Gegen Schönheitswahn und Essstörungen: Anti-GNTM-Kampagne will Klum-Show absetzen lassen

Heidi Klums Pro7-Show Germany's Next Topmodel startete gestern Abend in die zehnte Staffel. Doch längst nicht alle TV-Zuschauer sind der dünnen Heidi wohlgesonnen. Der Verein Pinkstinks zum Beispiel kämpft für eine Absetzung der Pro7-Modelshow.

Von news.de-Redakteur - Uhr

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Gestern Abend fiel bei Privatsender Pro7 der Startschuss zur zehnten Ausgabe von Heidi Klums Castingshow "Germany's Next Topmodel". Und während Heidi Klum die TV-Zuschauer einmal mehr Glauben machen wollte, dass sie total verrückt auf einen klassisch deutschen Döner sei (schließlich lebt die Frau die meiste Zeit in der kulinarischen Einöde Los Angeles), sprach GNTM-Juror Wolfgang Joop offen übers - Verzeihung - "Kotzen".

Darum sind wir im Magerwahn
Essstörung Anorexie
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  • Schuld der Modeindustrie: «Meist sind die Sachen angesagt, die nur sehr Schlanke tragen können», sagt Andreas Schnebel, Geschäftsführer des Bundesfachverbandes für Essstörungen in München. Untergewichtige Models und Fotobearbeitungsprogramme bauten zudem unrealistische Schönheitsideale auf: «Das sind ziemliche Kunstfiguren.» Wenn im Frühjahr die Fotos mit Bikinis in die Zeitschriften kämen, steige bei vielen der Angstpegel, dass man sich so zeigen müsse.

  • Magermodel-Schwemme: «Wir haben eine totale Schwemme von Models aus Moldawien, der Ukraine und Weißrussland. Da laufen dann unschuldig aussehende Engelchen mit dürren Beinchen über den Laufsteg», sagt René Lang vom Verband deutscher Mode- und Textildesigner in Düsseldorf. In seinem Ehrenkodex fordert der Verband seine Mitglieder auf, nur Models mit einem Body-Mass-Index von mindestens 18 zu engagieren, was im Bereich leichten Untergewichts liegt.

  • Fixiertheit aufs Dünnsein: «Heute sehen sich ja schon Sieben- bis Achtjährige Castingshows im Fernsehen an», so Schnebel. Jeder wolle begehrenswert erscheinen und keine Angriffspunkte für Mobbing bieten: «Wenn ein Mädchen dann in der Schule zu hören bekommt, dass sie einen dicken Po hat, dann hört sie auf zu essen. Das kann sich so verselbstständigen, dass sie nicht mehr aufhören kann mit dem Abnehmen.»

  • Vor allem Jugendliche betroffen: Magersucht (Anorexie) und Ess-Brech-Sucht (Bulimie) sind vor allem bei jugendlichen Mädels verbreitet. Bei einem Fünftel der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland liegt ein Verdacht auf eine Essstörung vor. Vor allem unter 11- und 12-Jährigen ist die Tendenz steigend.

  • Auch Männer mit Essstörungen: Die Männerwelt hat der Schlankheitswahn ebenfalls erreicht: «Es kommen immer mehr Jungs mit Essstörungen, seit die Sixpack-Figur mit genau definierten Bauchmuskeln propagiert wird», sagt Schnebel.

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    "Germany's Next Topmodel "2015: Heidi Klum ist bei Size Zero angekommen

    Dass die beiden GNTM-Grazien mit Essen und anschließendem Kotzen aber genau diese Praxis vorlebten, die dem Modelgeschäft seit Jahren nachgesagt wird, war wohl reiner Zufall. Kein Zufall ist wohl der Trend, dass Heidi Klum zurzeit immer dünner wird. Oder kurz gesagt: Sie ist nur noch Haut und Knochen. Dabei machte sich das deutsche Topmodel einst auf, ausgestattet mit weiblichen Kurven an den passenden Stellen, die Welt zu erobern. Gegen den Magerwahn. Gegen Size Zero.

    GNTM 2015: Heidi Klum im Magerwahn gefangen?

    Und heute? Da wird darüber spekuliert, ob Heidi Klum sich für Werbeaufnahmen dicker geschummelt hat. So knochig wie bei den Golden Globes und bei der Präsentation ihrer Unterwäsche-Kollektion in Sydney hat man Heidi Klum in der Tat noch nie gesehen. Da kann man sich schon fragen, ob Heidi Klum die richtige Frau dafür ist, junge Mädchen in einer Fernsehshow zu casten.

    Welche Werte soll sie ihnen denn vermitteln? Dass gefährlich dünn sein, doch gar nicht so schlimm ist, wenn man nur lange genug in die Kameras lächelt und ab und an ein Foto in einem sozialen Netzwerk hochlädt? Für den Verein Pinkstinks jedenfalls ist auf alle Fälle klar: Die Einzige, die bei "Germany's Next Topmodel" 2015 kein Bild erhalten sollte, ist Heidi Klum selbst.

    Pinkstinks gegen Heidi Klum und "Germany's Next Topmodel": #keinbildfürheidi

    Die Initiative engagierte sich bereits in den vergangenen Jahren gegen Privatsender Pro7 und die Klumsche Modelsuche. Mit Straßentheater, Demos und Öffentlichkeitsarbeit sowie an Schulen und durch Kampagnen wollen die Pinkstinks-Verantwortlichen wieder positive Rollenvorbilder für Mädchen schaffen. Passend dazu gibt es für die neue Staffel von GNTM 2015 die Aktion "Heidiwatch", die mit dem Hashtag "#keinbildfürheidi" verbreitet werden soll. Gegen Schönheitswahn und Essstörungen. Und gegen Heidi Klum und "Germany's Next Topmodel"...

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