Die Schockwellen des tödlichen Sturzes von Radprofi Drege in Österreich sind auch bei der Tour de France deutlich spürbar. In Frankreich blieben schlimme Vorfälle bislang aus.
Die Radsport-Elite der Tour de France trauert nach dem Tod des norwegischen Radprofis André Drege. "Ich stehe unter Schock", sagte Superstar Tadej Pogacar am Samstag. "Es ist schwer zu verarbeiten, was passiert ist. Das ist sehr traurig zu hören", fügte er hinzu. "In der Radsportwelt müssen wir wirklich aufeinander achten und aufeinander aufpassen", sagte der aktuelle Gesamtführende im Gelben Trikot.
Während die aktuelle Frankreich-Tour vor schlimmen Vorfällen verschont blieb, erschütterte der Tod des norwegischen Profis während der Österreich-Rundfahrt die Radsportwelt. Der 25-Jährige starb am Samstag bei der Abfahrt vom Großglockner. Das norwegische Profi-Team Uno-X trauerte um den Fahrer. Rad-Routinier Alexander Kristoff und Landsmann von Dreges sprach von "sehr schlimmen Nachrichten".
Wenige Aufgaben bei Tour
Dass die französische Rundfahrt dagegen bislang ohne schlimme Stürze verlief, macht die geringe Zahl der Aufgaben deutlich. Erst drei Rennfahrer mussten vor dem Beginn der achten Tour-Etappe vom Rad steigen, zwei wegen Sturzfolgen. Darunter Ex-Weltmeister Mads Pedersen.
Pascal Ackermann versuchte sich an einer Erklärung. Der Sprinter fühlt sich bei seiner Tour-Premiere unter den erfahrenen Radprofis pudelwohl. Und vor allem sicher. Der 30 Jahre alte Deutsche sieht in der großen Rennerfahrung im Fahrerfeld einen Grund für die bislang wenigen schweren Stürze bei der 111. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt.
"Bei der Tour kann man sehen, dass die erfahrenen Fahrer nicht so extrem reinhalten wie die jungen", sagte Ackermann zuletzt. Am Samstag hatte der 30-Jährige als Vierter seinen ersten Tour-Etappensieg nach einem Massensprint knapp verpasst. Die jüngeren Fahrer hätten laut Ackermann nicht die Radbeherrschung wie seine Generation in dem Alter.
Der Auftakt der Tour nach dem Start in Florenz war zudem höchst anspruchsvoll. "Die ersten zwei Etappen waren buckelhart. Und das führt auch dazu, dass es weniger Stürze gibt", sagte Routinier John Degenkolb. Der 35-Jährige bestreitet seine zehnte Tour.
Veränderung der Sturz-Regel
Es folgten unter anderem vier Sprintetappen. Die hektischen Schlusskilometer dabei neigten in der Vergangenheit oft zu schweren Unfällen. Um die Sicherheit der Fahrer zu verbessern, veränderten die Tour-Organisatoren auf gewissen Etappen die Sturz-Regel von drei auf vier bzw. fünf Kilometer.
Auf der dritten Etappe in Turin galt dies bei der Tour 2024 zum ersten Mal. Durch die Regel werden die Zeiten für die Gesamtwertung jeweils an diesen Kilometer-Grenzen genommen. Dadurch geht es bei den Massensprints weniger hektisch zu, da sich die Gesamtwertungsfahrer zurückhalten und die Sprinter und deren Helfer mehr Platz für ihr rasantes Etappenfinale bekommen.
"Was mich positiv überrascht hat, war, dass die Öffnung der Drei-Kilometer-Regel wirklich etwas gebracht hat", lobte Degenkolb. Das sei laut dem Altstar "mit Sicherheit auch ein Grund" für die zumeist glimpflich verlaufenen Zusammenstöße.
Schotterspektakel in Troyes
Das Thema mit der bisher sturzarmen Landesrundfahrt könnte sich am Sonntag schlagartig ändern. Dann steht die knifflige Schotteretappe um die Stadt Troyes an. Die Organisatoren wollen Spektakel, die Top-Teams bangen um ihre Rennfahrer. Insgesamt 14 ungeteerte Schotterabschnitte auf einer Länge von 32 Kilometern sorgten schon lange vor dem Beginn der Tour für Sorgen unter den sportlichen Leitern der Top-Fahrer um Pogacar. Ein kleiner Fehler, ein unglücklicher Sturz und die Rundfahrt könnte für einen der Stars im Rennen um die Gesamtwertung früh beendet sein.
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