Von news.de-Redakteur - Uhr

Eklat bei UEFA Euro 2024: "Was für eine bodenlose Frechheit!" Fans nach EM-Übertragung entsetzt

Das EM-Achtelfinale Österreich gegen die Türkei war am Dienstagabend nicht im Free-TV zu sehen. Fußballfans sind deshalb noch immer stinksauer. Der türkische Nationalspieler Merih Demiral sorgte zudem mit seinem Torjubel für eine Kontroverse. Währenddessen zog die Leipziger Polizei Bilanz zum Spiel.

Das EM-Achtelfinale Österreich gegen die Türkei wurde nicht im Free-TV gezeigt. Fans sind wütend auf ARD und ZDF. (Foto) Suche
Das EM-Achtelfinale Österreich gegen die Türkei wurde nicht im Free-TV gezeigt. Fans sind wütend auf ARD und ZDF. Bild: picture alliance/dpa | Robert Michael
  • Fußballfans sauer, EM-Achtelfinale Österreich gegen Türkei lief nicht im Free-TV
  • Türkischer Nationalspieler Merih Demiral sorgt mit "Wolfsgruß" während der Partie für Diskussionen
  • Polizei Leipzig zieht nach Spiel insgesamt positive Bilanz

Es war wohl das unterhaltsamste und spannendste Achtelfinale bei der UEFA Euro 2024: Die Türkei bezwang in einem packenden Duell Geheimfavorit Österreich mit 2:1. Viele Fußballfans guckten allerdings in die Röhre. Denn das Spiel war ausschließlich im PayTV bei MagentaTV zu sehen. Das sorgte für riesigen Ärger in den sozialen Netzwerken. Zudem wurde die Partei durch einige weitere unschöne Nebengeräusche überschattet.

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Der Telekom-Sender MagentaTV hatte sich bei der UEFA Euro 2024 die Exklusivrechte für insgesamt fünf Spiele gesichert, darunter ein Achtelfinale. Es traf schließlich die Partie Österreich gegen die Türkei. Bereits vor Anstoß gab es Unmut über diese Entscheidung. So schrieb zum Beispiel der türkischstämmige ehemalige Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu (56, Grüne) auf der Plattform X (vormals Twitter): "Mehr als ärgerlich, Entscheidung von @ARDde und @ZDF
beschämend. Etwa 1 Millionen türkische Haushalte in Deutschland zahlen GEZ-Gebühren! #Euro2024 #ÖSTTÜR".

Die öffentlich-rechtlichen Sender zeigten am Dienstagabend stattdessen den "Landkrimi: Steirergeld" beziehungsweise die Wiederholung einer "Traumschiff"-Folge mit Florian Silbereisen aus dem Jahr 2022. Auf den YouTube-Kanälen von ARD und ZDF gab es im Anschluss lediglich Zusammenfassungen der Partie Österreich gegen die Türkei. In den Kommentaren darunter äußerten viel Fans ihr Unverständnis darüber, dass sie das Match nicht live im Free-TV verfolgen konnten. Es hieß unter anderem:

  • "Was für eine bodenlose Frechheit das man nicht alle Finalspiele im freetv sehen kann bei einer
    EM im eigenen Land."
  • "Eine Schande das Spiel nicht im Free TV zu zeigen!"
  • "Ich bin ein Engländer, der in Deutschland lebt, GEZ zahlt und nur Fußball guckt. Und ich muss mir ein Fußballspiel in Deutschland über russische und iranische Live-Streams ansehen! Was für ein Witz".
  • "Absolut ekelhaft dass nicht nur die Bundesliga sondern nun auch die Turniere zum PayTV werden. Dieses Sytsem ist nur noch krank und am Ende wundert man sich wenn alle schreien...: XD"
  • "Hat die GEZ Gebühren für Türkei Spiel nicht mehr gelangt? ......am besten nächste Spiel auch nicht zeigen....weil es ist ja nicht im öffentlichem Interesse ist oder leben ja nicht so viele hier !!!"
  • "Endlich mal was zum negativ bewerten, als Dankeschön für die tolle Übertragung im TV - von wegen, man bekäme alle Spiele zu sehen. Wird mal Zeit für ein Auswechseln der beiden verstaubten Kanäle und für ein Überdenken der ganzen Abzocke mit den Gebühren und Übertragungsrechten."

