Nach vier Siegen in Serie wollte sich der VfB Stuttgart auch vom abstiegsgefährdeten 1. FC Köln nicht stoppen lassen. Die Schwaben gehen auch in Führung, hätten am Ende aber auch verlieren können.
Am Ende der Siegesserie und eines enttäuschenden 1:1 (0:0) gegen den 1. FC Köln übten die Profis des VfB Stuttgart deutliche Selbstkritik. "Nach dem 1:0 haben wir einfach arrogant gespielt, haben dann zu leichte Fehler gemacht und Köln einfach ins Spiel kommen lassen, was nicht nötig gewesen wäre", meckerte Stuttgarts Mittelfeldspieler Angelo Stiller am Samstag beim Bezahlsender Sky: "Da hätten wir noch mal nachlegen müssen, das haben wir nicht getan."
Das Unentschieden hat den Tabellendritten auf seinem bisher so überraschend starken Weg in dieser Saison der Fußball-Bundesliga ein wenig ausgebremst. Nach vier Siegen nacheinander ließen die Schwaben, die aus ihrer spielerischen Überlegenheiten zu wenig machten, Punkte liegen. "Wenn du am Ende international spielen willst, musst du solche Spiele auch auf deine Seite ziehen", kritisierte auch Kapitän Waldemar Anton: "Wir hätten sie einfach killen müssen. Wir hatten genug Chancen, das auf unsere Seite zu ziehen."
In der ersten Hälfte hatten die klar favorisierten Schwaben eine Drangphase entwickelt, diese aber nicht in Zählbares umgewandelt. Nach der Pause waren die Gastgeber dann zunächst dank einer schönen Kombination in Führung gegangen: Chris Führich spielte auf der linken Seite mit Hiroki Ito Doppelpass und bereitete dann für Millot vor, der aus kurzer Distanz verwandelte.
Doch der Vorsprung währte nicht lang - und für die Kölner machte sich die Einwechslung von Linton Maina bezahlt. Seine Flanke nutzte Eric Martel vor 54 500 Zuschauern zum Ausgleich (62.). Am Ende hätte der Gastgeber sogar als Verlierer den Rasen verlassen können, doch Faride Alidou ließ in der Schlussphase die große Chance der Kölner zum Sieg aus. "Ich glaube, das ist ein Punkt, der nicht nur in der Tabelle für uns wichtig ist, sondern auch für die Moral, weil das einfach zeigt, dass die Mannschaft in der Lage ist, überall zu punkten", bilanzierte Kölns Leiter der Lizenzspielerabteilung, Thomas Kessler. Der Tabellen-16. kam den Nicht-Abstiegsplätzen trotz des Punktgewinns aber nicht näher.
VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth meinte, der VfB habe "gefällig, vielleicht mit der letzten fehlenden Zielstrebigkeit", gespielt. Er wollte den Kommentar "arrogant" allerdings nicht zulassen: "Arrogant auf gar keinen Fall", beschwichtigte der 44-Jährige.
Doch auch VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hatte einige Kritikpunkte: "Wir haben heute keine Topleistung gebracht", haderte der Coach: "Mir hat so ein bisschen die Klarheit, die Schärfe gefehlt, das Spiel gänzlich auf unsere Seite zu ziehen. Wir haben nicht mehr die richtige Druckphase entwickeln können aufgrund von sehr einfachen Fehlern."
Dass die Mannschaft enttäuscht reagiere, unterstreiche die gewachsenen Ambitionen des Fast-Absteigers der vergangenen beiden Spielzeiten. Dazu hatte auch EM-Kandidaten Deniz Undav schon vor dem Spiel Stellung genommen: "Langsam kann man nicht mehr drumherumreden – wir wollen international spielen. Das ist das Ziel", sagte Undav bei Sky: "Wir versuchen, so erfolgreich wie möglich zu sein und dann gucken wir, ob's für die Europa League oder die Champions League reicht."
Undav, Doppeltorschütze beim 2:0 in Köln im Hinspiel, fehlte diesmal mit einem Muskelfaserriss. Sein Sturmpartner Serhou Guirassy blieb auch diesmal gegen seinen Ex-Club ohne Torerfolg.
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