Jan Hempel zählt zu den erfolgreichsten Wasserspringern Deutschlands, gewann mehrfach Medaillen bei den Olympischen Spielen. Seine Erfolgskarriere überschattet jedoch ein schlimmes Schicksal: Sein Trainer missbrauchte ihn offenbar jahrelang. Nun reagierte der Deutsche Schwimm-Verband.
Entsetzliche Enthüllungen aus dem Wassersport sorgen derzeit für Schlagzeile! Jan Hempel kann auf eine steile Karriere zurückblicken. Insgesamt 14 Mal holte er als Wasserspringer bei den Olympischen Sommerspielen Medaillen. Doch verbindet er die Zeit nicht nur mit seinem großen Erfolg, sondern auch mit entsetzlichen Momenten seines Lebens.
Jan Hempel wurde offenbar jahrelang von seinem Trainer sexuell missbraucht
In der ARD-Dokumentation "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" behauptet Jan Hempel, dass er jahrelang von seinem Trainer Werner Langer vergewaltigt worden sei. "Ich bin von meinem Trainer missbraucht worden. Er hat eigentlich keinen Zeitpunkt ausgelassen, um seinen Wünschen freien Lauf zu lassen", erzählt er.
Im Alter von elf Jahren sei Jan Hempel das erste Mal von seinem Trainer sexuell belästigt worden
Zum ersten sexuellen Übergriff sei es gekommen, als Jan Hempel elf Jahre alt war. Sein Trainer habe ihn anfangs angefasst, später wurden die Übergriffe dann offenbar extremer. "Bis er mich dann später täglich zu sexuellen Handlungen genötigt hat", berichtet der Sportler. 14 Jahre lang bis 1996 habe sich Werner Langer an ihm vergriffen und ihn regelmäßig vergewaltigt. "Ich weiß bloß, dass man das dann am Ende über sich ergehen ließ, weil er eben solche Dinge sagte wie: 'Wenn du das machst, dann hast du heute Nachmittag frei'", habe er Jan damals unter Druck gesetzt.
Der Trainer habe sich sogar kurz vor Hempels Wettkampf bei den Olympischen Spielen in 1992 in Barcelona an ihm vergriffen. Langer selbst kann sich zu den Vorwürfen nicht mehr äußern, er beging 2001 Suizid.
Jan Hempels schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Schwimm-Verband
Hempel behauptet, die Verbandsspitze des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) 1997 über den Missbrauch informiert zu haben, diese habe aber nicht darauf reagiert. "Alle haben geschwiegen, bis heute", sagt er und richtet die Vorwürfe vor allem gegen den langjährigen DSV-Top-Funktionär und heutigen Wasserspringen-Bundestrainer Lutz Buschkow. Sein einstiger Trainer sei stattdessen mit der Begründung "Stasi-Vergangenheit" entlassen worden. Über den angeblichen Missbrauch spricht Hempel bewusst ganz offen: "Ich glaube, man ist es anderen auch für die Zukunft schuldig, dass man darüber spricht."
Wassersprung-Bundestrainer wegen Affäre um Missbrauch suspendiert
Der Deutsche Schwimm-Verband hat Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow in Zusammenhang mit der Missbrauchs-Affäre um den ehemaligen Weltklasse-Springer Jan Hempel suspendiert. "Dem amtierenden Bundestrainer Wasserspringen Lutz Buschkow wird in der Dokumentation vorgeworfen, er habe zum damaligen Zeitpunkt Kenntnis über die Vorwürfe Jan Hempels gegenüber seinem damaligen Trainer Werner Langer gehabt. Der DSV-Vorstand prüft diesen Vorwurf aktuell intensiv", hieß es in einer ersten Stellungnahme des Verbandes am Donnerstagabend. Zum jetzigen Zeitpunkt habe die bereits durchgeführte Akteneinsicht keinerlei derartige Anhaltspunkte ergeben, hieß es weiter.
Der Prozess der Aufklärung sei noch nicht abgeschlossen. "Dennoch hat sich der DSV-Vorstand aufgrund seiner hohen moralischen Ansprüche dazu entschieden, Herrn Buschkow bis zur finalen Klärung des Sachverhaltes mit sofortiger Wirkung von seiner Tätigkeit als Bundestrainer Wasserspringen im DSV freizustellen."
Synchronpartner Meyer über Hempels Missbrauchsvorwurf: "Beschämend"
Der frühere Wasserspringer Heiko Meyer hat bestürzt auf die Missbrauchsvorwürfe seines langjährigen Synchronpartners Jan Hempel reagiert. "Ich wusste, dass das passiert ist. Aber in was für einem Ausmaß - das hat mich auch erschlagen", sagte der 45-Jährige, der bei den Olympischen Sommerspielen 2000 mit Hempel Bronze im Turm-Synchronspringen gewonnen hatte, der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist unwahrscheinlich traurig und beschämend."
Meyer verriet, dass Hempel ihn eingeweiht habe. "Als guter und langer Synchronpartner - wir sind ja heute noch befreundet - hat man das natürlich erfahren", sagte der Ehemann der früheren Spitzenspringerin Christin Steuer: "Aber mir gegenüber ist er nie ins Detail gegangen."
Nach dem Gang an die Öffentlichkeit habe er mit seinem auch gesundheitlich schwer angeschlagenen Freund gesprochen, sagte Meyer: "Er wirkt sehr ruhig, sehr in sich gekehrt." Er hoffe, dass sich der mutige Schritt auszahle: "Ich wünsche mir, dass Jan ein bisschen seinen Frieden finden kann. Er ist ja eh seit Jahren ein gebrochener Mann."
Der frühere Top-Turmspringer vermutet, "dass sich bestimmte Leute jetzt auch wehren werden". Trotzdem sei es richtig, dass die Öffentlichkeit nun informiert sei. "Auch, um andere zu schützen", meinte Meyer: "Was im Sport manchmal los ist, das ist traurig."
Für die vielen unbescholtenen Nachwuchstrainer in Deutschland sei so ein Skandal ein Problem, meinte Meyer: "Du wirst doppelt und dreifach beäugt." Er selbst ist Jugendtrainer beim SC Riesa, "und weil ich das von Jan weiß, gucke ich immer nach links und rechts". Er verhalte sich "unwahrscheinlich vorsichtig", bei Dehnübungen sei zum Beispiel immer eine Übungsleiterin dabei, "um gar nicht erst in eine Zwickmühle zu geraten".
Er selbst nennt es rückblickend ein Glück, dass er sich damals im Alter von zwölf, 13 Jahren gegen den beschuldigten Langer und für Frank Taubert als Trainer in Dresden entschied. Was sonst vielleicht passiert wäre, "da will ich gar nicht drüber nachdenken", sagte Meyer, "ich bin sehr froh, dass der Weg so gewesen ist".
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rad/news.de/dpa
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