Erstellt von Dinah Rachko - Uhr

Sahra Wagenknecht privat: Erst Sekretärin, dann Partei-Gründerin: So lebt die BSW-Politikerin

Politikerin Sahra Wagenknecht ist als Freundin klarer Worte schon häufig angeeckt, jedoch erfolgreich genug, für die Gründung einer eigenen Partei. Lesen Sie hier, wie die Ex-Linken-Chefin privat und beruflich tickt.

Sahra Wagenknecht machte bei den Linken politische Karriere und gründete anschließend ihre eigene Partei BSW. (Foto) Suche
Sahra Wagenknecht machte bei den Linken politische Karriere und gründete anschließend ihre eigene Partei BSW. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Sahra Wagenknecht im Steckbrief

  • Name:Sahra Wagenknecht
  • Geburtstag und -ort:16.07.1969 in Jena,Thüringen
  • Sternzeichen: Krebs
  • Beruf: Politikerin
  • Ehemann: Oskar Lafontaine (verheiratet seit 2014)
  • Ex-Partner: Ralph-Thomas Niemeyer (1997-2013)
  • Instagram:@sahra_wagenknecht
  • X: @SWagenknecht

Sahra Wagenknecht zählt zu den bekanntesten und umstrittensten aktiven Politikerinnen Deutschlands. In Debatten bleibt sie unaufgeregt und findet präzise Worte, die jedoch auch immer wieder auf scharfe Kritik stoßen. Jetzt kehrte sie deshalb sogar ihrer langjährigen Partei Die Linke den Rücken und gründete ihre eigenen Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit" (BSW). Wir stellen sie deshalb etwas genauer vor.

Sahra Wagenknechts Werdegang: Kindheit, Schulzeit, Studium und Berufliche Anfänge

Sahra Wagenknecht kam am 16. Juli 1969 in Jena, in der damaligen DDR, als Tochter eines Iraners und einer Deutschen zur Welt. Ihr Vater gilt seit einer Iran-Reise als verschollen, weshalb Wagenknecht zunächst bei ihren Großeltern in der Nähe von Jena aufwuchs. Zu ihrem Schulbeginn zog sie mit ihrer Mutter dann nach Ost-Berlin, wo sie im Bezirk Marzahn ihr Abitur machte. Wie "Gala" berichtet, geriet Wagenknecht in jungen Jahren mit dem DDR-Regime aneinander, als sie aus Abneigung dem Wehrunterricht (einer obligatorischen militärischen Ausbildung) gegenüber nichts mehr gegessen habe. Dies sei als Hungerstreik gedeutet worden, weshalb ihr das Studieren verboten worden sei.

Stattdessen habe Wagenknecht zunächst als Sekretärin gearbeitet, ihren Job nach nur drei Monaten jedoch gekündigt, um als Nachhilfelehrerin ihr Geld zu verdienen. Doch auch dabei blieb sie nicht. Nach der Wende konnte sie endlich ein Studium aufnehmen und widmete sich den Fächern Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der Universität Jena. Das Studium setzte sie später in Berlin und Groningen fort. In ihrer Abschlussarbeit schrieb sie über die Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl Marx. Später promovierte sie im Fach Wirtschaftswissenschaften.

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Sahra Wagenknecht: Karriere als Politikerin und Aufstieg in der Politik

Sahra Wagenknechts politische Laufbahn begann 1989 mit ihrem Eintritt in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Nach dem Mauerfall war sie von 1991 bis 1995 und von 2000 bis 2007 Mitglied des Parteivorstandes der linksgerichteten Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS). In den späten 1990er Jahren trat Wagenknecht dann der Partei Die Linke bei - einer Verschmelzung der SPD-Abspaltung WASG und der Linkspartei PDS - und wurde als Mitglied dieser über die Jahre zur Spitzenpolitikerin. Von 2007 bis 2014 saß sie im Vorstand der Linken, von 2010 bis 2014 war sie die stellvertretende Vorsitzende der Partei, 2011 erste stellvertretende Sprecherin der Linken mit einer Wiederwahl im Jahr 2013. Von 2015 bis 2019 war sie dann gemeinsam mit Dietmar Bartsch Fraktionsvorsitzende der Linken. 2018 sorgte Wagenknecht mit ihrer Sammlungsbewegung "Aufstehen" für Schlagzeilen.

