Viele hatten die Säulen in einem Flügel der National Gallery als unschön kritisiert. Nun kommt heraus: Auch der Namensgeber war ein Kritiker - seine Meinung hatte er gut versteckt.
Auch großzügige Spenden werden nicht immer so verwendet, wie es der Spender möchte. Diese Erfahrung musste der britische Kulturmäzen John Sainsbury beim Bau eines nach seiner Familie benannten Flügels der National Gallery in London machen. Wie kritisch der einstige Aufsichtsratschef der Einzelhandelskette Sainsbury's den Entwurf der Architekten sah, wurde auf spektakuläre Weise bekannt: Beim Abriss der beiden nichttragenden Pfeiler kam ein Brief zutage, in dem er die Entscheidung zum Abriss vorausschauend lobte.
"Es möge bekanntwerden, dass einer der Spender dieses Gebäudes hocherfreut ist, dass Ihre Generation entschieden hat, auf die unnötigen Säulen zu verzichten", heißt es in dem Schreiben, das die Fachzeitschrift "The Art Newspaper" veröffentlichte und über das auch die Zeitung "Times" und die BBC berichteten. Sainsburys Sohn Mark sagte der BBC, der auf den 26. Juli 1990 datierte Brief sei ein Kompromiss gewesen, damit sein Vater seinen Unmut ausdrücken konnte.
"Wenn Sie diese Notiz gefunden haben, müssen Sie dabei sein, eine der falschen Säulen abzureißen, die im Foyer des Sainsbury-Flügels der National Gallery angebracht wurden", schrieb der im Januar 2022 gestorbene Lord Sainsbury demnach in Großbuchstaben. "Ich bin der Meinung, dass die unechten Säulen ein Fehler des Architekten sind und wir es noch bereuen würden, dieses Details seines Entwurfs angenommen zu haben."
Mehr als 100 Millionen Euro Spenden
Der Flügel war von John Sainsbury und seinen Brüdern Simon und Timothy finanziert und 1991 von Queen Elizabeth II. eröffnet worden. Schätzungen zufolge spendeten die Sainsburys insgesamt etwa 40 Millionen Pfund, nach heutigem Wort rund 107 Millionen Euro.
US-Architekt Robert Venturi habe gewollt, dass das Foyer wie eine mächtige Krypta wirke, die nach oben zu den Galerien führt, sagte der damalige Galeriedirektor Neil MacGregor der "Art Newspaper". "John Sainsbury argumentierte, dass die Sichtlinien so ungehindert wie möglich sein sollten, da er dachte, die zusätzlichen Säulen würden den Eingang zum Hörsaal und zu den Galerien für temporäre Ausstellungen verbergen und den Besucher verwirren."
Seit dem vorigen Jahr läuft eine Modernisierung. Der 100 Millionen Euro teure Plan zielt darauf ab, das Foyer zu öffnen, um den weitaus höheren Besucherzahlen gerecht zu werden, als in den 1980er Jahren erwartet worden waren. Die Familie Sainsbury ist erneut der Hauptspender, wie "The Art Newspaper" berichtete.
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