Almila Bagriacik hat es im neuen Tatort "Borowski und der gute Mensch" mit einem neuen Fall zu tun. Im Interview mit news.de sprach sie über die Zusammenarbeit mit Lars Eidinger, was sie besonders an Axel Milberg mag und wie sie nach Drehschluss abschaltet.
Der neue Tatort „Borowski und der gute Mensch" ist wieder etwas anders als seine Vorgänger. Dieses Mal begegnet Borowski dem Bösen. Welche Rolle nimmt Mila Sahin in dem Psychospiel ein?
"Der Unterschied zwischen Borowski und Sahin ist, dassMila Sahin Korthals nicht kennt, noch keine Erfahrungen mit ihm gemacht hat und auch selber noch keine traumatischen Erlebnisse in sich trägt. Sie möchte den Fall einfach gerne schnell lösen. Die Gefahr, die Korthals mit sich bringt, ist ihr durchaus aus Erzählungen bekannt. Aber für sie gibt es nur einen Weg: das ist mit SEK-Einsatz von Tür zu Tür, den Mann so schnell wie möglich ausfindig zu machen und festzunehmen."
"Was ich an dieser Folge so spannend finde ist, dass man hier auch etwas mehr sehen kann, was für ein Feuer Mila in sich trägt, wie sie Körpereinsatz zeigt, wenn sie ihren Beruf ausübt. Beim SEK-Einsatz, ist sie keine die draußen wartet, sondern mittendrin. Gleichzeitig haben wir die selbstlose und mutige Mila, die Korthals durchaus unterschätzt. Ich finde es immer wichtig, dass die Stärke, die man der Rolle gibt, immer einher geht mit einer Schwäche von ihr. In diesem Fall muss sie erkennen, dass sie sich überschätzt hat. Und sie wird im wahrsten Sinne des Wortes von der Jägerin zur Gejagten. Sie zeigt, wie selbstständig sie ist und führt Borowski vor, indem sie ihn mit Briefen von Korthals konfrontiert, Videoaufnahmen, in denen Korthals Borowski nachahmt. Ich finde, man sieht, wie smart und selbstständig Sahin auch arbeiten kann, weil sie sich denkt ‚wenn ihr alle nicht mitmacht, dann leite ich das halt alleine. Ich will diesen Mann jetzt fassen."
Wie war es für Sie diesen Tatort zu drehen und auch mit Lars Eidinger zu spielen?
"Was für mich als Schauspielerin auch ganz besonders war, war ein Teil dieser Trilogie zu werden. Die ich, auch bevor ich Tatort-Kommissarin wurde, beobachten durfte. Wir sind viel aufeinander eingegangen und haben manchmal auch improvisiert. Mit Lars gleicht kein Take dem anderen. Das finde ich superspannend, weil dabei echte Momente entstehen. Im echten Leben ist man auch nicht immer auf die Aktionen des anderen vorbereitet. Das Einzige, was wir wirklich choreografisch vorbereitet haben, war die Szene im Auto. Da war es auch aufgrund von safety sehr wichtig, dass wir uns da absprechen, aber das ist auch sehr gut gelaufen und ich habe mich sehr wohlgefühlt beim Dreh mit Lars."
Ilker Çatak drehte ja zum ersten Mal einen Tatort. Wie fanden sie die Zusammenarbeit mit ihm und hat er auch etwas Neues mit reingebracht?
"Die Zusammenarbeit mit Ilker Catak war sehr wichtig und besonders für mich und Sahins Zukunft. Wir sind gemeinsam ihren Stärken und ihren Schwächen auf den Grund gegangen. Und ich hatte das Gefühl der freien Entfaltung am Set sowohl durch Ilker als auch durch Judith Kaufmann unserer Kamerafrau, mit der ich meinen ersten Film drehte und meine letzte Kinohauptrolle in Nur eine Frau. Ich würde wahnsinnig gerne öfter in dieser Kombination drehen."
Finden Sie, dass es im Tatort Klischees und Stereotype gibt?
"Klischee und Stereotype wären bei uns aufgrund des Altersunterschieds und anderer Merkmale, die wir mitbringen, möglich. Axel und ich passen sehr viel auf und versuchen unseren Autoren mitzugeben, dass wir einen bestimmten Swing haben, dass wir zeitlos sind, dass wir auf Augenhöhe zu einander stehen. Wir versuchen diesen eigenen Rhythmus der beiden Ermittler während dieser Arbeit herzustellen. Der ausgerechnet in dieser Folge zerbricht. Sie splitten sich mit fatalen Folgen."
Sie arbeiten ja sehr eng mit Axel Milberg zusammen. Wie bereiten sie sich auf die Rolle vor. Erstmal alleine oder besprechen Sie sich auch mit ihm?
"Jetzt gerade bereiten wir uns ja auch wieder vor. Was ich so schön finde, ist, dass wir beide das Drehbuch lesen und dann telefonieren. Wir sind im engen Austausch, darüber was man schön ausspielen kann, worauf man achten sollte, was man vermeiden sollte. Ähnlich wie Sahin und Borowski arbeiten auch Almila und Axel zusammen. Ich mag den Austausch sehr."
Haben Sie etwas von Axel Milberg gelernt? Hat er Ihnen Weisheiten für Ihren Job mitgegeben?
"Ich muss ganz ehrlich sagen, genau das machen wir eben nicht. Denn das wäre wieder ein Klischee. Wir belehren einander nicht. Was wir machen, ist, dass wir die Zeit, die wir miteinander verbringen, in der wir arbeiten, so bereichernd wie möglich miteinander gestalten. Wir trauen uns, Dinge entstehen zu lassen, wir gehen Ping-Pong-artig aufeinander ein. Dadurch entstehen wirklich besondere Szenen zwischen uns. Axel hat nie versucht, mich unter die Fittiche zu nehmen oder mir mal was von der großen Welt zu erzählen, dennoch ist der Austausch mit ihm sehr lehrreich."
Wie viel Mitsprache haben Sie bei ihrer Rolle?
"Ich bekomme von unserer NDR Redakteurin Sabine Holtgreve und unserer Produzentin Sabine Timmermann immer sehr viel Unterstützung, wenn es darum geht, Anpassungen für Sahin zu machen. Ich fühle mich in diesem Austausch/Szenario sehr wohl und darf mich sehr viel im Sinne der Rolle einbringen. Es ist wirklich schön wie sehr mir der NDR und unsere Produktion vertraut."
Was machen Sie gerne, um nach einem langen Drehtag runterzukommen?
"Für mich ist der Drehtag erst abgeschlossen, wenn ich wieder im Hotel bin. Das heißt, während der Autofahrt ist man auch noch in einer gewissen Contenance. Sobald ich im Hotelzimmer ankomme, mag ich es, die Fenster so weit es geht auf zu machen. Ich atme die frische Nordluft ein, mach mir meine Kopfhörer rein, genieße den Wind und höre dabei Musik. Das hilft mir, um mich mit Almila zu synchronisieren."
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