Der Schock über den plötzlichen Tod von Sinéad O'Connor sitzt noch immer tief. Nun veröffentlicht Sky eine Dokumentation mit dem letzten Interview der Sängerin. Die 56-Jährige offenbart darin ihre Traumata.
Eigentlich sollte der Sky-Dokumentarfilm "Nothing Compares" als Hommage einer lebenden Legende ausgestrahlt werden. Niemand konnte ahnen, dass es das letztes Interview von Sinéad O'Connor sein wird. Wenige Tage vor der Veröffentlichung wurde die Musikerin tot in ihrem Haus in London gefunden.
Letztes Interview von Sinéad O'Connor: Musikerin offenbart Missbrauch durch ihre Mutter
In der Doku offenbart Sinéad O'Connor ehrlich, verletzlich und unerschrocken ihren Schmerz und die Traumata ihrer Vergangenheit. Die 56-Jährige sprach darüber, dass ihre Mutter sie als Kind missbraucht habe."Meine Mutter war eine sehr gewalttätige Frau, keine gesunde Frau, sie war körperlich, verbal, physisch, psychisch, geistig und emotional gewalttätig. Meine Mutter war ein Biest. Und ich konnte sie mit meiner Stimme besänftigen. Ich konnte mit meiner Stimme den Teufel zum Einschlafen bringen", erzählte die Musikerin vor der Kamera. Als sie zehn Jahre alt war, bekam jedoch ihr Vater das Sorgerecht.
Das traumatisierte Mädchen begann die Schule zu schwänzen und zu klauen. Sie wurde in eine Besserungsanstalt eingewiesen. Dort begann sie ihren Schmerz durch Musik auszudrücken. "Als ich aufwuchs, gab es keine Therapie, also war der Grund, warum ich zur Musik kam, die Therapie", sagte sie. "Deshalb war es ein großer Schock für mich, ein Popstar zu werden. Das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte einfach nur schreien", sagte Sinéad O'Connor in der Doku.
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Musik als Therapie! Sinéad O'Connor verarbeitete ihre Traumata in ihren Songs
Die Musikerin erzählt aber auch von den Herausforderungen in der Musikindustrie. Sie erinnert sich daran, wie die Manager nach dem Vertragsabschluss von ihr verlangten, dass sie in das Schema einer kommerziell erfolgreichen Künstlerin passte. "Sie wollten, dass ich mir die Haare lang wachsen lasse, kurze Röcke trage, hohe Schuhe und Make-up und alles andere. Ich sollte Songs schreiben, die nichts herausfordern würden. Aber ich komme aus einem Land, in dem es früher wegen Theaterstücken Aufstände auf den Straßen gab. Dafür ist die Kunst da", berichtete Sinéad O'Connor. "Ich komme aus einem patriarchalischen Land, in dem man mir alles vorschreibt, was ich tun kann und was nicht, weil ich ein Mädchen bin." Die Musikerin beschloss, sich den Kopf komplett zu rasieren. In ihren Liedern verarbeitete sie zunehmend ihre Wut und ihr Trauma aus der Vergangenheit.
In ihrer Debütsingle "Troy" verarbeitete Sinéad eine grausame Erziehungsmethode ihre Mutter. Im Interview erzählte sie dazu: "Eines der traumatischsten Dinge, die mir in meiner Kindheit widerfahren sind, war, dass meine Mutter mich im Garten wohnen ließ. Als ich achteinhalb Jahre alt war, lebte ich für ein oder zwei Wochen rund um die Uhr im Garten. Ich spreche in diesem Lied über diese Erfahrung. Ich bin draußen im Garten in der verdammten Dunkelheit und wenn es dämmert - ich hasse die Abenddämmerung bis heute. Und ich schaute zum einzigen Fenster an der Seite des Hauses, wo sie ein Licht anhatte, und ich schrie und flehte sie an, mich reinzulassen. Aber sie ließ mich nicht rein. Das Licht ging aus. Das Haus wurde dunkel."
Auch in ihrer berühmten Coverversion des Prince-Songs "Nothing Compares 2 U" stand ihre Mutter im Mittelpunkt. "Jedes Mal, wenn ich das Lied singe, denke ich an meine Mutter", offenbarte Sinéad O'Connor. "Ich habe nie aufgehört, um meine Mutter zu weinen, Jesus. Ich konnte es nicht ertragen, 13 Jahre lang in Irland zu sein. Ich habe, ich würde sagen, 25 Jahre gebraucht, um mit dem Weinen aufzuhören. Also ja, ich habe an sie gedacht. Und ich nehme an, mein Unterbewusstsein hat an das kleine Mädchen gedacht, das im Garten saß."
Kathryn Ferguson, Regisseurin der Doku, erklärte: "'Nothing Compares' ist keine gewöhnliche Musikdokumentation, sondern das Porträt einer einzigartigen Künstlerin, ihrer kulturellen Bedeutung in der irischen Geschichte und wie sie das Leben von Millionen Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst hat."
Wenn Sie oder ein Angehöriger unter Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden, sollten Sie sich Hilfe bei Experten holen, die Ihnen Wege aus dieser Situation aufzeigen. Die Telefonseelsorge ist kostenlos, anonym und 24 Stunden lang unter den Telefonnummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Weitere Hilfsmöglichkeiten finden Sie hier.
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