(Anmerkung der Redaktion: Rechtschreib- und Grammatikfehler in den Originalkommentaren der Verfasser:innen übernommen.)

Achtelfinale Österreich - Türkei bei UEFA Euro 2024 nicht im Free-TV, Sender rechtfertigt sich

Die ARD-"Sportschau" schrieb auf Instagram zu der Entscheidung, dass Österreich gegen die Türkei nicht im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen war, auf Instagram: "So sind leider die Regeln, und so läuft mittlerweile auch das Business der TV-Übertragungsrechte. Wir können verstehen, wenn es deswegen Unmut gibt. Der Kampf um die Fußball-Rechte wird leider immer teurer." Weiter wollte sich die ARD-Sportkoordination zu dem Thema aus Gründen der Vertraulichkeit dazu nicht äußern. In der Vergangenheit hatte es auch schon häufiger Beschwerden von TV-Zuschauer:innen gegeben, dass die öffentlich-rechtlichen Sender zu viel Geld für große Sportereignisse ausgeben. Denn nicht jeder Gebührenzahler interessiert sich dafür. Wie Sie die weiteren Spiele der UEFA Euro 2024 im TV verfolgen können, lesen Sie hier.

Merih Demiral sorgt mit "Wolfsgruß" bei EM-Spiel der Türkei für Diskussionen

Während des Spiels wurde unterdessen Merih Demiral als Doppeltorschütze für die Türkei zum Helden. Doch sein Torjubel nach dem Treffer zum 2:0 sorgte für Diskussionen. Der 26-Jährige hatte dabei nämlich den sogenannten "Wolfsgruß" geformt, ein Handzeichen und Symbol der "Grauen Wölfe". So werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet. Diese wird in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Demiral rechtfertigte sich: "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun." Er habe auch andere Leute im Stadion gesehen, die diese Geste gemacht haben. Es stecke "keine versteckte Botschaft" dahinter. Der Nationalspieler wollte damit lediglich seine Freude zum Ausdrück bringen und zeigen, dass er "sehr stolz darauf" ist, "Türke zu sein".

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral zeigte nach seinem Treffer für 2:0 den umstrittenen Wolfsgruß. (Foto) Suche
Der türkische Nationalspieler Merih Demiral zeigte nach seinem Treffer für 2:0 den umstrittenen Wolfsgruß. Bild: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Mnschenrechtler haben den Jubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral mit dem sogenannten Wolfsgruß hingegen scharf kritisiert. "Seit Jahren bekomme ich von Anhängern der Grauen Wölfe, einer der größten rechtsextremen Gruppen in Deutschland, Morddrohungen. Dass Merih Demiral hier den rechtsextremen Wolfsgruß zeigt, ist eine Verhöhnung der Opfer", schrieb beispielsweise Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal bei X. "So bitter für die türkischen Fans." Sie forderte die UEFA zum Handeln auf. Der europäische Fußballverband hat mittlerweile auch ein Ermittlungsverfahren gegen Merih Demiral eingeleitet. Es gehe dabei um ein angebliches unangemessenes Verhalten des 26-Jährigen, teilte die UEFA am Mittwochvormittag mit.

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Wie das ZDF unter Berufung auf die Übertragung im Schweizer Fernsehen berichtet, benahmen sich zudem einige österreichische Fans daneben. Sie sollen vor dem Achtelfinale in der Stadt zur Melodie des Lieds "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino die Parole "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" gesungen haben. Die Leipziger Polizei berichtet außerdem von Pyro-Vergehen während der Fan-Walks beider Teilnehmerländer vor dem Spiel. Auch während der Partie kam es zum weiteren Einsatz von Pyrotechnik, zudem wurden Gegenstände auf das Spielfeld geworfen. Österreichs Spieler Marcel Sabitzer wurde an der Eckfahne von einer Münze am Kopf getroffen. Insgesamt registrierte die Polizei zunächst über 30 Straftaten und fünf Ordnungswidrigkeiten, zog dennoch ein überwiegend positives Fazit: "Auch das letzte Spiel der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Leipzig war aus polizeilicher Sicht geprägt von friedlich feiernden Fans, die stimmungsvoll ihre Mannschaften unterstützen. Die Polizeidirektion Leipzig zieht ein positives Fazit aller vier Spieltage und wird die Polizeieinsätze noch lange in guter Erinnerung behalten."

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/sba/news.de/dpa

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