Der Magier Roy Horn feiert am heutigen Donnerstag seinen 69. Geburtstag - um ein Haar wäre es sein Todestag geworden: Genau zehn Jahre ist der dramatische Tigerangriff vor 1500 fassungslosen Zuschauern nun her. Doch auch viele andere Unfälle ereigneten sich vor Publikum und laufenden Kameras.
Weit über 15.000 Vorstellungen haben sie in Las Vegas gegeben, 5750 davon im Hotel Mirage - die erfolgreichste Show, die die Hauptstadt des Glücksspiels je gesehen hat. Nie ist etwas passiert, immer haben die Tiger mitgespielt. Bis zum 3. Oktober 2003, Roys 59. Geburtstag. An diesem Abend findet die Bühnenkarriere des Magier-Duos Siegfried und Roy ein jähes Ende.
Der Biss in den Hals: Angriff oder Liebesbeweis?
Aus heiterem Himmel beginnt der siebenjährige weiße Tiger Montecore, nach Roys Arm zu schnappen. Dieser schlägt ihm mit dem Mikrofon auf den Kopf, und plötzlich beißt das Raubtier zu. Montecore packt den Magier am Hals und schleift ihn hinter den Bühnenvorhang. Was die Zuschauer zunächst für einen Teil der Show halten, ist bitterer Ernst: Roy schwebt in Lebensgefahr. Trotz der tiefen Bisswunde, des enormen Blutverlustes und einer gefährlichen Gehirnoperation kann er dem Tod entgehen. Er trägt eine halbseitige Lähmung davon.
Bis heute verteidigt der Tierfreund den Tiger, den er und sein langjähriger Lebensgefährte Siegfried von klein auf dressiert haben. Immer wieder betont Roy, Montecore habe gespürt, dass sein Dompteur auf der Bühne einen Schlaganfall erlitten hat, und habe ihn nur in Sicherheit bringen wollen. Der Biss sei vielmehr Liebesbeweis als Angriff gewesen. Ob die Schlaganfälle, die Roy an diesem Abend erlitt, tatsächlich von dem Biss verursacht wurden, konnte nicht geklärt werden.
Auch zehn Jahre danach ist Roy von der Attacke gezeichnet - doch er kämpft unermüdlich gegen die Lähmung. Der «Bild Zeitung» versicherte er, dass er irgendwann zur alten Form zurückfinden werde: «Ich habe bisher alles geschafft, wenn ich fest daran geglaubt habe. Die Ärzte waren bei mir am Anfang auch der Meinung, ich würde nie wieder sprechen und laufen können. Ich bewies ihnen das Gegenteil.»
Las Vegas hat schon andere Opfer gefordert
Dass Las Vegas nicht nur für Spieler, sondern auch für Bühnenkünstler ein gefährliches Pflaster ist, haben auch schon andere zu spüren bekommen. Wer allabendlich tausende zahlende Gäste in seine Show locken will, muss eben einiges bieten. David Copperfield etwa setzt auf vier Meter hohe Ventilatoren, die er durchschreitet. 2008 wäre dieser Trick beinahe seinem Assistenten zum Verhängnis geworden: Der geriet nämlich in den Sog der gewaltigen Maschine und fiel in die metallenen Rotorblätter. Diese fügten ihm eine tiefe Schnittwunde im Gesicht zu und brachen ihm mehrfach den Arm.
Der Cirque du Soleil verlor in Las Vegas eines seiner Gründungsmitglieder. Im Juni 2013 stürzte die 31-jährige Artistin Sarah Guyard-Guillot aus 15 Meter Höhe in den Tod. Offenbar hatte sich ein Sicherungskabel gelöst. Nicht nur die Zuschauer waren fassungslos - von einer solchen Tragödie war der kanadische Zirkus, dessen Berühmtheit vor allem auf den spektakulären Artistennummern beruht, bis dahin verschont geblieben.
Die dramatischsten Unfälle im deutschen Fernsehen
Auch deutsche TV-Shows bergen ein gewisses Risiko in sich. Bereits 1971 wäre beinahe eine Frau vor laufenden Kameras ertrunken. Bei «Wünsch dir was» sollte sich die Familie Dreier aus einem im Wasser versenkten Auto befreien. Die Mutter geriet in Panik und schaffte es nicht, die Tür zu öffen. Sie zwängte sich stattdessen durch das Seitenfenster und blieb stecken. Ein Taucher rettete sie in letzter Sekunde.
Dem Ertrinken ist auch Nachwuchs-Magierin Amila nur knapp entgangen. Bei «The Next Uri Geller» hatte sie sich 2009 in einen Wassertank sperren lassen, der mit einem Zahlenschloss gesichert wurde. Zweimal scheiterte ihr Versuch, sich den Code telepathisch übermitteln zu lassen. Sie musste mittels Bolzenschneider befreit werden.
Weniger glimpflich ist der Show-Auftritt für Samuel Koch ausgegangen. Bei «Wetten, dass...?» wollte der damals 23-jährige Student 2010 mit Sprungschuhen über fünf verschiedene Fahrzeuge springen, die ihm entgegenkommen. Der Audi A8, an dessen Steuer sein Vater saß, brach ihm buchstäblich das Genick. Heute sitzt er querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Ob ihm eine ähnliche Genesung vergönnt ist wie dem Magier Roy, ist fraglich.
kru/news.de