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"Freistatt" als Wiederholung: So brutal ging es in den Freistatt-Heimen wirklich zu

Bis in die 70er Jahre war es in der BRD nicht unüblich, aufmüpfige Jugendliche in Erziehungsanstalten zu stecken. Doch was sich wirklich hinter den Heimmauern abspielte, blieb lange verschwiegen. "Freistatt" beleuchtet das düstere Kapitel auf ergreifende Weise - zu sehen im TV, Live-Stream und als Wiederholung.

Wolfgangs Mutter Ingrid (Katharina Lorenz) kann sich gegen Heinz (Uwe Bohm) nicht durchsetzen. Der Stiefvater verbannt Wolfgang (Louis Hofmann) wegen Aufmüpfigkeit ins Fürsorgeheim. (Foto) Suche
Wolfgangs Mutter Ingrid (Katharina Lorenz) kann sich gegen Heinz (Uwe Bohm) nicht durchsetzen. Der Stiefvater verbannt Wolfgang (Louis Hofmann) wegen Aufmüpfigkeit ins Fürsorgeheim. Bild: SWR/Boris Laewen

Norddeutschland, Ende der 1960er Jahre: Ein rebellischer Teenager macht seinen Eltern das Leben schwer. Kurzerhand wird der Junge von seinem Stiefvater in eine kirchliche Fürsorgeanstalt gesteckt - ein Schicksal, das der Heranwachsende mit zahlreichen Altersgenossen teilt. Doch was sich hinter den Toren von "Freistatt" abspielt, soll Außenstehenden noch Jahrzehnte später verborgen bleiben...

"Freistatt" am 12.04.2017 verpasst? Wiederholung online in der ARD Mediathek und im Free-TV

Sie haben den ergreifenden Film "Freistatt" von Regisseur Marc Brummund am Mittwochabend verpasst? Kein Grund sich zu ärgern - schauen Sie "Freistatt" doch einfach als Wiederholung. Wer den Film, der auf wahren Begebenheiten basiert, im Fernsehen als Wiederholung schauen möchte, sollte sich in der Nacht zu Donnerstag, 13.04.2017, um 00.05 Uhr im Ersten einfinden - dort wird der Film abermals gesendet. Wer lieber zu einer anderen Zeit "Freistatt" in der Wiederholung sehen möchte, dem sei ein Abstecher in die ARD Mediathek empfohlen, wo es "Freistatt" als Video on Demand zum Abruf gibt.

TV-Vorschau "Freistatt": Rebellische Teenager landen im kirchlichen Erziehungsheim

Am "FilmMittwoch im Ersten" nimmt der Film "Freistatt" die Zuschauer mit auf eine Zeitreise nach Norddeutschland ins Jahr 1968. Im Zentrum des Geschehens: der 14 Jahre alte Wolfgang (Louis Hofmann) aus Osnabrück, ein typischer Teenager, der gern an seinem Moped herumbastelt und seinem Stiefvater Heinz (Uwe Bohm) gegenüber seine Aufmüpfigkeit nicht zu verbergen versucht. Für Wolfgangs Stiefvater ist das Maß voll, als der Junge beim Blättern in Pornoheften erwischt wird: Der rebellische Teenager wird mit dem Einverständnis des Jugendamtes kurzerhand nach "Freistatt" gebracht - die kirchliche Fürsorgeanstalt mitten im Nirgendwo soll den Halbstarken wieder auf den rechten Pfad bringen.

Doch mit freundlichen Worten und Gebeten ist es in "Freistatt" nicht getan: Vielmehr weht hier ein anderer Wind, um die renitenten Teenager geradezubiegen. Die in Stein gemeißelte Hierarchie, an deren Spitze Hausvater Brockmann (Alexander Held) steht, unerbittliche Strafen und brutale Züchtigungen der Jugendlichen sowie schwere körperliche Arbeit sind an der Tagesordnung in der Anstalt, die einer Kaserne gleicht.

Missbrauch, harte Arbeit, Züchtigung: Das ist der Alltag in "Freistatt"

Besonders für den 14-jährigen Wolfgang sind die Zustände in "Freistatt" kaum auszuhalten. Sobald einer der Jugendlichen sich einen Fehltritt leistet, wird die Gemeinschaft bestraft und gedemütigt, auch sexueller Missbrauch Schutzbefohlener durch die Geistlichen ist keine Seltenheit. Wird der Aufenthalt in dem Erziehungsheim den unangepassten Jungen läutern und seinen Freiheitsdrang brechen - oder drohen dem verwundbaren Teenager seelische Schäden ungeahnten Ausmaßes durch seine Zeit in "Freistatt"? Als Vorlage für den Film diente das Buch"Schläge im Namen des Herrn"von Peter Wensierski, der darin unter anderem das Martyrium von Wolfgang Rosenkötter beschreibt, der 15 Monate lang in einem Freistatt-Erziehungsheim untergebracht war.

Wem beim Anschauen von "Freistatt" schon ein Kloß im Hals zurückbleibt, der braucht für die im Anschluss gesendete Dokumentation "Endstation Freistatt" besonders starke Nerven: Die Reportage zeigt, wie in den 1950er und 1960er Jahren mehr als eine halbe Million Kinder in von Kirche oder Staat geführten deutschen Erziehungsanstalten gedrillt und missbraucht wurden. Die 45-minütige Dokumentation ergänzt den "FilmMittwoch im Ersten" und liefert Hintergrundinformationen zu einem Thema, das in der neueren Geschichte der Bundesrepublik bislang wenig Beachtung fand.

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