Harry Kane kehrt im Bayern-Trikot ins Tottenham Stadium zurück. Das Münchner 3:2 liefert Erkenntnisse. Gnabry sprüht, Kimmich ist mittendrin, Goretzka außen vor. Und in die Transfers kommt Bewegung.
Harry Kane umarmte nach dem Schlusspfiff herzlich seinen langjährigen Spurs-Kumpel Heung-Min Son und genoss dann auch noch eine persönliche Ehrenrunde in der Tottenham-Arena vorbei an den jubelnden Fans. Ein wenig "seltsam" mutete das aber auch für den Torjäger an, der fast 20 Jahre lang das Trikot der Spurs trug und nun im knallroten Bayern-Dress heimgekehrt war nach London für ein Testspiel, das der deutsche Fußball-Rekordmeister auch ohne einen Kane-Treffer mit 3:2 (3:1) gewinnen konnte.
"Der Verein ist ein Teil meines Lebens", sagte der 100-Millionen-Euro-Mann. Kane stand im Fokus am Samstagabend. Auch wenn er erst nach 80 Minuten den Rasen betrat. Bei seinem ersten Kurzeinsatz vier Wochen nach dem verlorenen EM-Finale mit England und erst ganz wenig Training in München gab er immerhin noch zwei Distanzschüsse ab.
Kane wirkte frisch und motiviert für neue Taten. "Ich fühle mich gut", berichtete er in einem Vereins-Video. Der malade Rücken sei okay, die neue Saison komme schnell. Aber Leute, alles kein Problem für einen Harry Kane: "Seit vielen Jahren habe ich nur zwei oder drei Wochen Urlaub."
Rücken okay: "Es war mehr eine mentale Pause"
Auch die nächste titellose Saison in seiner weiterhin unvollendeten Profi-Karriere hat er in den vergangenen Wochen im Erinnerungsschrank verstaut. "Ich hatte eine tolle Zeit mit meiner Familie, mit meinen Kindern. Ich habe ein bisschen Golf gespielt und mich einfach erholt. Es war mehr eine mentale Pause als eine körperliche", erzählte Kane.
Die Silbertrophäe für den "Visit Malta Cup", die Kapitän Manuel Neuer nach dem zweiten Münchner Testspielsieg innerhalb von einer Woche gegen die Spurs nach dem 2:1 in Seoul überreicht bekam, verkam zur Randnotiz. "Klar ist es immer gut zu gewinnen. Die Mentalität war richtig", resümierte Trainer Vincent Kompany kurz und knapp nach den Treffern von Dayot Upamecano, Serge Gnabry und Thomas Müller. Für Tottenham war zweimal Dejan Kulusevski erfolgreich, zur 1:0-Führung nach wenigen Sekunden und zum 2:3-Endstand.
Kompany-Fußball verspricht hohen Unterhaltungswert
"Viele Dinge, die du sehen wolltest, hast du gesehen", sagte Sportvorstand Max Eberl. Auf dem Platz herrscht eine gute Energie. Der intensive Kompany-Spielstil verspricht für die neue Saison, die am Freitag im DFB-Pokal beim Zweitligisten SSV Ulm beginnt, schon jetzt auf jeden Fall einen hohen Unterhaltungswert. Torreich dürfte es zugehen bei Bayern-Spielen.
"Es war nicht perfekt. Aber wir versuchen, die Ideen des Trainers immer besser umsetzen", sagte Eric Dier. Auch für den zweiten Engländer im Team war es ein besonderer Moment, an "diesen speziellen Ort" zurückzukehren. Der 30 Jahre alte Verteidiger hatte vor seinem Wechsel nach München ebenfalls fast zehn Jahre lang das Spurs-Trikot getragen.
Spannende Erkenntnisse gab es in weiteren Personalfragen. Nationalspieler Gnabry wirkt nach viel Verletzungspech in der Vorsaison mit der verpassten Heim-EM spritzig und top motiviert. Joshua Kimmich spielte wieder zentral im Mittelfeld. Thomas Müller profitiert von Kompanys Pressing-Ansatz, für den der 34 Jahre alte Routinier bestens geeignet scheint.
De Ligt und Mazraoui vor Verkauf - Kommt Tah?
Aufs Abstellgleis geschoben ist dafür Leon Goretzka. Der 29-Jährige schmorte in London 90 Minuten auf der Bank. Ihn möchten die Bayern-Bosse unbedingt zu Geld machen. Geld, das für weitere Einkäufe benötigt wird. Geld, das Sportvorstand Eberl etwa für den Kauf von Nationalverteidiger Jonathan Tah vom deutschen Meister Bayer Leverkusen benötigt.
Immerhin tut sich etwas auf der Verkaufsseite. Neben Goretzka waren auch Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui nur Zuschauer in Fußballschuhen gegen Tottenham. Der Paket-Transfer der beiden Verteidiger zu Manchester United scheint auf der Zielgeraden.
"Kreativität musste man schon immer an den Tag legen, um zu kaufen und zu verkaufen", hatte Eberl noch in Seoul über die Paketlösung de Ligt/Mazraoui geäußert. Am Ende sei "das Finanzielle das große Thema". Bis zu 70 Millionen Euro könnte das Paket kosten.
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