Spott für den «Tatort» aus Hamburg: «Kleinhirnhase» Schweiger gibt den «Logopädie-Schüler»

Wirklich warm werden die «Tatort»-Fans mit Til Schweiger in der Rolle des schießwütigen Nick Tschiller nicht. Bei Twitter hagelt es Hohn und Spott für die Episode aus Hamburg. Wir haben die besten Tweets zu «Kopfgeld» gesammelt.

Von news.de-Redakteur - Uhr

Til Schweiger hat 1994 im Film von Sönke Wortmann den bewegten Mann gegeben. Zwanzig Jahre später bewegt der mittlerweile 50-Jährige mehr Menschen als jemals zuvor. Schweigers zweiter Einsatz als Hamburger-«Tatort»-Ballermann (Titel: «Kopfgeld») brachte es immerhin auf 10,12 Millionen Zuschauer. Vor einem Jahr erreichte die Auftakt-Episode «Willkommen in Hamburg» der (zunächst) vierteiligen Schweiger-Reihe 12,57 Millionen Menschen.

Vorspann, Quoten, Krimi-Zählung
«Tatort»-Wissen
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  • DER VORSPANN: Es sind etwa 30 Sekunden mit spannender, hastiger Ohrwurm-Titelmusik von Klaus Doldinger. Zwei Augen in Nahaufnahme, das rechte im Fadenkreuz, ein Mann, der abwehrend die Arme hebt, rennende Beine auf nassem Asphalt und ein Fingerabdruck, dessen Linie den Flüchtenden einkreist. Der Vorspann ist für viele Kult.

  • Vor seinem Start als Hamburger Ermittler hatte Til Schweiger den Vorspann dennoch als «irgendwie dämlich» und «wirklich outdated» bezeichnet, ihn dann aber dennoch unangetastet gelassen. Streit gab es auch mal mit der Grafikdesignerin des Vorspanns, die jedoch letztendlich keine höhere Bezahlung im Nachhinein durchsetzen konnte.

  • QUOTEN-ERFOLGE: In der Liste der Top-«Tatorte» liegt laut ARD-Medienforschung der Stuttgarter Krimi «Rot - rot - tot» mit Curd Jürgens als Frauenmörder vorn. Neujahr 1978 verzeichnete er im Schnitt etwa 26,6 Millionen Zuschauer in der Bundesrepublik. Dahinter folgt Wolfgang Petersens Krimi «Reifezeugnis» (25,1 Millionen am 27. März 1977), in dem Christian Quadflieg als Gymnasiallehrer ein Verhältnis mit einer Schülerin (Nastassja Kinski) hatte - der Kieler Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf) musste damals den Mord an der Schülerin aufklären.

  • Im Vergleich zu diesen Filmen aus der Zeit vor dem Privat-TV sehen heutige Quotenerfolge zwischen 12 und 13 Millionen Zuschauern fast mau aus. Quotenkönige sind heute Axel Prahl und Jan Josef Liefers (Münster) sowie Til Schweiger (Hamburg).

  • KRIMI-ZÄHLUNG: Fans wie die Experten von «tatort-fundus.de» zählen zum Jubiläum bereits 913 «Tatorte», weil sie 13 Krimis aus den Jahren 1985 bis 1989 verbuchen, die der ORF außerhalb der Gemeinschaftsarbeit mit der deutschen ARD produzierte und die als Erstausstrahlung nur in Österreich zu sehen waren.

  • «Tatort»-Hauptstädte: 92 München - 80 Hamburg - 75 Berlin - 67 Frankfurt/Main - 63 Köln - 61 Wien - 59 Ludwigfshafen - 49 Stuttgart - 40 Leipzig - 34 Saarbrücken - 30 Bremen - 29 Duisburg - 29 Kiel - 26 Konstanz - 26 Hannover - 24 Münster - 22 Essen - 21 Dresden - 15 Düsseldorf - 12 Bern - 11 Baden-Baden - 5 Luzern - 4 Dortmund - 4 Mainz - 3 Karlsruhe - 3 Wiesbaden - 2 Mannheim - 2 Bonn - 2 Lübeck - 1 Fall jeweils: Freiburg, Friedrichshafen, Heidelberg, Heilbronn, Ulm, Heppenheim, Cuxhaven, Stade, Erfurt, Weimar

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    Hamburger-«Tatort: Kopfgeld»: Til Schweiger überzeugt beim jungen Publikum

    Dabei wusste Schweiger, bei Twitter teilweise böse als «Kleinhirnhase» betitelt, vor allem bei dem für die öffentlich-rechtlichen Sender so wichtigen jungen Zuschauer zu überzeugen. Mit 4,31 Millionen Zuschauer im Alter zwischen 14 und 49 Jahren war «Kopfgeld» die klare Nummer eins am Sonntagabend. Das bedeutet nichts anderes, als dass fast 30 Prozent der jungen Zuschauer Schweigers «Tatort» verfolgt haben. Auf diese Werte bringt es längst nicht jede «Tatort»-Ausgabe. Ganz im Gegenteil.

    Til Schweiger, der Alleskönner
    Produzent, Schauspieler, Frauenschwarm,
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  • Tilman Valentin Schweiger erreichte 2009 mit drei Filmen jeweils mehr als zwei Millionen Zuschauer (Inglourious Basterds 2,1 Mio, Männerherzen 2,2 Mio. und Zweiohrküken 4,2 Mio.) Kein anderer deutscher Schauspieler hat seit Beginn der Auswertungen der FFA (1968) mehr Zuschauer ins Kino gezogen.

  • Til Schweiger wurde am 19. Dezember 1963 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach einem abgebrochenen Germanistik-Studium und Medizinstudium begann Schweiger 1986 eine Schauspielausbildung an der Schule des Theaters des Kölner Theater der Keller. Nach seinem Abschluss 1989 wurde er am Contra-Kreis-Theater in Bonn engagiert.

