Sie haben in dieser Saison von 51 Spielen noch keines verloren. Deshalb glauben sie bei Bayer Leverkusen, auch die letzten beiden gewinnen zu können. Doch es sind zwei Endspiele mit eigenen Regeln.
Sie sind bereit für das Triple und die letzten beiden Kapitel eines deutschen Fußball-Märchens: Mit fast schon überbordendem Selbstbewusstsein geht Bayer Leverkusen in das Europa-League-Endspiel am Mittwoch gegen Atalanta Bergamo (21.00 Uhr/RTL). "Finals sind zum Gewinnen da", sagte Team-Leader Granit Xhaka mit fester Stimme. Und Torjäger Patrik Schick erklärte: "Wir können etwas schaffen, an das sich alle Fans rund um die Welt für immer erinnern."
Schick wurde gar gefragt, ob der deutsche Meister derzeit das beste Team der Welt sei. "Das ist schwer zu sagen, wenn man nicht in der Champions League spielt", sagte der Tscheche lachend: "Also lasst uns bis nächstes Jahr warten. Aber ich würde sagen, dass wir die formstärkste Mannschaft Europas sind."
Und als solche sind die Unbesiegbaren von Bayer natürlich auch Favorit im Finale von Dublin. "Wir haben 51 Spiele nicht verloren. Also nennt uns ruhig Favorit", sagte Schick: "Wir sind derzeit gut im Flow. Aber es ist ein Finale, das ist etwas Besonderes." Zudem sei Atalanta sehr stark. "Aber auch sie haben es im Kopf, dass wir mit 51 Spielen ohne Niederlage in dieses Spiel gehen."
Rund 12 000 Tickets bekam Leverkusen für das dritte europäische Endspiel des Vereins nach dem gewonnen im UEFA-Cup 1988 und dem verlorenen in der Champions League 2002. Viele Fans reisen danach direkt weiter zum DFB-Pokalfinale am Samstag nach Berlin, wo dann aber nahezu die doppelte Zahl dabei sein darf. Sollte Bayer das Finale gewinnen und auch noch den europäischen Supercup gegen Borussia Dortmund oder Real Madrid spielen, winkt eine Gesamteinnahme von über 40 Millionen Euro.
In den Runden zuvor zeigte Bayer vor allem Moral und Standfestigkeit, schoss in den vier Spielen des Viertel- und Halbfinals vier Tore in der Nachspielzeit. Drei davon durch Schick. "Wenn es im Finale wieder so käme, wäre das natürlich etwas ganz Besonderes", sagte er dazu: "Aber wir wollen nicht bis in die Nachspielzeit warten. Wir wollen es früher regeln." Vor allem gegen dieses Atalanta. "In der Bundesliga sind die Gegner durch die Art, wie wir sie bespielen, manchmal nach 80 Minuten platt. Aber das wird ihnen sicher nicht passieren."
Überhaupt ist die Zähigkeit der Italiener das, was Leverkusen den größten Respekt abringt. Zumal AS Roms Trainer Daniele De Rossi nach dem Halbfinal-Aus gegen Bayer erklärte: "Wenn es eine Mannschaft gibt, die von der Physis, vom Aufbau, von der Einstellung her Leverkusen das Wasser reichen kann, dann ist es Gasperinis Atalanta." Schick, der mit der Roma schon vor Jahren gegen Atalanta mit Coach Gian Piero Gasperini spielte, erinnert sich: "Sie haben noch denselben Trainer wie damals. Sie spielen Eins-gegen-Eins über den ganzen Platz und lassen dir keine Luft zum Atmen."
Auch für Leverkusens Coach Xabi Alonso sind die Lombarden "einer der härtesten Gegner in Europa. Sie haben eine super Mentalität und einen Trainer, der weiß, was er will." Alonso hat auch die Videos von den Achtelfinals 2022 gesichtet, in denen sich Bergamo gegen das noch von seinem Vorgänger Gerardo Seoane trainierte Bayer-Team mit zwei Siegen durchsetzte. "Sie haben denselben Trainer, noch viele Spieler von damals und dazu Mitch Bakker, der letztes Jahr noch bei uns gespielt hat", sagte Alonso: "Es ist ein Gegner, den wir gut kennen. Nichts Neues. Aber wir sind inzwischen eine andere Mannschaft."
Auch Offensivspieler Amine Adli erinnert sich noch lebhaft an die beiden Partien im März 2022. "Das waren zwei der härtesten Spiele, die ich je erlebt habe", sagte der Franzose: "Sie sind richtig gut. Sie rennen viel, sind taktisch richtig gut. Aber wir sind dieses Jahr auch sehr stark. Und es ist hart, gegen uns zu spielen."
Und das Finale vor den Augen von ganz Fußball-Europa ist für Bayer auch eine riesige Chance. "Das ist ein europäisches Finale. Und das merkt man auch in den letzten Tagen an der gesamten Aufmerksamkeit", sagte Sportchef Simon Rolfes der Deutschen Presse-Agentur: "Die Meisterschaft war das Sehnsuchtsziel des Vereins und deswegen ist sie etwas ganz Besonderes. Aber ein europäisches Finale ist auch eine ganz große Nummer."
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