«Schlank in den Frühling»: Schleichwerbung im ZDF: Nelson Müllers peinlicher Abnehmwettkampf

«Schlank in den Frühling» – der Titel ist noch das Schmissigste der 40-Minuten-Gähn-Sendung. Dort müssen wir sechs pummeligen Menschen, die sich falsch ernähren und sich nicht bewegen, bei trotzigen Abnehmversuchen zusehen.

Von news.de-Redakteurin Andrea Schartner - Uhr

Sternekoch Nelson Müller und Ernährungsmediziner Prof. Daniel König finden für ZDFzeit heraus: Welche Diät ist die beste? (Foto) Suche
Sternekoch Nelson Müller und Ernährungsmediziner Prof. Daniel König finden für ZDFzeit heraus: Welche Diät ist die beste? Bild: ZDF

Die Idee ist ja eigentlich schön: Am Vorabend des Aschermittwoch gibt das ZDF mittels der Unterstützung von Starkoch Nelson Müller und dem Freiburger Professor Daniel König Tipps zum Abnehmen.

Nur die Methode ist etwas fragwürdig. Denn wir Zuschauer werden dazu genötigt, sechs nöhlenden Erwachsenen, die sich seit Jahren falsch ernährt haben und sich nie bewegen, bei ihren größtenteils unmotivierten Abnehmversuchen zuzusehen. Das was sie sich über Jahre angegessen haben, wollen sie in der Sendung innerhalb von sechs Wochen verlieren. Warum? Keine Ahnung. «Bock drauf» haben sie anscheinend nicht.

Beknackte Diäten
Top 13
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  • Platz 13: Die Julia-Roberts-Diät:


    Stricken statt essen. Damit sie so dünn wie eine Stricknadel bleibt, greift Julia Roberts in ruhigen Momenten vorsichtshalber zur Wolle, statt Schoko oder Chips anheimzufallen.


    News.de-Urteil: Super Sache, Stricksucht ist zumindest harmlos und ertragreich. Ändert nur leider nichts daran, dass man genauso diszipliniert sein muss wie Julia Roberts, um nebenbei nicht zum Naschwerk zu greifen.

  • Platz 12: Mond-Diät:


    Der Mond kann Meere bewegen, warum also nicht auch Körper verschlanken? Der Mondkalender gilt inzwischen nicht nur als Anbauhilfe, sondern auch als Abspeckmethode. Je nach Mondstand kann der Körper angeblich bestimmte Lebensmittel besser verarbeiten. Fasten ist bei Neu- und Vollmond angesagt.


    News.de-Urteil: Die Mond-Diät sieht eine ausgewogene, vollwertige Ernährung mit wenig tierischen Fetten vor. Wer dranbleibt, kann so sicher abnehmen. Was das mit dem Mond zu tun hat, steht allerdings in den Sternen.

  • Platz 11: Babybrei-Diät:


    Lady Gaga tut's, Reese Witherspoon auch. Um zierliche Persönchen zu bleiben, essen sie einfach wie ein Baby - aus Gläschen. «Wer hat es probiert und wie viel habt ihr damit erreicht?» wird in vielen Foren gefragt.


    News.de-Urteil: Erstens kommt es auf den Brei an - manche sind sehr kalorienhaltig! Zweitens liegt der Trick nur in der geringen Menge. Wer es schafft, von einer Babyportion satt zu werden, warum nicht. Trotzdem sollte man ausgewogen essen. Und der Jojo-Effekt winkt natürlich, sollte das Experiment je abgebrochen werden.

  • Platz 10: Schoko-Diät:


    Njam-njam... Vor jeder Mahlzeit werden ein paar Stück Schokolade verdrückt, da Kakao den Appetit zügelt.


    News.de-Urteil: Das kann funktionieren, wenn es tatsächlich bei zwei Stückchen bleibt und ansonsten ausgewogen und vollwertig gegessen wird. Am besten ist schwarze Schokolade, weil sie besonders viel Kakao und wenig Zucker und Fett enthält. Bei zuckriger Milchschokolade besteht vor allem die Gefahr, dass es nicht bei zwei Stückchen bleibt und der Effekt ist ohnehin geringer.

  • Platz 9: Lila-Diät:


    Eine besonders Kreative in Sachen Diät ist Mariah Carey. Sie isst angeblich dreimal pro Woche nur lila: Pflaumen, Rote Beete, Auberginen.


    News.de-Urteil: Pflaumen regen die Verdauung an, Rote Beete enthält wenig Fett und viele Mineralstoffe und Auberginen kaum Kalorien. Es gibt Schlimmeres! Allerdings zeigt das Beispiel Mariah Carey, wie realistisch es ist, so tatsächlich nachhaltig abzunehmen...

  • Platz 8: Die Frost Diät (Cool Sculpting)


    Radikal ran an den Speck: Fettpölsterchen werden auf vier Grad abgekühlt. Bei dieser Temperatur sterben die Zellen ab und werden innerhalb der nächsten Wochen vom Körper abtransportiert. Macht unter anderem Katy Karrenbauer.


