Aus der Traum vom 10. Titel: Im letzten Saisonrennen der MotoGP 2015 musste sich Valentino Rossi seinem Rivalen Jorge Lorenzo geschlagen geben. Seine Aufholjagd blieb unbelohnt. Welche fragwürdige Rolle Marc Márquez dabei spielte, lesen Sie hier.
Alle Augen waren auf ihn gerichtet: Valentino Rossi stand beim großen Saisonfinale der MotoGP 2015 in Valencia im Fokus der Aufmerksamkeit. Der Druck, trotz der Strafversetzung ans Ende des Starterfeldes seinen zehnten WM-Titel zu holen, war immens. Und der Italiener tat im Rennen alles in seiner Macht Stehende, um ihm gerecht zu werden. Von Runde eins an machte er Platz um Platz gut, bereits nach 13 Runden fand sich "Il Dottore" auf Rang vier wieder.
MotoGP-Finale in Valencia: Lorenzo wird Weltmeister trotz Aufholjagd von Rossi
Der große Triumph blieb dem Idol vieler MotoGP-Fans nach dieser beeindruckenden Aufholjagd dennoch verwehrt. Denn an der Spitze drehte sein Teamkollege und Konkurrent um den Weltmeister-Titel Jorge Lorenzo lange Zeit unbehelligt seine Runden. Zwar lauerten Marc Márquez und Dani Pedrosa mit etwas Sicherheitsabstand auf den Plätzen 2 und 3, doch sollte sich daran bis zum Ende des Rennens nichts mehr ändern und somit Lorenzos fünften Titel sichern.
Und genau darin liegt die Krux des Saisonfinales in Valencia: Ohne Partei für den einen oder anderen ergreifen zu wollen, lässt sich nicht verleugnen, dass Márquez gerade im letzten Teil des Rennens eine Attacke gegen Lorenzo hätte setzen können - ja, sogar müssen. Rundenlang klebte der Spanier am Hinterrad seines Landsmannes, und doch passierte nichts. Stattdessen stritt er sich kurz vor Schluss noch mit Teamkollege Pedrosa um Platz 3.
Marc Márquez: Verdacht der Schützenhilfe für Lorenzo erhärtet sich in Valencia
War das der Márquez, der seit Wochen vehement betont, immer auf Sieg fahren zu wollen? Der Márquez, der sich in Malaysia vor dem verhängnisvollen Sepang Clash mit Rossi allein in einer Runde acht Überholmanöver lieferte? Der Márquez, der sich nicht in den Titelkampf hatte einmischen wollen und letztlich doch mittendrin steckte? Nein, das war er nicht. Wäre er es gewesen, hätte er Lorenzo wohl mehr als einmal versucht zu attackieren.
So muss Márquez sich erneut den Vorwurf gefallen lassen, Lorenzo zum Titel verholfen zu haben. Diese These hatte Rossi vor dem Malaysia-GP aufgestellt - und der Spanier hatte sie auf der Strecke nicht wirklich zu entkräften vermocht. Das eigentlich Kuriose daran aber ist: Selbst wenn Márquez Lorenzo überholt und gesiegt hätte, wäre dieser Weltmeister geworden ist. Nur wenn auch Pedrosa vorbei gegangen wäre, hätte Rossi triumphiert.
Böses Blut in der MotoGP - wird die Fehde Spanien vs. Italien weiter eskalieren?
Beides ist nicht passiert. Ob die vergangenen Wochen Márquez den Zahn gezogen haben, ob er einen Sturz für sich (oder Lorenzo) nicht riskieren wollte, ob es an Anweisungen von oben oder möglicherweise doch einer viel beschworenen spanischen Allianz lag - wir werden es vielleicht nie erfahren. In jedem Fall hinterlässt es einen unschönen Beigeschmack und lässt vor allem die Leistung von Lorenzo in den Hintergrund treten.
Der Spanier konnte 2015 die meisten Siege verzeichnen, wurde hinter Márquez zudem bester Qualifier. Er hielt sich auf der Strecke aus allen Scharmützeln heraus und wurde verdient Weltmeister. Von dieser Saison wird dennoch anderes in Erinnerung bleiben, vor allem das böse Blut, dass auch nach Valencia weiter hoch kochen dürfte - zwischen Italien und Spanien, zwischen Yamaha und Honda, zwischen Rossi und Márquez.
Valentino Rossi wettert gegen Marc Márquez: "Er war Lorenzos Bodyguard"
Wollte letzterer mit seiner Zurückhaltung beim Finale ein zweites Sepang verhindern, hat er genau das Gegenteil erreicht. Das zeigten nicht nur die Pfiffe und Buhrufe bei der Siegerehrung. Auch Valentino Rossi legte nach dem verlorenen zehnten Titel gegen Márquez nach: "Seit Phillip Island war er Lorenzos Bodyguard." Er gebe dem Sport damit einen schlechten Namen. Schaden genommen hat dieser schon längst - zu wessen Schuld auch immer...
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zij/news.de