Zwischen dem wirklichen 14. Polizeikommissariat und dem "Großstadtrevier" im TV liegen in Hamburg mehrere Kilometer - und im Fernsehen bisweilen Welten. Dabei ist die Krimiserie seit 30 Jahren näher dran am Polizeialltag als andere und von der Polizei preisgekrönt worden. Doch wieviel Wahrheit steckt in der beliebten Serie? Eine Spurensuche zum 30. Geburtstag.
Jan Fedder lässt damals noch auf sich warten, aber Mareike Carrière sorgt schon mal für Aufsehen: Als die Schauspielerin vor 30 Jahren im "Großstadtrevier" ihren Dienst als erste TV-Streifenpolizistin antritt, beginnt damit eine der langlebigsten Serien im deutschen Fernsehen. "Mensch, der Bulle ist 'ne Frau", hieß es am 16. Dezember 1986, als erstmals im ARD-Vorabendprogramm die Beamten des 14. Hamburger Polizeireviers auf dem Kiez Verbrecher jagten. Die Fälle rund um "große Haie, kleine Fische", wie sie seither von Truck Stop in der Titelmusik besungen werden, starten im Ersten an diesem Montag (06.03.2017, 18.50 Uhr) in die 30. Staffel.
Schauspieler Jan Fedder ist das Gesicht vom "Großstadtrevier"
Und wieder geht es um Polizistin Ellen Wegener, als die die 2014 gestorbene Schauspielerin Carrière vielen Zuschauern bekannt geworden war. 62 Episoden lang blieb sie dabei, die Doppelfolge um ihren Tod schaffte 1994 die höchste Einschaltquote in der "Großstadtrevier"-Geschichte. Die Polizistin stirbt, just nachdem ihr endlich jener Kollege einen Heiratsantrag gemacht hat, der 1992 in Folge 37 als "Der Neue" im Hawaii-Hemd auf der Wache erschienen war: Dirk Matthies, St.-Paulianer mit großem Herz und Kodderschnauze. Der Kiez-Bulle wird zur Paraderolle von Jan Fedder, längst ist er das Gesicht der Serie. "Dass sich das "Großstadtrevier" so lange schon hält, ist doch ein Phänomen", sagt der 62-Jährige.
30 Jahre "Großstadtrevier" mit 16 neuen Folgen zum Jubiläum
In den 16 Episoden der Jubiläumsstaffel warten auf ihn und seine Kollegen diverse Begegnungen mit der Vergangenheit und alten Bekannten wie Peter Heinrich Brix, der 15 Jahre lang Lothar Krüger war. Gleich in der ersten Folge ("So viele Jahre") weckt der Fall Adelheid Martens ungute Erinnerungen bei Matthies, handelt es sich doch um jene Apothekerin, die seine Ellen damals vergiftet hatte. "Das ist sehr eindringlich", sagt Fedder. "Nun nach all den Jahren der Mörderin zu begegnen, die schon alt und dement ist, geht an die Nieren." Neben ihm im Streifenwagen saßen später noch einige attraktive Kolleginnen, etwa Britta Schmeling, Andrea Lüdke, Dorothea Schenck, Ann-Cathrin Sudhoff und Anja Nejarri - mit keiner aber hatte Matthies wieder ein Verhältnis.
Fedder selbst, gesundheitlich angeschlagen, fährt als Matthies nicht mehr Streife, sondern ist Milieuermittler. Innendienst muss in der Jubiläumsstaffel plötzlich "Harry" Möller schieben. Seit 1994 gibt Schauspielerin Maria Ketikidou (50) die Zivilfahnderin und hat als diese viel erlebt - "ohne dass wir dabei ins Triviale abrutschen, sondern oft auch sozialkritisch sind", wie sie mal im dpa-Interview sagte. Fedder nennt seine 1,56 Meter große Kollegin gern "kleine Schwester", und eigentlich hatte sie damals, nach dem Ausstieg von Carrière als Streifenpolizistin den Platz an seiner Seite einnehmen sollen. "Nur als die Leute mich so sahen - in dieser grünen Uniform und mit diesem Größenunterschied - haben die sich einfach nur totgelacht", erzählte sie.
"Großstadtrevier" soll vor allem den Polizeialltag zeigen
Damals waren die Uniformen noch grün, und Jürgen Roland (1925-2007), der "Großstadtrevier"-Erfinder, mischte noch kräftig mit. Der Krimialtmeister ("Stahlnetz") hatte die Idee zu der Serie über die Mühen und Konflikte im Polizeialltag: "Der Polizist auf der Straße hat für eine Entscheidung manchmal zwei Sekunden, wofür der Richter zwei Monate hat." Schon in der Konzeption der Serie griff er das seinerzeit viel diskutierte Thema "Frauen als Polizistinnen im Streifendienst" auf, wie die Macher der Serie noch einmal erinnern. Auch mit Ketikidou, Tochter griechischer Eltern, habe er früh ein Thema eingeführt, "das noch heute aktuell ist - Polizisten mit Migrationshintergrund".
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"Ich setze nicht auf Action und Gewalt, sondern auf sympathische Charaktere, menschliche und spannende Geschichten", sagte Roland mal über sein Baby. "In anderen Serien wird allein im Vorspann mehr geschossen als bei uns in 15 Jahren." Das geht jetzt schon 30 Jahre lang so - und offensichtlich auch vorerst nicht zu Ende. Ab Mitte März wird wieder gedreht, auch mit Fedder. "Es ist mir eine Ehre, dass ich als Kapitän eines der letzten drei Schlachtschiffe - nämlich "Tatort", "Lindenstraße" und "Großstadtrevier" - den Kahn über den ARD-Atlantik steuern darf", sagt er. "Ich gebe mir Mühe und führe das Ding durch alle Stürme und Flauten."
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So viel Wahrheit steckt in der beliebten Krimi-SerieSeite 1
- Realität und Fiktion: So viel Wahrheit steckt im "Großstadtrevier" Seite 2
Übersicht: 30 Jahre "Großstadtrevier"
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