    News.de-Urteil: Ist eigentlich keine Diät, sondern eine Operation. Als solche sauteuer, und der Körper wird dadurch nicht unbedingt schöner.

  • Platz 7: Wodka-Wasser-Wurst: WWW- oder DDR-Diät:


    Morgens und abends ein kleiner Wodka, mittags ein großes und eine Bockwurst dazu. Sonst nur Wasser. Diese Diät ist aus DDR-Zeiten überliefert und wird in ähnlicher Form auch immer wieder aus Hollywood kolportiert.


    News.de-Urteil: Das sind wenig Kalorien, kein Zweifel. Wer dies allerdings lange durchhält, wird durch Mangelerscheinungen krank und zudem Alkoholiker. Wer nicht durchhält, den erwischt der Jojo.

  • Platz 6: Die Alk-Diät:


    Wird immer wieder in Foren diskutiert: «Wenn ich Alkohol trinke, verliere ich nächsten Tag 1-2 Kilo. Habe gestern fast eine halbe Flasche Wodka mit Lemon getrunken. Heute morgen auf der Waage habe ich was anderes erwartet und sehe da 1,6 Kilo runter.»


    News.de-Urteil: Geht leider gar nicht. Die fehlenden Kilos bestehen nur aus Wasser, werden also gleich wieder aufgestockt. Alkohol steckt bekanntermaßen voller leerer Kalorien und macht nachhaltig dick. Und süchtig.

  • Platz 5: Glasreiniger-Diät:


    Oprah Winfrey besprüht Ihre Essensreste mit Glasreiniger. So kommt sie nicht in Versuchung, sie später aufzuessen.


    News.de-Urteil: Najaaah... Zumindest in Oprah dadurch nicht gefährlich dürr geworden.

  • Platz 4: Asthmaspray-Diät:


    Britney Spears und Victoria Beckham konsumieren Asthma-Spray, um ihre Appetit zu zügeln. Außerdem soll das Spray die Fettverbrennung ankurbeln.


    News.de-Urteil: Als Doping funktioniert das Spray tatsächlich, allerdings nur in hohen Dosen. Nebeneffekte sind Herzstörungen. Das beste Beispiel für «nach dünn kommt tot».

  • Platz 3: Folien-Diät:


    «Ich lese immer wieder, dass es was bringen soll, wenn man sich Folie um den Bauch, Beine, was auch immer beim Joggen wickeln soll. Hilft das wirklich?» wird im Forum «erdbeerlounge.de» gefragt.


    News.de-Urteil: Verschmutzt die Umwelt durch hohen Plastikverbrauch. Sonst zeigt es keine Wirkung. Der natürliche Schwitz-Mechanismus wird gestört, was wenn überhaupt nur negative Konsequenzen hat.

  • Platz 2: Bandwürmer-Diät:


    Operndiva Maria Callas, die von 100 auf 50 Kilo abspeckte, soll sich angeblich einen Bandwurm einsetzen lassen haben, damit dieser ihren Mageninhalt fraß. Das ist allerdings Legende, tatsächlich hat sich das Vieh wohl in ihren Gedärmen eingenistet, weil sie gerne rohes Fleisch verspeiste.


    News.de-Urteil: Heutzutage gibt es Bandwurm-Kapseln mit Eiern des Parasiten, über deren Verzehr in Foren viel diskutiert wird. Tatsächlich wird sich daraus kein ausgewachsener Bandwurm entwickeln, vielmehr wandern die Larven durch den Körper und auch ins Gehirn, wo sie gefährliche Infektionen auslösen können.

  • Platz 1: Zungenpflaster-Diät


    Die Venezolanische Schönheitskönigin nutzt sie, erfunden hat sie der Schönheitschirurg Nikolas Chugay aus Los Angeles: Mit sechs Stichen wird ein Kunststoffpflaster auf die Zunge genäht, das Essen zur Tortur macht.


    News.de-Urteil: Bekloppter geht's nicht.

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    5000 Kalorien an einem Abend

    Denn die Freude scheint anfangs am größten. Da kocht der Starkoch für Conny, Franco, Sandra, Magnus, Svenja und Mario nochmal jeweils das Leibgericht. Und wir dürfen den Kandidaten zusehen wie sie mit strahlenden Gesichtern jeder jeweils 5000 Kalorien vertilgen. Auf einen Happs. Mahlzeit!

    Danach werden die Gesichter länger. Denn es wird ernst. Den Kandidtaen werden Diäten zugordnet, jeweils zwei probieren sich an derselben Methode. Im Rennen sind: Pulver zum Anrühren, die Atkins-Diät, bei der man auf Kohlehydrate verzichtet und die Brigitte-Mischkost-Diät. Spätestens wenn Fast Food-Liebhaberin Svenja mit angeekeltem Gesicht Gemüsenamen wie nie gehörte Fremdwörter ausspuckt, mit trotziger Miene ihren Kindern das «Hasenfutter» serviert, fragt man sich, welchen Kindergarten das ZDF hier vorführt.