Ihre Karriere bei den Linken

Sahra Wagenknecht entwickelte sich über die Jahre zu einer der prominentesten und polarisierendsten Figuren innerhalb der Linken. Ihre rhetorische Begabung und ihre klaren Positionen brachten ihr innerhalb der eigenen Partei eine große Anhängerschaft, aber später auch viel Ärger ein. Sie engagiert sich vorwiegend für soziale Gerechtigkeit, ihre restriktivere Haltung in Bezug auf Migration und Integration, stießen jedoch auf scharfe Kritik, nicht nur von politischen Gegnern, sondern auch innerhalb der Linken. Kritiker werfen ihr vor, populistische und rechtspopulistische Positionen zu vertreten und den gesellschaftlichen Diskurs zu spalten. Ihre Aussagen zu Themen wie offene Grenzen und Globalisierung haben oft hitzige Diskussionen ausgelöst. Auch ihre Aussprache gegen eine Impfpflicht während der Corona-Pandemie führte zu Vergleichen mit der rechtspopulistischen AfD.

Sahra Wagenknecht gründet ihre eigene Partei

Trotzdem genießt Wagenknecht eine treue Anhängerschaft, die sie für ihre klaren Standpunkte und ihren Einsatz für soziale Gerechtigkeit schätzt. Sich dessen wohl bewusst entschloss sich Wagenknecht 2023 dazu, ihre eigene Partei zu gründen. Nachdem dies bereits seit Wochen im Gespräch und ihr Zerwürfnis mit den Linken kein Geheimnis mehr gewesen war, gab die Politikerin am 23. Oktober 2023 bei einer Bundespressekonferenz ihren Austritt aus der Partei Die Linke bekannt und stellte das Projekt "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) vor. Nach der der BSW-Gründung fand der erste Parteitag Ende Januar 2024 statt.

Manifest für Frieden mit Alice Schwarzer

Die Führung der Linken hatte Wagenknecht zuvor unter anderem auch für die Online-Petition "Manifest für Frieden" kritisiert, die sie zusammen mit Publizistin Alice Schwarzer angesichts des Kriegs in der Ukraine im Februar 2023 ins Leben gerufen hatte. Die beiden hatten auch zu einer Kundgebung in Berlin aufgerufen und einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine gefordert. Auch gegen Lieferungen deutscher Waffen an die Ukraine hatten sich Wagenknecht und Schwarzer öffentlich ausgesprochen.

Sahra Wagenknecht: Privat- und Liebesleben

Abseits der politischen Bühne ist Sahra Wagenknecht für ihr zurückhaltendes Privatleben bekannt. 2014 heiratete sie Oskar Lafontaine, einen einflussreichen Politiker und Mitbegründer der Partei Die Linke. Das Paar hatte im Herbst 2011 seine Liebe öffentlich gemacht und gilt als eines der prominentesten politischen Ehepaare in Deutschland. Ihre Beziehung und die Tatsache, dass sie politisch oft verschiedene Positionen vertreten, haben in den Medien und der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit erregt. Wagenknecht hat jedoch stets betont, dass sie in ihrem Privatleben und in der Ehe unabhängige politische Überzeugungen hat und diese klar von ihren politischen Aktivitäten trennt. 

Lafontaine sei ihr Ausgleich für die vielen Auseinandersetzungen in ihrem politischen Alltag. Zu Gast in Désirée Nicks Podcast "Lose Luder" verriet Wagenknecht: "Was ich mir gar nicht vorstellen könnte, wenn man dann noch zu Hause Spannungen hätte, Ärger und Streit – dann muss man wahnsinnig werden." Sie könne sich nach einer anstrengenden Sitzungswoche am Freitagabend dank ihres Ehemannas zu Hause "fallen lassen". "Ich werde dann auf Händen getragen und das ist einfach wunderschön. Ich glaube, sonst würde ich das gar nicht durchhalten", so Wagenknecht. Lafontaine kümmere sich zu Hause ums Essen, sei im Kochen viel besser als sie selbst: "Ich mache mehr die Hilfsarbeiten. Also er ist für das verantwortlich, wo es drauf ankommt." Ihr Mann hat zwei Söhne und drei Enkelkinder, Wagenknecht selbst hat keine Kinder.

Vor ihrer Ehe mit Lafontaine war die Politikerin von 1997 bis 2013 mit Ralph-Thomas Niemeyer verheiratet, ein inzwischen vorbestrafter Finanzberater und Ex-Journalist, der 2022 auch im Rahmen des Reichsbürger-Skandals in Visier geriet.

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