Drei Jahre nach seinem Herzstillstand steht Christian Eriksen mit Dänemark wieder im Fokus - zum ersten Mal am Sonntag gegen Slowenien. Seine Kritiker lässt er nach und nach verstummen.
Für einen Moment gerät Kasper Hjulmand ins Stocken. Bei seiner Charakterisierung von Christian Eriksen als "Herz" der dänischen Fußball-Nationalmannschaft holt der Trainer kurz Luft. Vor drei Jahren hörte das Herz des dänischen Starspielers im EM-Spiel gegen Finnland für einige Minuten auf, zu schlagen. Nur dank Herzdruckmassagen und eines Defibrillators konnte er auf dem Rasen wiederbelebt werden - Tausende Menschen im Kopenhagener Stadion und Millionen in den heimischen Wohnzimmern schauten erschrocken zu.
An diesem Sonntag kehrt der 32-Jährige im Spiel gegen Slowenien auf die EM-Bühne zurück. Im ersten Training nach der Ankunft im Teamhotel in Freudenstadt scherzt Eriksen, diskutiert mit den Co-Trainern über strittige Entscheidungen beim Fußball-Tennis und jubelt mit seinen Mannschaftskollegen wenige Minuten später über das gewonnene Duell. Die Stimmung beim Europameister von 1992 scheint gelöst. Das hat auch mit Eriksen zu tun, bestätigt Hjulmand der Deutschen Presse-Agentur. "Abseits des Feldes ist er so ein netter Kerl, er redet mit jedem und ist ein guter Junge. Er ist positiv, offen und wir sind froh, dass wir ihn haben."
Kritiker Lügen gestraft
In den zurückliegenden Vorbereitungsspielen ließ Eriksen seine Klasse nach einer schwierigen Saison bei Manchester United wieder aufblitzen und sendete so eine Botschaft an seine Kritiker. Und die gibt es in der Heimat. Ex-Nationalspieler Thomas Gravesen zum Beispiel. "Den Christian Eriksen, den wir alle kennen, den gibt es nicht mehr. Christian Eriksen spielt nicht mehr Fußball", sagte der frühere Profi des Hamburger SV dem dänischen Sportmagazin "Tipsbladet". Er bezog sich darauf, dass Eriksen bei United lediglich 28 Pflichtspiele absolviert habe.
Unmittelbar nach dieser Einschätzung bereitete Eriksen, der mittlerweile mit einem Defibrillator spielt, im März einen Treffer gegen die Färöer Inseln vor. Vergangene Woche legte er gegen Schweden mit einem weiteren Tor und einen Assist nach. "Ich habe fast darüber nachgedacht, eine Gravesen-Jubelszene zu machen", so Eriksen. "Nur um ihm zu sagen, dass er nicht mehr so viel sagen soll." Letztendlich entschied er sich dagegen.
Auf die Unterstützung seiner Mannschaftskollegen kann sich Eriksen indes verlassen. Alexander Bah stärkt dem Kreativspieler den Rücken. "Auf dem Feld sprechen seine Leistungen für sich", sagt der 26-Jährige. "Er ist ein fantastischer Spieler. In den letzten beiden Spielen haben wir gesehen, wie gut er ist. Er ist ein Leader, übernimmt Verantwortung und schaut, dass sich jeder wohlfühlt. Ich bin froh, dass wir ihn weiter bei uns haben."
Selbst Außenminister Habeck freut sich
Ohne Eriksen, auf den sich Deutschlands Außenminister Robert Habeck "ganz besonders" freut, wie er im "Kicker"-Interview erklärte, kam Dänemark bei der letzten EM bis ins Halbfinale. Dort war nach einem 1:2 nach Verlängerung gegen England Schluss. Auf den damaligen Gegner treffen die Dänen nun schon in der Gruppenphase. Zum Abschluss steht die Partie gegen Serbien an. "Um ehrlich zu sein: Ich habe mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht", sagt Bah auf die Frage, ab wann das Turnier als Erfolg zu werten sei. "Ich denke, das Spiel am Sonntag ist der Schlüssel für uns."
Ein weiterer Schlüsselfaktor ist Eriksen. Hjulmand, der zwischen 2014 und 2015 den FSV Mainz 05 in der Bundesliga trainierte, sagt: "Er ist unser Rhythmus, er ist unser Mann auf dem Feld, der das Spiel diktieren kann. Wenn er gut spielt, dann spielen wir auch gut."
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