    Seichte Tipps zum Abnehmen

    Ansonsten gibt's Tipps, die keine Überraschungen sind. Etwa, dass es sich bei der Annahme, einige Menschen hätten einen höheren Grundumsatz als andere genauso um einen Mythos handelt, wie bei der Tatsache, dass es keine Menschen gibt, die extrem schwere Knochen im Leib haben und deshalb viel wiegen. Auch, dass die Ananas keine Wunderwaffe zum Abnehmen ist, ist ein offenes Geheimnis. Und ja klar, Übergewicht kann gesundheitsschädlich sein.

    Darum sind wir im Magerwahn
    Essstörung Anorexie
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  • Schuld der Modeindustrie: «Meist sind die Sachen angesagt, die nur sehr Schlanke tragen können», sagt Andreas Schnebel, Geschäftsführer des Bundesfachverbandes für Essstörungen in München. Untergewichtige Models und Fotobearbeitungsprogramme bauten zudem unrealistische Schönheitsideale auf: «Das sind ziemliche Kunstfiguren.» Wenn im Frühjahr die Fotos mit Bikinis in die Zeitschriften kämen, steige bei vielen der Angstpegel, dass man sich so zeigen müsse.

  • Magermodel-Schwemme: «Wir haben eine totale Schwemme von Models aus Moldawien, der Ukraine und Weißrussland. Da laufen dann unschuldig aussehende Engelchen mit dürren Beinchen über den Laufsteg», sagt René Lang vom Verband deutscher Mode- und Textildesigner in Düsseldorf. In seinem Ehrenkodex fordert der Verband seine Mitglieder auf, nur Models mit einem Body-Mass-Index von mindestens 18 zu engagieren, was im Bereich leichten Untergewichts liegt.

  • Fixiertheit aufs Dünnsein: «Heute sehen sich ja schon Sieben- bis Achtjährige Castingshows im Fernsehen an», so Schnebel. Jeder wolle begehrenswert erscheinen und keine Angriffspunkte für Mobbing bieten: «Wenn ein Mädchen dann in der Schule zu hören bekommt, dass sie einen dicken Po hat, dann hört sie auf zu essen. Das kann sich so verselbstständigen, dass sie nicht mehr aufhören kann mit dem Abnehmen.»

  • Vor allem Jugendliche betroffen: Magersucht (Anorexie) und Ess-Brech-Sucht (Bulimie) sind vor allem bei jugendlichen Mädels verbreitet. Bei einem Fünftel der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland liegt ein Verdacht auf eine Essstörung vor. Vor allem unter 11- und 12-Jährigen ist die Tendenz steigend.

  • Auch Männer mit Essstörungen: Die Männerwelt hat der Schlankheitswahn ebenfalls erreicht: «Es kommen immer mehr Jungs mit Essstörungen, seit die Sixpack-Figur mit genau definierten Bauchmuskeln propagiert wird», sagt Schnebel.

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    Dann werden die Kandidaten in eine Art Abnehmwettbewerb geschickt, bei dem sie untereinander, aber auch die verschiedenen Diäten verglichen werden. Aber warum die jeweiligen Produktnamen bei jeder möglichen Gelegenheit gezielt angepriesen werden, bleibt das Geheimnis des ZDF. Aber: Wer gezielt Schleichwerbung bei «Wetten, dass..?» unterbringen kann, für den ist es doch ein Leichtes, eine Diätshow zu befüllen. Eigentlich hätte man dafür auch Andrea Kiewel engagieren können. Die kennt sich ja mit beidem aus: Schleichwerbung und Abnehmen.

    Unglaublich! Kalorien zählen hilft!

    Und wir sehen: Abnehmen geht immer, sogar mit Pulver zum Anrühren. Und der Exklusiv-Tipp: Mit zusätzlicher Bewegung klappt's nochmal so gut. Aber an so etwas Fremdartiges wie körperliche Ertüchtigung traut sich dann doch kaum einer der Kandidaten ran. Wäre ja auch ein Ding!

    Fazit am Ende: Alle haben nach sechs Wochen irgendwie Pfunde verloren. Svenja teilt mit, sie koche jetzt ab und an mal was, aber (Stimme wird wieder trotzig) bestimmt nicht mit all diesen komischen Gewürzen, die sie nicht kenne. Das ZDF teilt mit, die Atkins-Diät sei für Vegetarier ungeeignet, weil man dabei ständig Fleisch essen müsse.

    Und einen Sieger gibt's am Ende doch: Magnus. Zehn Kilo hat er in sechs Wochen runter. Und was ist sein Geheimnis????? Er hat Kalorien gezählt. Tolle Methode! Ein Wunder!

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    san/news.de

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