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Russ Bray privat: Das muss man über die legendäre Reibeisenstimme des Darts wissen

Wenn seine Stimme bei Darts-Spielen ertönt, geraten Fans aus dem Häuschen: Russ Bray, der als Darts-Caller und Schiedsrichter agiert, wird nicht ohne Grund ehrfürchtig "The Voice" genannt. Das muss man über den Briten wissen.

Er ist die Stimme des Darts: Russ Bray (rechts), der als Schiedsrichter und Caller der PDC den Status als lebende Legende genießt. (Foto) Suche
Er ist die Stimme des Darts: Russ Bray (rechts), der als Schiedsrichter und Caller der PDC den Status als lebende Legende genießt. Bild: picture alliance/dpa/PA Wire | Kieran Cleeves

Wer glaubt, zum Dartsspielen bräuchte man nur eine Dartsscheibe, drei Pfeile pro Spieler und eine gute Treffsicherheit, der irrt. Bei offiziellen Turnieren ist stets ein Schiedsrichter - in der Dartswelt auch Caller, also Ansager, genannt - zugegen, der die geworfenen Punkte ansagt und die Regularien überwacht. In der PDC-Welt gibt es mehrere Caller, die selbst so gefeiert werden wie Darts-Profis à la Peter "Snakebite" Wright, Michael van Gerwen alias MvG oder Gerwyn Price, der "Iceman" - einer von ihnen ist zweifelsohne Russ Bray.

Russ Bray als Darts-Caller: "The Voice" ist der Herr über die Darts-Scores

Wenn Russ Bray auf 180 ist, ist das ein sehr gutes Zeichen. Dann hat er gerade mit seiner markanten Stimme die höchste Punktzahl für eine Darts-Aufnahme ausgerufen. Seine Stimme klingt nach einer Mischung aus Whisky und Zigaretten, als Rock-Musiker hätte er riesiges Potenzial. Doch Bray (Jahrgang 1957) ist seit etlichen Jahren Caller auf den Darts-Bühnen dieser Welt. Von vielen wird er schlicht "The Voice" (die Stimme) genannt. Während der Darts-WM im Londoner Alexandra Palace ist er ein gefragter Mann.

Russ Bray und seine "180"-Rufe beim Darts sind legendär

Wenn er mit seiner Reibeisenstimme langgezogen "onehundredandeighty!" ruft, feiert das Publikum, reißt Schilder nach oben und springt auf. Bray und seine Kollegen bespaßen damit auch das feier- und trinkwütige Publikum - zumindest in normalen Darts-Zeiten vor Beginn der Corona-Pandemie.

"Sie erkennen mich an meiner Stimme", sagt Bray. Seit mehr als 20 Jahren ist der Brite bereits Caller, also eine Art Schiedsrichter. Neben dem Ausrufen der geworfenen Punktzahl haben sie auch weitere Aufgaben. Wenn die Spieler sich nicht benehmen oder das Publikum zu laut wird, muss er eingreifen. "Ich habe früher Darts gespielt - da habe ich das Rechnen gelernt. Früher musste man schnell selbst zusammenrechnen", erzählt Bray der Deutschen Presse-Agentur. Dass er Caller wurde, bezeichnet er selbst als eine Art Unfall. "Ich war bei einer Veranstaltung, und der Caller tauchte einfach nicht auf. Dann bin ich eingesprungen."

Darts-Ansager Russ Bray macht nach der PDC-WM 2024 Schluss

Allerdings wird die markanteste Stimme der Darts-Welt nicht mehr lange bei großen PDC-Turnieren erklingen: Nach der Darts-WM 2024 ist für Russ Bray Schluss. Der Darts-Schiedsrichter verabschiedet sich von der großen Bühne und wird am 3. Januar 2024 letztmals das WM-Endspiel leiten. Dies teilte der Weltverband PDC drei Wochen vor WM-Start am 15. Dezember mit.

"Ich hatte eine wunderschöne Karriere bis hierher und dieser Sport hat mir so viele Möglichkeiten und Erinnerungen geschenkt", sagte Bray, der seit Juli 1996 bei der PDC ist und vor seiner 28. Weltmeisterschaft steht. "Wenn man sich die Entwicklung des Sports seit meinem Beitritt zur PDC im Jahr 1996 anschaut, ist der Unterschied unglaublich", stellte Bray fest.

So ganz kann sich Bray aber nicht vom Darts-Sport lösen. Der PDC will er auch 2024 als Botschafter erhalten bleiben. Zudem soll er bei sogenannten World-Series-Events, die zum Beispiel in den USA und Australien stattfinden, weiter als Referee agieren. Geschäftsführer Matthew Porter sagte: "Die Stimme von Russ ist ein Synonym für unseren Sport. Sein Beitrag zu unserem Sport in den vergangenen 30 Jahren war unglaublich."

Für jeden Spaß zu haben: Das macht Russ Bray abseits der Darts-Turnier

Auch für andere Zwecke muss die Reibeisenstimme herhalten. "Spieler haben sich von ihm den Anrufbeantworter besprechen lassen. Da ist er immer für zu haben, er ist immer sehr lustig und locker", sagt der deutsche Darts-Profi Max Hopp. Er sei ein netter und lockerer Typ, "eine coole Socke".

Lobende Worte über Bray findet auch Darts-Kommentator Elmar Paulke, der den Briten in seinem jüngst erschienenen Buch "Perfect game" das Vorwort schreiben ließ: "Das ist ein ganz netter Kerl, der überhaupt nicht abgehoben ist. Er ist immer gut gelaunt. Er inhaliert das ganze Geschehen. Er ist wirklich Teil der Tour. Er ist The Voice."

"Ich trainiere meine Stimme nicht, sie ist von Natur so", erzählt Bray. Mit den Jahren sind die Haare weniger geworden bei ihm. Er ist tätowiert, erfüllt damit auch das Klischee eines Darts-Spielers. Wenn er über einen langen Abend besonders häufig die 180 ausrufen muss, klingt seine Stimme mitunter etwas kratzig. Er klingt dann manchmal wie ein Motor, der nicht auf Anhieb anspringen will.

Russ Bray als Caller der PDC: Diese kleine Schwäche verzeihen ihm Darts-Fans gerne

Die Spieler werfen die drei Darts unmittelbar nacheinander, die Caller müssen die Punkte dann in Sekundenschnelle zusammenrechnen. Bray verrechnet sich hin und wieder. Er gilt unter den Callern nicht unbedingt als bester Rechner. Sein Kollege Kirk Bevins wird in Anlehnung an seine Geschwindigkeit und Rechenpräzision auch "Kirkulator" genannt.

Doch das ist nur ein Teil der Aufgabe. "Er ist nicht mehr der beste Schiedsrichter, aber die Stimme - jeder Spieler will die 180 mal von ihm gecallt haben", sagt Paulke. "Ein Schiedsrichter muss nicht nur gut im Kopfrechnen sein, er muss auch Herr des Geschehens sein. Er muss das Spiel stoppen, wenn es Probleme gibt. Es geht nicht nur darum, Zahlen auszurufen", sagt Bray zur Verteidigung.

Russ Bray privat: So tickt die Reibeisenstimme abseits der Dartsscheibe

Neben Darts habe er noch Boxen gemacht, darunter Weltmeisterschaften in Deutschland. Die letzte sei vor etwa fünf Jahren gewesen. Er könne auch für Veranstaltungen gebucht werden. Doch ein Großteil seiner Arbeit sei Darts. Bis zum Finale der Darts-WM dürfte noch etliche Male "onehundredandeighty" von der Reibeisenstimme zu hören sein.

Wenn Russ Bray mal nicht als Caller bei PDC-Turnieren am Start ist, genießt der im Juni 1957 geborene Brite aller Wahrscheinlichkeit nach sein Familienleben. Russ Bray lebt mit seiner Ehefrau Sue, mit der er vier Kinder hat, in der englischen Grafschaft Hertfortshire im Städtchen Welwyn Garden City. Übrigens: Russ Bray liebt nicht nur Darts und Boxen, sondern auch Fußball - seine Reibeisenstimme setzt Russ Bray beispielsweise ein, um seinen Lieblingsverein West Ham United lautstark anzufeuern.

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/news.de/dpa

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