Von news.de-Redakteur Ullrich Kroemer - Uhr

Schwergewichtler: Fit und fett

Dick = unsportlich? In einigen Disziplinen wie Sumoringen oder Gewichtheben ist es Grundvoraussetzung, ungeheuer schwer zu sein. News.de spricht mit Athleten und Medizinern über das Kontrastprogramm zum fitten und schlanken Idealbild des Sportlers.

Je fetter, desto besser: Sumoringer bei der Arbeit. (Foto) Suche
Je fetter, desto besser: Sumoringer bei der Arbeit. Bild: imago

Sandra Köppen-Zuckerschwerdt sieht auf den ersten Blick nicht gerade sportlich aus. Die gebürtige Potsdamerin als Schwergewicht zu bezeichnen, ist keine Beleidigung: Bei einer Größe von 1,75 Meter bringt die korpulente Frau etwa 135 Kilogramm auf die Waage. Mit diesem stattlichen Gewicht darf die 36-Jährige als Gegenentwurf zum gesellschaftlichen Idealbild einer sportlichen Frau gelten.

Doch der Schein trügt. Sandra Köppen-Zuckerschwerdt war ihr halbes Leben lang Leistungssportlerin; als Judoka nahm die Europameisterin an drei Olympischen Spielen teil, im Sumoringen holte sie sich viermal den Weltmeistertitel im Schwergewicht. Fit und fett - das muss sich nicht zwingend widersprechen.

Bei Sportlern greifen die klassischen Übergewichtsregeln nicht

«Ich war immer etwas größer und schwerer, schon im Kindergarten und in der Schule», erzählt die einstige Athletin. Sport war für sie bereits als Kind ein Ventil, um ihre Kraft und Masse in Leistung umzusetzen. «Ich liebte die Leichtathletik, bin gesprintet, weitgesprungen, habe Kugelstoßen und Speerwerfen gemacht. Im Sport konnte ich zeigen, was in mir steckt», berichtet Sandra Köppen-Zuckerschwerdt.

In einigen Sportarten wie Judo, Ringen, Boxen, Gewichtheben und vor allem Sumoringen ist es in den höchsten Gewichtsklassen sogar Erfolgsvoraussetzung, möglichst viele Kilos auf den Rippen zu haben. Auch in der Leichtathletik, beim Kugelstoßen oder Speerwerfen etwa, ist eine stämmige Statur genauso Grundvoraussetzung wie SchnellkraftSchnellkraft ist die Fähigkeit, eine Bewegung in möglichst kurzer Zeit auszuführen beziehungsweise einen Gegenstand in möglichst kurzer Zeit zu beschleunigen. und Beweglichkeit. «Gewicht allein ist nicht alles», sagt Sandra Köppen-Zuckerschwerdt. «Wir brauchen Schnelligkeit, Kraft und Technik.» Durch tägliches Training und Stretching hat sich die heute 36-Jährige über ihre gesamte Karriere hinweg diese Wendigkeit bewahrt. Dabei gilt sie mit einem Body Mass Index (BMI) von 77 eigentlich als höchst fettleibig.

Professor Ingo Froboese erklärt: «Bei Sportlern greifen die klassischen Übergewichtsregeln nicht.» Bei sportlich Aktiven, vor allem im Leistungssport, könne man ein höheres Gewicht tolerieren, «weil sie sonst viele FitnessparameterAls Fitnessparameter gelten eine trainierte Muskulatur, die Ausdauerfähigkeit, die Koordination und der damit einhergehende physiologische Zustand des Körpers (z.B. Blutdruck, Körperfettanteil). haben», weiß der Experte von der Deutschen Sporthochschule Köln. Typische Folgen der Fettleibigkeit wie Bluthochdruck, Diabetes oder einen eingeschränkten Bewegungsapparat müssen schwergewichtige Leistungssportler nicht befürchten. Zumindest nicht als Aktive.

Sumoringer werden in Japan gemästet

Ausgenommen davon, betont Froboese, seien extreme Formen, beispielsweise im Sumoringen. «In Japan werden die Sumotori teilweise wie Zuchtbullen gemästet», sagt Froboese. Durchschnittlich wiegt ein Sumoringer etwa 150 Kilogramm. Es gibt jedoch auch Athleten, die wie der Hawaiianer Konishiki bei einer Körpergröße von 1,84 Meter fast das Doppelte gewogen haben. Die Folge ist eine äußerst geringe Lebenserwartung von 38 bis 45 Jahren, hervorgerufen durch Herz-Kreislauf-Probleme und einen viel zu hohen Körperfettanteil.

«Mittlerweile», sagt Sandra Köppen-Zusckerschwerdt, «steigt das Alter jedoch, weil auch in Japan darauf geachtet wird, dass die Sportler abtrainieren und ihr Essverhalten ändern». Die einstige Weltklasseathletin betreut heute als Bundestrainerin selbst junge Sumotori. Eine so schwere Frau wie sie, sagt sie, sei jedoch derzeit in Deutschland nicht in Sicht.

Mit mehr Gewicht fallen nicht nur Sumori auf. Auch mancher Promi hat ein paar zusätzliche Pfunde auf den Rippen. Welcher ist der schönste? Wählen Sie mit news.de.

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ham/news.de