Erstellt von - Uhr

Imane Khelif: Testosteron-Debatte: Deshalb darf die Boxerin bei Olympia teilnehmen

Der Eklat um Boxerin Imane Khelif schlägt hohe Wellen. Ihr wird in den sozialen Medien abgesprochen eine Frau zu sein, weil sie zu viel Testosteron und ein Y-Chromosom hätte. Stimmt das?

Während Olympia 2024 ist eine Debatte um die algerische Boxerin Imane Khelif ausgebrochen. (Foto) Suche
Während Olympia 2024 ist eine Debatte um die algerische Boxerin Imane Khelif ausgebrochen. Bild: picture alliance/dpa/AP | John Locher
  • Geschlechterdebatte um Imane Khalif
  • Eklat um Olympia-Boxerin wegen Testosteron, Intersexualität und Chromosomen
  • Deshalb können Frauen zu viel Testosteron und ein Y-Chromosom haben

Der Sieg der algerischen Boxerin Imane Khelif bei den Olympischen Sommerspielen in Paris wird durch einen Eklat überschattet. Nachdem sie die ItalienerinAngela Carini im Achtelfinale nach 46 Sekunden besiegte, strömte der Hass auf sie ein. Angestachelt durch die italienische Präsidentin Giorgia Meloni wurde ihr biologisches Geschlecht in Frage gestellt. Denn der umstrittene Verband IBA disqualifizierte Khelif 2023 von der Box-WM wegen hoher angeblich hoher Testosteronwerte und X sowie Y-Chromosomen, während sie das Olympische Komitee (IOC) zuließ. Die Kombination der beiden Chromosomen X und Y kommt eigentlich nur bei Männern vor. Doch das stimmt so nicht. Denn auch Frauen können ein Y-Chromosom und höhere Testosteronwerte aufweisen.

Lesen Sie auch:

Chromosom-Debatte um Imane Khelif: Das ist Intersexualität

Es werden immer wieder Babys geboren, denen kein eindeutiges Geschlecht zugewiesen werden kann. Das wird als Intersexualität bezeichnet. Nicht immer zeigt sich das anhand der Geschlechtsorgane. Einige können auch schlecht ausgebildet sein. Bei einigen intersexuellen Menschen kommt es nie heraus, bei anderen zeigt es sich erst, wenn sie keine Kinder kriegen können. Neben einem zusätzlichen Y-Chromosom gibt es auch noch weitere Kombinationen:

  • Turner- beziehungsweise Klinefeldersyndrom: Hier treten die Kombinationen X oder YXX auf.
  • Androgenresistenz-Syndrom: Hier reagieren die Rezeptoren der Zellen trotz XY-Chromosomen nicht auf das Testosteron, wodurch diese Personen nicht als Mann, sondern als Frau aufwachsen.
  • Trisomie X: Mädchen haben drei X-Chromosomen

Mit einem zusätzlichen X-Chromosom oder sogar einem Y-Chromosom können Frauen Kinder gebären. Auch bei Männern können die Chromosomsätze voneinnader abweichen. das zeigt sich zum Beispiel beim Klinefeldersnydrom. Diese Männer sind aber unfruchtbar.

So kommt es zu hohen Testosteronwerten

Das Y-Chromosom sorgt für eine Ausschüttung des Geschlechtshormons Testosteron. Es sorgt auch bei der embryonalen Entwicklung dafür, dass sich im Normalfall ein Junge entwickelt. Generell wird Testosteron von beiden Geschlechtern produziert. Testosteron wird bei den Frauen in der Nebenniere, den Eierstöcken und Fettzellen produziert. Zudem ist das Sexualhormon eine Vorstufe weiblicher Sexualhormone wie Estradiol. Es beeinflusst auch die Produktion des luteinisierenden Hormons (LH) und des adrenocorticotrophen Hormons (ACTH). Bei Männern ist der Wert aber deutlich höher. Testosteron ist entscheidend für das Wachstum, den Muskelaufbau, bei der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt und steigert die Potenz und Lust.

Hyperandrogenismus: Das kann hinter einem hohen Testosteronspiegel bei Frauen stecken

Dass Frauen unter Hyperandrogenismus leiden, kann unterschiedliche Ursachen haben.

  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom)
  • Cushing-Krankheit: zu viel Kortisol produziert
  • Nebennierenhyperplasie: angeborene Störung der Nebenniere
  • Medikamente
  • Tumore, die androgene Hormone ausschütten: Nebennierentumore. Sie sind aber eher selten. 

Symptome bei einem Testosteronüberschuss

Ein hoher Testosteronspiegel bei Frauen zeigt sich anhand der folgenden Symptome:

  • Pickel und Akne im Gesicht und am Körper
  • starke Körperbehaarung, Zum Beispiel an der Oberlippe oder im Schambereich
  • Haarausfall auf dem Kopf
  • verminderte Libido
  • Zyklusstörungen oder Ausbleiben der Menstruation
  • Fruchtbarkeitsstörung, weil der Eisprung ausbleibt
  • Zysten im Eierstock
  • vergrößerte Klitoris
  • Bluthochdruck
  • erhöhtes Muskelwachstum
  • Gewichtszunahme
  • männlichere Erscheinungsmerkmale

Geschlechterdebatte um Imane Khelif entbrannt: Fake-News um Olympia-Boxerin

Imane Khelif wurde als Frau geboren. "Sie wurde als Frau geboren, lebt als Frau, boxt als Frau und ist nach ihrem Pass eine Frau", sagte IOC-Sprecher Mark Adams. Das im Pass angegebene Geschlecht ist für das IOC in dieser Sache entscheidend. Der vom IOC nicht mehr anerkannte Box-Weltverband Iba setzte andere Maßstäbe an und verbot Khelif die Teilnahme an der WM im vergangenen Jahr wegen erhöhter Werte des männlichen Sexualhormons Testosteron. Auch die Boxerin Lin Yu-Ting aus Taiwan wurde deswegen disqualifiziert. Das IOC nannte es eine "willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren". Das im Pass angegebene Geschlecht sei für viele Sportarten maßgeblich für die Zulassung zu den Wettbewerben, heißt es in einer Stellungnahme des IOC. Im Boxen sei das Regelwerk schon bei Olympia 2016 in Rio und 2021 in Tokio so wie in Paris angewendet worden.

Es wurde geschrieben sie seine eine trans*Frau und intersexuell. In sekundenschnelle verbreiteten sich all diese Gerüchte in den sozialen Medien. Dabei argumentieren viele, dass sie männlich aussehe, was an den Bildern und der Reaktion von deutlich werde. Die Italienerin entschuldigte sich dafür und verteidigte Khelif. Doch die Fakten sagen: Imane Khelif ist eine cis*Frau, also eine Frau der bei der Geburt ein Geschlecht zugeordnet wurde. Sie wurde aufgrund der Regeln und Tests zu den Spielen zugelassen. Es gibt auch keine offizielle Bestätigung, dass sie ein Y-Chromosom hat.

Verwendete Quellen: dpa, Springer Medizin, IOC, Volksverpetzer, Planet Wissen, Stern, Pschyrembel)

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/news.de/dpa

Themen: