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Nations League 2020 Ergebnisse: Historische Pleite! Spanien-Debakel bringt Jogi Löw in Erklärungsnot

Ein solches Debakel hat die DFB-Elf seit 1931 nicht erlebt: Die deutsche Nationalmannschaft wurde in der Nations League von Spanien mit 0:6 abgefertigt. Nach der Fußball-Demütigung ist Bundestrainer Jogi Löw in Erklärungsnot.

Im Nations-League-Spiel gegen Spanien erlebte die DFB-Elf unter Bundestrainer Joachim Löw eine historische Pleite. (Foto) Suche
Im Nations-League-Spiel gegen Spanien erlebte die DFB-Elf unter Bundestrainer Joachim Löw eine historische Pleite. Bild: Daniel Gonzales Acuna / picture alliance / dpa

Demütigung statt Gruppensieg: Angstgegner Spanien hat einer führungslosen deutschen Nationalmannschaft zum Abschluss des komplizierten Corona-Jahres 2020 die höchste Niederlage in der Amtszeit von Joachim Löw verpasst. Das 0:6 (0:3) im 189. Länderspiel des Bundestrainers war auch in der Höhe absolut verdient. Neben der im direkten Duell um Platz eins verpassten Qualifikation für das Finalturnier der Nations League war die Fußball-Lehrstunde auch ein heftiger Stimmungsdämpfer mit Blick auf das kommende EM-Jahr.

Nations-League-Debakel: Spanien demütigt Deutschland mit 6:0

"Die bitterste Niederlage war es nicht, aber eine der klarsten", sagte Toni Kroos nach seinem 101. Länderspiel in der ARD. Sie habe "weh" getan: "Wir haben überhaupt keinen Zugriff bekommen. Spanien hat uns alles vorgemacht, mit Ball und ohne Ball. Das Spiel muss man Richtung Turnier natürlich analysieren. Es ist einiges zu tun."

Alvaro Morata (17. Minute), der dreimal erfolgreiche Ferran Torres (30./55./72.), Rodri (38.) und Mikel Oyarzabal (89.) trafen fast nach Belieben in dem aus deutscher Sicht gespenstischen Geisterspiel.

DFB-Elf nach Pleite-Partie in der Nations League ernüchtert: "Ganz enttäuschend für uns alle

Es war die höchste Niederlage seit 1931. Kapitän Manuel Neuer erlebte in seinem 96. Länderspiel, mit dem er zum alleinigen deutschen Rekordtorwart aufstieg, einen ganz bitteren Abend. Zuvor hatte er nie mehr als vier Treffer im DFB-Tor kassiert. "Das ist ganz enttäuschend für uns alle", sagte Neuer. Er bemängelte die Körpersprache und die Kommunikation auf dem Spielfeld: "Auch ein Tiefschlag kann helfen."

Der 34-Jährige verhinderte sogar eine noch schlimmere Demütigung gegen eine gierige und spielerisch klar überlegene spanische Elf. Die Gastgeber zogen in der Tabelle der Gruppe 4 mit elf Punkten an Deutschland (9) noch vorbei. Spanien steht damit neben Weltmeister Frankreich als Teilnehmer am Final-4-Turnier im Oktober 2021 fest.

"Die große Herausforderung heißt gegen Spanien, wie verteidigt man sie?", sagte Löw vor dem Anpfiff in der ARD. Das war im Nachhinein eine fast prophetische Aussage. Die Defensivarbeit war über 90 Minuten desolat. Dabei schien es eine gute Nachricht zu sein, dass Niklas Süle nach Knieproblemen doch auflaufen konnte. Aber der Abwehrchef war überfordert wie alle andere. Eine Lehrstunde erlebten auch die unerfahrenen Verteidiger Robin Koch und Philipp Max.

DFB-Stars ohne Inspiration bei 0:6-Debakel gegen Spanien

Ernüchternd war, dass von Führungskräften wie Toni Kroos und Ilkay Gündogan im Mittelfeld überhaupt kein Widerstand oder Ideen kamen. Der hochgelobte deutsche Turbo-Angriff mit Timo Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané konnte sich bei der ersten Niederlage des Jahres nie in Szene setzen. Erst in der 77. Minute gab es eine Torchance, als Gnabry aus der Distanz abzog.

"Wir können froh sein, dass es 4:0 steht. Ich bin sprachlos", sagte ARD-Experte Bastian Schweinsteiger als fassungsloser Beobachter der einseitigen Partie, die einen Klassenunterschied offenbarte. Nichts ging bei Löws Team, dass ohne einen Mentalitätsspieler wie den am Knie verletzten Joshua Kimmich von Anfang an wehrlos war. In der 5. Minute hatten die Gäste noch Glück, dass es in der Nations League keinen Videobeweis gibt. Gündogan traf den Leipziger Dani Olmo am Fuß, der Schiedsrichter gab Freistoß, aber das Foul war im Strafraum.

Die Spanier verloren früh Sergio Canales durch eine Verletzung. Aber der für ihn eingewechselte Fabian bereitete als Eckballschütze gleich das Führungstor von Morata vor. Der groß gewachsene Stürmer von Juventus Turin übersprang am langen Pfosten Gnabry, der dort niemals sein Gegenspieler hätte sein dürfen. Die Spanier konnten ungestört angreifen und spielten sich in einen Rausch. Nach einer Flanke von Koke köpfte Olmo an die Latte, Ferran Torres vollendete. Eine weitere Ecke von Fabian konnte Rodri ungehindert zum 0:3-Pausenstand einköpfen.

