zurück auf den Bildschirm. Sascha Alexander Gersak als Rösner, Alexander Scheer als Degowski und Zsa Zsa Inci Buerkle als Silke Bischoff gleichen den realen Vorbildern für ihre Rollen nicht nur frappierend. Die größtmögliche Faktentreue, die dem "Gladbeck"-Team wichtig war, reicht bis hin zu Bewegungsabläufen und Körpersprache.
Im Zentrum steht für Riedhof die Begegnung mit dem Animalischen und die Frage, wie sich dessen anarchische Gewalt auf Polizisten, Journalisten und vor allem die Geiseln auswirkte. "Es brauchte damals nicht viel und in 54 Stunden verwandelte sich die unschuldige Bundesrepublik in ein anarchisches, animalisches Feld."
TV-Zweiteiler "Gladbeck" will kein Dokudrama sein
54 Stunden komprimiert in zwei Mal 90 Minuten. Kein Dokudrama, sondern "ein dramatisch verdichtender Spielfilm" (Riedhof). Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt dienten unter anderem die Untersuchungsberichte aus Nordrhein-Westfalen und Bremen als Quellen. Daneben seien etwa Tondokumente umfassender als zuvor ausgewertet worden, schreibt Produzentin Regina Ziegler über das mehrjährige Projekt.
Wer die Originalbilder vor Augen hat, wird so manches im Film, der genaue Recherche mit fiktionalen Elementen verknüpft, bis ins Detail wiedererkennen. Was der Öffentlichkeit zunächst verborgen blieb - Chaos, aber auch Kalkül in den Behörden, wo Schauspieler wie Ulrich Noethen, August Zirner und Martin Wuttke zu sehen sind - rekonstruierte die Crew anhand von Protokollen, Aufzeichnungen und Gesprächen. Wie kam es zum Versagen von Polizei und Presse? Ihm sei es nicht darum gegangen, einfach zu bewerten und zu verurteilen, sagt Riedhof ("Der Fall Barschel"). "Der Zuschauer soll immer in dem Moment auch bei den Figuren sein und sich selber fragen: Was würde ich machen?"
So inszenierte Regisseur Riedhof "Gladbeck"
"Gladbeck" beleuchtet das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln: aus der Sicht von Polizei, Journalisten und Geiseln. Letzteren vor allem wollten sie endlich mehr Raum geben, wie Grimme-Preisträger Riedhof ("Homevideo") erklärt. Silke Bischoff zum Beispiel, die beim finalen Zugriff der Polizei durch einen Schuss aus Rösners Waffe ums Leben kam. Und dem 15-jährigen Emanuele De Giorgi, der von Degowski im gekaperten Bus erschossen wurde. Den Tätern aber habe er keine Nahaufnahme im klassischen Sinne schenken wollen, sagt Riedhof. "Wir erzählen nicht aus ihrer Sicht - sie sind für uns keine Identifikationsfiguren."
Nach Gladbeck überarbeitete die Polizei grundlegend die Einsatztaktik, der Presserat legte fest, dass es Interviews mit Tätern während des Geschehens nicht geben darf. Doch längst geht es nicht mehr nur um journalistische Grenzüberschreitungen: "Wie wäre Gladbeck heute?" - in Zeiten des Live-Dabeiseins via Smartphone und sozialer Netzwerke, habe er sich gefragt, sagt Sascha Schwingel, Redaktionsleiter bei ARD Degeto. Er erinnert an das "Gafferurteil" für einen Mann, der einen sterbenden Motorradfahrer filmte und dabei die Rettungsarbeiten behinderte. "So lange so was passiert, so lange ist Gladbeck mehr als aktuell."
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loc/kad/news.de/dpa
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