Die deutschen Handballer schüren mit einem Erfolg über Schweden Hoffnungen auf eine Olympia-Medaille. Ein Platzverweis für Spielmacher Knorr fällt kaum auf, weil ein anderer DHB-Profi überragt.
Boris Becker musste auf der Tribüne mit ansehen, wie sein berühmter Hechtsprung mächtig Konkurrenz bekam. Wenige Meter entfernt vereitelte Nationaltorhüter Andreas Wolff beim ersten Olympia-Auftritt der Handballer eine schwedische Großchance nach der anderen. Mal mit dem Fuß, mal mit der Hand, mal lag Wolff fast quer in der Luft und wehrte den Ball mit der Brust ab.
Der Tennislegende Becker blieb gar nichts anderes übrig, als sich nach dem beeindruckenden 30:27 zu erheben und Wolffs Leistung mit Applaus zu quittieren. Selbst Bundestrainer Alfred Gislason, der sonst nicht an Kritik spart, reagierte fast schon euphorisch auf Wolffs Gala-Vorstellung. "Das war weltklasse und das Beste, was ich seit langem gesehen habe", schwärmte der Isländer.
Angeführt vom 33 Jahre alten Routinier feierten die deutschen Handballer den ersten Sieg gegen das Drei-Kronen-Team seit acht Jahren und schürten Hoffnungen auf ein schwarz-rot-goldenes Medaillenmärchen. Der vermeintlich stärkste Gegner der Vorrunde ist besiegt. Die Revanche für die Niederlage im kleinen Finale bei der Heim-EM geglückt.
"Es tut auf jeden Fall gut, eine der großen Mannschaften mal geschlagen zu haben. Und vor allem die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, dass wir auch uns von unserem eigenen Vorsprung nicht haben in die Irre führen lassen. Dass wir auch mal über 60 Minuten die Konstanz gezeigt haben", lobte Wolff.
Wieder wie in Rio, oder besser?
Die Parallelen zu den Olympischen Spielen in Rio waren nicht wegzureden. Auch damals startete das DHB-Team mit einem Sieg. Auch damals hieß der Auftaktgegner Schweden. Mit einer Bronzemedaille reisten Wolff und seine Teamkollegen wieder ab. "Ich hätte ich nichts dagegen, wenn das Turnier ähnlich verläuft. Vielleicht noch einen Tick besser sogar", sagte der Routinier.
Für diese Mission braucht es Wolff in Topform. Vielleicht nicht gegen Außenseiter Japan an diesem Montag (9.00 Uhr). Gegen die Asiaten hatte das DHB-Team seinen Olympia-Test vor wenigen Tagen 35:25 gewonnen. Wohl auch nicht gegen die weiteren Gruppengegner Spanien, Slowenien und Kroatien.
Doch wenn es in einem möglichen Viertel- oder Halbfinale gegen Frankreich oder Dänemark gehen sollte, muss der Schlussmann da sein. "Er ist einfach ein Weltklasse-Torhüter", lobte Spielmacher Juri Knorr. Dass der Rückraumspieler selbst nicht viel zum Sieg beigetragen hatte, war ihm nach seinem frühen Foul und dem folgenden Platzverweis "scheißegal". Der Stolz auf die Leistung seiner Teamkollegen überstrahlte alles.
Kein Einbruch, keine Sorgen
Wer nach Knorrs Ausfall mit einem Bruch im deutschen Spiel gerechnet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Vertreter Luca Witzke erfüllte die Aufgabe des Regisseurs mit Bravour. "Wir haben das super kompensiert und jeder hat seinen Job perfekt erledigt", sagte Rückraumspieler Julian Köster über die starke Teamleistung. Es war das erste Spiel der deutschen Handballer seit langem ohne Schwächephase.
Und das obwohl, das deutsche Team jung und auf olympischer Bühne weitestgehend unerfahren ist. "Uns fehlt vielleicht manchmal einfach dieser Mut oder das letzte Quäntchen Überzeugung. Das hatten wir heute voll gegen einen sehr guten Gegner und das macht mich sehr stolz", sagte Knorr und klopfte Torhüter Wolff beim Verlassen der Interviewzone auf die Schulter.
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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++
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