Hunger-Models bei «GNTM»: So unrealistisch sind die Größen von Heidi Klums «Mädchen»

90-60-90: das berühmte Model-Maß, mit dem auch Heidi Klum als Werbe- und Fashionikone die Welt bezirzte, steht für den perfekten Frauenkörper. Aber ist das Maß heute noch realistisch? News.de vermisst die «GNTM»-Siegerinnen - und andere Modelgrößen.

Von news.de-Redakteurin Susann Lederer - Uhr

Darum sind wir im Magerwahn
Essstörung Anorexie
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  • Schuld der Modeindustrie: «Meist sind die Sachen angesagt, die nur sehr Schlanke tragen können», sagt Andreas Schnebel, Geschäftsführer des Bundesfachverbandes für Essstörungen in München. Untergewichtige Models und Fotobearbeitungsprogramme bauten zudem unrealistische Schönheitsideale auf: «Das sind ziemliche Kunstfiguren.» Wenn im Frühjahr die Fotos mit Bikinis in die Zeitschriften kämen, steige bei vielen der Angstpegel, dass man sich so zeigen müsse.

  • Magermodel-Schwemme: «Wir haben eine totale Schwemme von Models aus Moldawien, der Ukraine und Weißrussland. Da laufen dann unschuldig aussehende Engelchen mit dürren Beinchen über den Laufsteg», sagt René Lang vom Verband deutscher Mode- und Textildesigner in Düsseldorf. In seinem Ehrenkodex fordert der Verband seine Mitglieder auf, nur Models mit einem Body-Mass-Index von mindestens 18 zu engagieren, was im Bereich leichten Untergewichts liegt.

  • Fixiertheit aufs Dünnsein: «Heute sehen sich ja schon Sieben- bis Achtjährige Castingshows im Fernsehen an», so Schnebel. Jeder wolle begehrenswert erscheinen und keine Angriffspunkte für Mobbing bieten: «Wenn ein Mädchen dann in der Schule zu hören bekommt, dass sie einen dicken Po hat, dann hört sie auf zu essen. Das kann sich so verselbstständigen, dass sie nicht mehr aufhören kann mit dem Abnehmen.»

  • Vor allem Jugendliche betroffen: Magersucht (Anorexie) und Ess-Brech-Sucht (Bulimie) sind vor allem bei jugendlichen Mädels verbreitet. Bei einem Fünftel der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland liegt ein Verdacht auf eine Essstörung vor. Vor allem unter 11- und 12-Jährigen ist die Tendenz steigend.

  • Auch Männer mit Essstörungen: Die Männerwelt hat der Schlankheitswahn ebenfalls erreicht: «Es kommen immer mehr Jungs mit Essstörungen, seit die Sixpack-Figur mit genau definierten Bauchmuskeln propagiert wird», sagt Schnebel.

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    Am Donnerstag startet die Pro7-Erfolgsshow «Germany's Next Topmodel» in die neunte Staffel. Model-Mama Heidi Klum wird in der Jury neben Creative Director Thomas Hayo und Modeschöpfer Wolfgang Joop die Nachwuchs-Schönheiten bewerten. Nicht nur das Auftreten, sondern vor allem der Körper muss passen - und zwar genau.

    Schon 2006, in der ersten «GNTM»-Staffel, bescherte der Rauswurf von Kandidatin Irina der Sendung und der internationalen Modewelt scharfe Kritik. Irina wurde als zu dick betitelt; sie wog bei einer Größe von 1,76 Metern 52 Kilogramm. Das entspricht einem Body-Mass-Index-Wert von rund 17, Untergewicht von mehr als fünf Kilo.

    Aus für Model-Traummaß 90-60-90

    Wie realistisch ist das Model-Traummaß 90-60-90 noch, das doch eigentlich einst den idealen Busen-, Taillen- und Hüftumfang charakterisieren sollte? Heidi Klum zumindest wurde noch berühmt mit den Maßen 89-65-92, verteilt auf eine Größe von 1,76 Metern; und wer will abstreiten, dass ihre Figur umwerfend aussieht?

    Die Antwort: scheinbar alle Modemacher der großen Fashion Weeks in Mailand, Paris und New York. Auf deren Laufstegen war die schöne Deutsche nie zu sehen. Sie sei «zu klein und zu rund» gewesen, darum habe sie nur Werbung gemacht. Dennoch galt Klum 2008 laut Forbes-Liste als das Model, das weltweit am zweitbesten bezahlt wurde.

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