Vor zehn Jahren stand Malaika Mihambo erstmals bei internationalen Titelkämpfen im Rampenlicht. Vor dem EM-Jubiläum erinnert sie sich an eine "Grenzerfahrung" - und sieht verbesserte deutsche Chancen.
Zum EM-Jubiläum hat Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo nicht nur gute Erinnerungen an ihr Debüt. Vor zehn Jahren ging der deutsche Leichtathletik-Star in Zürich erstmals bei Europameisterschaften an den Start - und damals beim Kampf um die Medaillen noch leer aus. "Da denke ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge dran zurück. Ich bin weitengleich Vierte geworden. Und ein Ausgang mit derselben Weite ist immer auch mit ein bisschen Bitterkeit verbunden", sagte die 30-Jährige vor der am Freitag beginnenden EM in Rom. "Aber es war schön, dabei zu sein und sich in jungen Jahren erfolgreich präsentieren zu können."
Zehn Jahre sowie einen Olympiasieg, zwei WM-Titel und drei EM-Medaillen später zählt Mihambo längst zu den ganz Großen der Szene. Bei allem Fokus auf die EM darf sie sich als eine der Führungsfiguren des mehr als 100 Sportlerinnen und Sportlern großen deutschen Teams auch schon mit dem Jahreshöhepunkt, den Olympischen Spielen in Paris, befassen. "Beim Sieg geht es immer um den Tag X - und da wird sich auch in Paris entscheiden, wer gewinnt", sagte Mihambo der Deutschen Presse-Agentur.
Nach EM-Sommermärchen: Deutsches Team will wieder jubeln
Erst einmal zählt aber die EM. Auch für den Verband, der nach der WM-Nullnummer von Budapest wieder Medaillen feiern möchte. Nur zu gerne würden Doppel-Europameisterin Gina Lückenkemper & Co. noch einmal wie 2022 beim Münchner EM-Sommermärchen jubeln. Mit siebenmal Gold, siebenmal Silber und zweimal Bronze war Deutschland die Nummer eins - ehe es zwölf Monate danach den schweren Stimmungsdämpfer bei der WM gab. Mihambo fehlte dort nach Verletzung.
"In einzelnen Disziplinen und bei einzelnen Athleten könnte es in diesem Jahr sicherlich wieder mehr Erfolge geben. Aber um nachhaltig das Niveau in der Breite wieder zu verbessern, muss man einen größeren Zeitraum anschauen", erklärte Mihambo. "Vielleicht gelingt das bis zu den Olympischen Spielen 2028 oder 2032. Aber es sollte auch wieder mehr ins Bewusstsein rücken, dass auch persönliche Bestleistungen ohne Medaille wertzuschätzen sind."
Erst EM-Medaille, dann in "Topform" nach Paris
Mihambo ist mit 6,95 Metern aktuell die Nummer eins in Europa - vor der 21 Jahre alten Nationalteamkollegin Mikaelle Assani, die in diesem Jahr 6,91 Meter sprang und bei der Hallen-WM nur um einen Zentimeter Bronze verpasste.
"Bei der Hallen-WM haben wir ein relativ gutes Niveau gesehen. Die Siegesweite war schon absolute Weltklasse", sagte Mihambo-Trainer Ulli Knapp. "Tara Davis-Woodhall wird eine Athletin sein, die man im Sommer für den Olympiasieg schlagen muss." Die Amerikanerin führt die Jahresbestenliste mit 7,18 Metern an. "Ich hoffe, dass Malaika nach der EM in Rom mit absoluter Topform in Paris an den Start gehen kann – und dann ist alles möglich", sagte Knapp der Deutschen Presse-Agentur.
München als "Grenzerfahrung"
Erst einmal konzentriert sich Mihambo aber auf die Europameisterschaften, bei denen sie sich den Titel zurückholen will. Vor zwei Jahren kämpfte sich die Sportlerin von der LG Kurpfalz geschwächt von einer Corona-Infektion aufopferungsvoll zur Silbermedaille. "Das war eine besondere Leistung. Es war ein sehr intensiver Wettkampf und auf jeden Fall eine Grenzerfahrung", betonte Mihambo, die nach dem Auftritt im Münchner Olympiastadion völlig entkräftet war. Nach Bronze in Amsterdam (2016) und Gold in Berlin (2018) war es die dritte EM-Medaille.
Die Münchner Grenzerfahrung nimmt die 30-Jährige auf den weiteren Karriereweg mit, der sie nicht über das Olympia-Jahr 2028 hinaus führen wird. "Ich möchte längstens bis 2028 Leistungssport betreiben. Alles, was danach kommt, ist für mich noch weit weg und sehr offen", sagte die Studentin der Umweltwissenschaften. "Aber noch bin ich im Hier und Jetzt konzentriert und auf das, was in meiner Leistungssportkarriere noch möglich ist."
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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++
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