Zehn nackte Friseusen mit "richtig feuchten Haaren" sorgen 1999 am Ballermann für Furore. Mickie Krause schafft damit den Durchbruch. Warum er den Song heute wohl nicht mehr veröffentlichen würde.
Ein Vexierreim steuert "auf ein naheliegendes Reimwort (oft mit frivolem oder kompromittierendem Hintergrund) zu, bevor er ein anderes vergibt", wie es bei Wikipedia heißt. Die wohl bekannteste Liedzeile dieser Art kommt bei Gottlieb Wendehals und der "Polonäse Blankenese" vor: "Wir ziehen los mit ganz großen Schritten, und Erwin fasst der Heidi von hinten an die Schulter."
Ein anderer Vexierreim feiert am Dienstag (25.6.) sein 25. Mitgröl-Jubiläum: "Ich will zehn nackte Friseusen, mit richtig feuchten Haaren." Frivol, wer an etwas anderes Feuchtes denkt.
"Das war letztlich mein Durchbruch und ich habe diesem Song meine Karriere zu verdanken", erinnert sich der Sänger des wohl ersten großen Ballermann-Hits, Mickie Krause (54), heute.
1999: Zwei Jahre nach dem Kultfilm "Ballermann 6" mit Tom Gerhardt boomt der deutsche Partytourismus an der Playa de Palma. Thomas Gottschalk tauft Jürgen Drews in seiner "Wetten, dass..?"-Sommerausgabe "König von Mallorca", da der regelmäßig in der Kellerdisco "Oberbayern" für Stimmung sorgt. Der "Bierkönig" ist zu dieser Zeit noch ein reiner Freiluft-Club, der "Megapark" eröffnet erst ein Jahr später.
Für Mickie Krause ist es der zweite Sommer am Ballermann, er tritt zu nächtlicher Stunde im Hotel "Riu Palace" auf. Ein Jahr zuvor veröffentlicht der als Michael Engels im Münsterland geborene Sänger mit seiner "Anita"-Coverversion seinen ersten Song.
"Spätzünder" Krause versteht Doppeldeutigkeit erst nicht
Dann wird Perückenträger Krause, der in den 90ern noch als Schlagersänger durch deutsche Diskotheken tingelt, der vom damaligen Sportreporter Lou Richter und Clemens Winterhalter komponierte "Friseusen"-Text vorgelegt. Er habe beim ersten Hören gar nicht die Doppeldeutigkeit des Songs verstanden und warum seine Frau so lachen musste. "Vielleicht, weil ich ein Spätzünder bin", sagt Krause lachend.
Die deutschen Mallorca-Touris feiern den haarigen Hit. Und auch in Deutschland singen vor allem junge Partygänger lautstark mit: "Es gibt 100.000 Schnitten. Die haben wunderschöne Augen." Oder: "Es gibt 50.000 Hasen. Die woll'n mir alle einen erzählen."
Doch Humor ist bekanntlich Ansichtssache. Die Friseur-Innung Hamburg beschwert sich damals in der "Bild"-Zeitung über den anzüglichen Text. Der beleidige die Würde von Friseurinnen und Friseuren. "Aber dadurch hat der Song noch mehr Aufwind und Beachtung bekommen. So war es ja bei "Layla" letztlich auch", erklärt Krause.
Neun Wochen hält sich "Zehn nackte Friseusen" in den Single-Charts und erreicht Platz 26 - für einen Partyschlager damals ein Riesenerfolg. Und was sagt der Interpret heute zum Sexismusvorwurf?
Krause gilt anderen Ballermann-Stars als Idol und Inspiration
"Wenn man einen Song explizit schreibt, um sexistisch zu sein, halte ich das für nicht gut. Aber das Lied wurde damals nicht geschrieben, um zu polarisieren, provozieren oder Stress zu machen. Ich will die Leute unterhalten."
Der freche Ballermann-Newcomer von 1999 gehört heute zu den Legenden der Playa. "Mickie Krause war meine Inspiration und mein innerer Ansporn", sagt etwa Kollege Ikke Hüftgold ("Bumsbar"). Sein Ziel sei es von Anfang an gewesen, "auf Augenhöhe mit Mickie Krause zu sein".
Auch Julian Sommer ("Dicht im Flieger"), der mit Krause zuletzt das Duett "Handwerker" veröffentlichte, ist ein großer Fan. "Mickie Krause ist für mich einer der einflussreichsten Musiker im Bereich des Partyschlagers. Er hat mit seiner Musik und seinen Hits die ganze Branche über Jahrzehnte geprägt und bekannt gemacht."
Mit "Schatzi, schenk mir ein Foto" oder "Für die Ewigkeit" singt Krause mittlerweile Texte, die familienkompatibel sind und tritt damit in Shows von Florian Silbereisen oder im "ZDF-Fernsehgarten" auf.
"Wenn man mir vor drei Jahren zum Beispiel "Layla" angeboten hätte, hätte ich den Song abgelehnt. Ganz egal, wie viel Potenzial er gehabt hätte. Da hätte ich mir das, was ich in den letzten zehn, zwölf Jahren aufgebaut hatte, in kürzester Zeit wieder zu Boden gerissen", sagt der Musiker. Er wisse auch nicht, ob er die Friseusen heute noch veröffentlichen würde.
Andererseits: Bei seinen regelmäßigen Auftritten im "Megapark" gehört Krauses erster Hit zum Standardprogramm. Zum 25. Jubiläum gibt es sogar eine aufgepimpte "Silberhochzeits-Edition", zusammen mit Entertainer Knossi. Und 2024 haben Friseurinnen und Friseure auch vermutlich andere Probleme als frivole Liedtexte.
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