Erstellt von - Uhr

Fußball-EM 2024: "Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck"? Bundeszentrale löscht Video

Ein Video der Bundeszentrale für politische Bildung geht der Frage nach, was die WM 2006 politisch bedeutet hat. Die "steile These", die dann folgt, bekommt allerdings viel Gegenwind.

Der EM-Spielball für die UEFA EURO 2024 liegt auf dem Rasen. (Foto) Suche
Der EM-Spielball für die UEFA EURO 2024 liegt auf dem Rasen. Bild: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein Video zurückgenommen, in dem von einem möglichen Zusammenhang zwischen der WM 2006 und einem "Rechtsruck in Deutschland" die Rede ist. Der Beitrag war zeitweise auf der Plattform Instagram zu sehen gewesen - am Donnerstag verschwand er plötzlich. In vielen Kommentaren war zuvor heftige Kritik an dem Video und der Bundeszentrale geäußert worden. Auch im Bundesinnenministerium stieß es nicht auf Begeisterung. Die Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnete die Veröffentlichung des Videos im Nachhinein als Fehler.

In dem Clip fragte eine Sprecherin: "Sind Poldi, Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck in Deutschland?" Die Antwort gab sie kurz darauf: "Steile These, aber da könnte schon was dran sein." Der Beitrag beschrieb anschließend, wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland - bei der Jürgen Klinsmann (Klinsi) Bundestrainer war und Lukas Podolski (Poldi) Nationalspieler - viele Menschen in Schwarz-Rot-Gold hatte feiern lassen. "Party-Patriotismus" sei das genannt worden.

"Die Veröffentlichung war ein Fehler"

Dann folgte in dem Video ein zeitlicher Sprung: Keine zehn Jahre später sei die islam- und ausländerfeindliche Pegida-Bewegung mit Deutschland-Fahnen durch Dresden gezogen, hieß es. "Und Pegida war erst der Anfang für die Radikalisierung der Rechten in Deutschland", erklärte die Sprecherin. Die Frage, ob man "Poldi, Klinsi und Co." dafür verantwortlich machen kann, läutete sie mit den Worten ein: "Wenn man also edgy sein will, kann man schon mal fragen:..." Edgy lässt sich mit "ausgefallen" übersetzen. Mehrere Medien berichteten über das Video.

Der Sprecher der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bestätigte am Donnerstagnachmittag, dass das Video "2006 – ein Sommermärchen für den Nationalismus" gelöscht worden sei. Die Veröffentlichung sei ein Fehler gewesen. "Das Video entspricht inhaltlich und in der Umsetzung nicht den Qualitätsansprüchen der Bundeszentrale für politische Bildung", sagte er. Auch die übrigen Videos aus der betroffenen Serie "Politik raus aus den Stadien" würden nun aus dem Netz genommen und einer "kritischen Qualitätsprüfung" unterzogen.

Die bpb hat nach eigenen Angaben die Aufgabe, das "Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken". Sie gehört zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums und hat ihren Hauptsitz in Bonn.

Verärgerung beim Bundesinnenministerium

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte auf Anfrage: "Produkte und Bildungsmaßnahmen werden von der BpB entsprechend ihres originären Auftrages eigenständig konzipiert und durchgeführt." Eine Freigabe durch das Ministerium erfolge nicht. Insofern sei man über die inhaltliche Ausgestaltung dieses Videos nicht informiert gewesen. Aus Ministeriumskreisen hieß es, die in dem Video erwähnten Thesen würden im Bundesinnenministerium nicht geteilt. Es bestehe dort eine "erhebliche Verärgerung über dieses peinliche Video". Die fachlich zuständige Abteilung solle nun Mechanismen erarbeiten, damit sich eine solche Publikation nicht wiederhole.

Weitere Nachrichten zum Thema Fußball-EM lesen Sie hier:

Folgen Sie News.de schon bei Facebook, YouTube und WhatsApp? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

/roj/news.de

Themen:
Bleiben Sie dran!

Wollen Sie wissen, wie das Thema weitergeht? Wir informieren Sie gerne.