  • Schweigers Karriere abseits der Bühne begann als Synchronsprecher für Pornofilme, ehe er von 1990 bis 1992 die Rolle als Jo Zenker in der ARD-Fernsehserie Lindenstraße spielte.

  • Seine erste Hauptrolle im Film spielte er 1991 als Bertie in der Ruhrpott-Komödie «Manta, Manta». Ein Jahr später erhielt er für seine Darstellung eines Boxers in der Komödie Ebbies Bluff den Max-Ophüls-Preis als bester Nachwuchsdarsteller.

  • Einem breiten Publikum wurde Schweiger durch die Komödie Der bewegte Mann bekannt. In dem Kinofilm Männerpension (1996) war Schweiger als Strafgefangener zu sehen. In dem  US-amerikanischen Kriminalfilm Judas Kiss spielte er neben Alan Rickman, Emma Thompson und Greg Wise erstmals in einer internationalen Produktion mit.

  • 1996 gründete Til Schweiger zusammen mit Thomas Zickler und André Hennicke die Produktionsfirma Mr. Brown Entertainment und trat mit dem Film «Knockin' on Heaven's Door» erstmals als Produzent in Erscheinung. 1998 verkörperte er in «Der Eisbär» einen Profi-Killer und debütierte als Regisseur.

  • 2001 spielte Schweiger neben Neve Campbell und Nick Nolte die zweite Hauptrolle in «Investigating Sex» als Monty. 2003 war Schweiger neben Angelina Jolie in Lara Croft: «Tomb Raider – Die Wiege des Lebens» ein Auftragsmörder und 2004 als Cynric in «King Arthur» neben Clive Owen und Keira Knightley in einer weiteren internationalen Produktion zu sehen.

  • Bei der Liebeskomödie «Barfuss» 2005 fungierte Schweiger als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent und übernahm die männliche Hauptrolle des Nick Keller. «Barfuss» wurde mit einem Bambi prämiert.

  • In seinem im Dezember 2007 erschienenen Kinofilm «Keinohrhasen» stand Schweiger erstmals mit seinen vier Kindern Valentin Florian (*1995), Luna Marie (*1997), Lilli Camille (*1998) und Emma Tiger (*2002) vor der Kamera. Er schrieb auch hierfür das Drehbuch, führte Regie und produzierte den Film.

  • «Inglourious Basterds» von Quentin Tarantino, in dem Schweiger neben Brad Pitt, Christoph Waltz, Mélanie Laurent und Diane Kruger vor der Kamera stand, lief mit großem Erfolg bei den Filmfestspielen in Cannes 2009.

  • Til Schweigers Produktion «Kokowääh» lief ab 3. Februar 2011 in den Kinos. Hier führte er wieder Regie, produzierte den Film und spielte an der Seite seiner jüngsten Tochter Emma die Hauptrolle. Der Film erreichte 4,3 Mio. Zuschauer in den deutschen Kinos.

  • Am 3. Dezember 2011 gab Schweiger während der letzten von Thomas Gottschalk moderierten «Wetten, dass..?»-Sendung bekannt, dass er zukünftig im Hamburger «Tatort» zu sehen sein wird. Er stellt den Kommissar Nick Tschiller dar. Sein erster Fall Willkommen in Hamburg erreichte die höchste Zuschauerzahl einer Tatort-Folge seit knapp 20 Jahren.

  • Seit seinem Film «Keinohrhasen» (2007) gibt es zu Til Schweigers neuen Filmen vorab keine regulären Pressevorführungen mehr. Schweiger zeigt seine Regiearbeiten stattdessen einer handverlesenen Gruppe von Journalisten.

  • Im März 2013 wurde die erst kurz zuvor von Til Schweiger bezogene Hamburger Villa mit weißen Farbbeuteln beworfen und der Pkw seiner Lebensgefährtin Svenja Holtmann in Brand gesetzt.

  • Nach einem mutmaßlichen Bekennerschreiben von «Tatortverunreiniger_innen» handelte es sich um eine Aktion, die Schweigers Einstellung zum Afghanistan-Krieg kritisierte, sowie seinen Film Schutzengel, dessen Vor-Premiere er persönlich und medienwirksam zur Truppenbetreuung in Afghanistan im Bundeswehr-Camp Marmal präsentierte.

  • 2011 forderte Schweiger in der Talkshow Markus Lanz eine Meldepflicht für Sexualstraftäter. Er erklärte, in den USA könne man im Internet nachlesen, ob ein Sexualstraftäter in der eigenen Nachbarschaft wohne; er wüsste auch nicht, was daran verwerflich sein sollte. Dass dies in Deutschland nicht zulässig ist, erklärte er mit dem «deutschen Gutmenschentum» und dessen Respekt vor der Menschenwürde.

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    «Tatort: Kopfgeld»: Spott für Til Schweiger als Nick Tschiller

    Und doch: Klassische «Tatort»-Stammzuschauer kann Schweiger mit seiner Interpretation eines schießwütigen Kriminalhauptkommissars offenbar nicht überzeugen. Die Reaktion auf Schweigers zweite «Tatort»-Folge sind - wie nicht anders zu erwarten - durchaus gemischt. In den sozialen Netzwerken hat man sich offenbar damit abgefunden, dass die Hamburg-Ausgaben mit Schweiger inhaltlich nicht zu den stärksten der Reihe gehört. Dafür spottet es sich über Til Schweiger ganz großartig. Twitter-Nutzer @hermsfarm fasst das so zusammen: «der #tatort ist ganz unterhaltsam, wenn man sich vorstellt, dass das drehbuch von zwei 15jährigen geschrieben wurde.»

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