Von news.de-Redakteurin Ina Bongartz - Uhr

«Secret Millionaire»: So reich, so naiv, so peinlich!

So ein Millionär hat's schwer. RTLs neue Real-Life-Doku Secret Millionaire schickt Männer mit reichlich Kohle in ein Leben voller Armut. Die Millionäre sollen sehen, wie es ist, mittellos zu sein. Am Ende spenden sie ihre Knete. So geht Samariter-Arroganz der ganz peinlichen Art.

RTL hat schon Chefs undercover zur Basis ihrer Firma geschickt und Promis inkognito Taxis fahren oder Kellnern lassen. Nun hat sich eine neue - nun ja - Berufsgruppe gefunden, die sich bereitwillig irgendwo reinschmuggeln lässt: Millionäre verzichten für eine Woche auf ihren Wohlstand und ihren gewohnten Luxus, um eine für sie ganz fremde Realität kennen zu lernen.

Der Plan: Bei der neuen Real-Life-Doku Secret Millionaire erleben Reiche die soziale Wirklichkeit armer Menschen.

Was eine Zumutung für den Millionär sein soll, ist eine eben solche für den Zuschauer.

Armer reicher Mann! Da muss sich Herr Millionär den lieben langen Tag um sein Vermögen kümmern und kommt gar nicht dazu, an die Armen der Gesellschaft zu denken. Ist ja auch etwas viel verlangt ...

RTL zeigt in Folge eins von Secret Millionaire einen jungen Berliner Geschäftsmann, der angeblich keine Vorstellung davon hat, dass es überhaupt Menschen in Deutschland gibt, die in bitterer Armut leben müssen. Als Selfmade-Millionär und erfolgreicher Internetunternehmer surft er eben immer ganz oben auf der Welle des Erfolgs. Mit Scheuklappen links und rechts an den Augen.

Für eine Woche geht der 42-Jährige nun getarnt als Arbeitsloser in einem Problemviertel Hamburgs seiner Wege. Kommentare aus dem Off wie «Der Millionär wird nachdenklich» und «Der Millionär ist beeindruckt» werden an Stumpfsinn nur noch durch die Wortmeldungen des Millionärs überboten: «Ich bin total überrascht. Diese Menschen sind total nett und super aufgeschlossen.»

Offenbar wird in Millionärskreisen geglaubt, dass es Menschen ohne Kohle auch an Höflichkeit und Warmherzigkeit mangelt. Oh, wie peinlich! RTL zeichnet da ein ziemlich armseliges Bild der sogenannten finanziellen Elite.

Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage: Warum braucht jemand mit viel Geld ausgerechnet einen Fernsehsender, um Menschen, die Hilfe brauchen, zu unterstützen? Seit wann ist ehrenamtliches Engagement an TV-Präsenz gebunden?

So drängt sich bei Secret Millionaire hartnäckig der Verdacht auf, dass es bei dieser Doku vorrangig um Eigenwerbung für den Mann mit der Kohle geht. Sein Pseudo-Heldentum ist nur Mittel zum Zweck. Viel Besitz bringt zwangsläufig auch viel Verantwortung mit sich.

Wer braucht schon RTL für diese Erkenntnis?

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rut/news.de

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