Auch nach der Pause erfolgte kein Aufbäumen. Und nicht einmal eine Schadensbegrenzung gelang. Der herausragende Ferran Tores von Manchester City konnte bei seinem zweiten Trefter einen Konter über José Gaya mühelos abschließen. Dann machte er gegen eine deutsche Elf in Auflösung seinen Dreierpack perfekt. Die von DFB-Direktor Oliver Bierhoff beschriebene

Gedemütigter Löw in Erklärungsnot - Müller-Debatte kocht hoch

Nach der Nations-League-Niederlage gegen Spanien zog Bundestrainer Joachim Löw seine schwarze Corona-Schutzmaske über Mund und Nase, schob seinen Stuhl zurück und verschwand ratlos vom Podium im Estadio Olímpico de La Cartuja. Die drängenden Fragen nach dem historischen 0:6-Debakel gegen Spanien verfolgten den Bundestrainer in eine finstere Nacht in Sevilla.Wie weiter Richtung Europameisterschaft nach diesem Desaster? Wirklich weiter ohne Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels?

Sechs Nackenschläge hatten die Spanier der 90 Minuten völlig hilf- und orientierungslosen deutschen Nationalmannschaft verpasst - und damit zweieinhalb Jahre nach dem WM-Vorrunden-K.o. längst nicht verheilte Wunden in der deutschen Fußball-Seele wieder aufgerissen.

Jogi Löw erlebt mit DFB-Elf bittere Pleite sieben Monate vor EM-Beginn

Statt den erhofften Gruppensieg in der Nations League als Symbol der Rückkehr zu höchster Wettbewerbsfähigkeit zu feiern, steht Löw nach dem sportlichen Untergang in Andalusien plötzlich vor den Trümmern seiner ohnehin kritisch begleiteten Aufbauarbeit. Schonungslos zerstört vom alten Rivalen Spanien. Und das nur sieben Monate vor dem EM-Start gegen Weltmeister Frankreich. "Es war ein Abend, an dem uns absolut nichts gelungen ist. Wir sind enttäuscht und absolut sauer", sagte Löw. "Wir hatten keinen Zugriff, keine Zweikampfhärte, kein Zweikampfverhalten", monierte der Bundestrainer.

Die zutreffende Spielanalyse war das Eine, der Blick in die Zukunft das ungleich Schwerere. "Wir haben gedacht, dass wir einen Schritt weiter sind nach den letzten Spielen und diesem Jahr, das insgesamt schwierig war. Wir haben jetzt einen richtigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wir müssen erstmal schauen, wie wir im Trainerstab damit umgehen. Mit den Spielern haben wir leider keine Möglichkeit zu arbeiten, zu trainieren oder ein Spiel zu machen", sagte Löw.

DFB-Elf erst wieder im März 2021 bei Länderspiel gefordert

Vier Monate pausiert die Nationalmannschaft. Erst im März geht es mit einem Länderspiel-Dreierpack zum Start der WM-Qualifikation weiter. Die lange Auszeit kann für den 60-Jährigen aber auch ein Vorteil sein. Schnell werden Bundesliga, Champions League und auch die Corona-Wirren wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken.

Erst einmal wird Löw die Kritik aber so heftig entgegenschlagen, wie zuvor der spanische Angriffswirbel seinem unglücklichen Rekordtorwart Manuel Neuer. Schon Minuten nach dem Schlusspfiff musste ihm Oliver Bierhoff verbal zur Seite stehen. "Das Vertrauen ist da, daran ändert auch dieses Spiel nichts", versicherte der DFB-Direktor. "Ob ich mir Sorgen um meinen Job machen muss, müssen sie Andere fragen", sagte Löw nach seinem 189. Länderspiel als verantwortlicher Chefcoach.

Bleibt Joachim Löw nach der Spanien-Pleite Fußball-Bundestrainer?

Eine Demission des Weltmeistertrainers von 2014 erscheint zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich, obwohl auch Bierhoff als sein Vorgesetzter schon vor dem Spiel mit Interview-Aussagen eine gewisse Distanz aufgebaut hatte. Auch im DFB-Führungszirkel könnten Fragen gestellt werden, ob die Symbiose Löw-Bierhoff nach 16 gemeinsamen Verbandsjahren die nötige Reformkraft und Krisenfähigkeit besitzt.

Unausweichlich ist der vielstimmig erschallende Ruf nach einer nun endgültig fälligen Rückkehr der Ex-Weltmeister Müller, Boateng und Hummels zur Stabilisierung der Mannschaft. Den Auftakt dazu machte im ARD-Studio Experte Bastian Schweinsteiger.

Rückkehr von Müller, Boateng und Hummels in die Nationalmannschaft gefordert

"Ich weiß, das solche Spieler wie Jérôme Boateng oder Thomas Müller das Triple gewonnen haben mit dem FCBayern München. Sie sind die beste Mannschaft Europas. Die spielen in der ersten Elf, die haben Qualität. Das sind deutsche Spieler. Warum nicht für die Nationalmannschaft?", stellte der WM-Held von Rio eine rhetorische Frage. Doch hätte das Ü30-Trio in Sevilla geholfen? Auch Neuer und Toni Kroos waren als noch aktive Ex-Weltmeister nicht in der Lage, den sportlichen Untergang abzuwenden.

Die historischen Fakten der höchsten Niederlagen seiner Amtszeit werden Löw dauerhaft begleiten. Nie kassierte eine DFB-Elf in 112 Jahren Länderspielgeschichte eine höhere Pflichtspielniederlage. Nur 1909 beim 0:9 gegen England und beim 3:8 gegen Ungarn im WM-Gruppenspiel 1954 gab es mehr Gegentore. Sepp Herberger gelang damals schon zwei Wochen später der Titelcoup gegen den gleichen Gegner. Ob Joachim Löw dies in sieben Monaten gegen Spanien auch gelingen kann, scheint derzeit mehr als fraglich.

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/news.de/dpa

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