Im DDR-Film "Solo Sunny" schrieb Renate Krößner 1980 Filmgeschichte. Jetzt ist die beliebte Schauspielerin, die auch in Westdeutschland Erfolge feierte, kurz nach ihrem 75. Geburtstag nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.
Die deutsche Unterhaltungsindustrie verneigt sich vor einer ihrer Legenden: Schauspielerin Renate Krößner ist tot. Die Künstlerin, die ihren Durchbruch in den späten 1970er Jahren in der DDR feierte, starb dem "Tagesspiegel" zufolge kurz nach ihrem 75. Geburtstag in Mahlow bei Berlin. Renate Krößner sei "nach kurzer schwerer Krankheit" verstorben.
Renate Krößner ist tot: "Solo Sunny"-Star nach "kurzer schwerer Krankheit" gestorben
Renate Krößner, die am 17. Mai 1945 im Harz geboren wurde, lernte das Schauspielerhandwerk an der Theaterschule in Berlin. Nach ihrem Abschluss 1964 feierte die Schauspielerin vielfältige Erfolge zunächst im Theater und später in Film und Fernsehen. Renate Krößner spielte unter anderem in der Krimireihe "Polizeiruf 110" oder in "Bis dass der Tod euch scheidet" mit.
Ihr erster großer Film, "Eine Pyramide für mich" von 1973, wurde auf Eis gelegt, weil er zu offensichtlich die Menschenverachtung eines Karrieristen aufs Korn nahm. Doch damit hörten die Reibereien mit der DDR-Kulturbürokratie nicht auf. Nachdem sie gemeinsam mit Manfred Krug für "Feuer unter Deck" vor der Kamera gestanden hatte, stellte der Schauspieler seinen Ausreiseantrag. Der Film verschwand daraufhin in der Schublade.
Renate Krößner wurde als "Solo Sunny" zur Kinolegende der DDR
Bis heute unvergessen ist Renate Krößners Darstellung im DDR-Kinofilm "Solo Sunny", der 1980 in die Kinos kam.Als Ingrid "Sunny" Sommer spielte Renate Krößner in dem Film von Konrad Wolf eine aufstrebende Jazz-Sängerin, die an den Widerständen einer von Männern dominierten Gesellschaft scheitert. Die Stimme verlieh ihr für den Film die Sängerin Regine Dobberschütz, die sämtliche Titel sang und später auch Karriere machte. Der Film zeigte eine unangepasste DDR-Jugend, die sich nicht auf die Versprechen des Staatssozialismus verlassen wollte. Für ihren Auftritt bekam sie noch im selben Jahr den Silbernen Bären der Berlinale als beste Darstellerin.
DDR-Star Renate Krößner eckte mit "Solo Sunny" bei der Obrigkeit an
Doch auch dieser Film missfiel der DDR-Bürokratie, Krößner wurde mit einem Rollenboykott bestraft. Ihr Spiel galt wohl als zu individualistisch, ihr Engagement für die offizielle Ideologie als zu halbherzig, sagte sie später in einem Interview. "Ich hasse es", meint sie dazu, wenn im SED-Organ "Neues Deutschland" Schauspieler oder andere Künstler gedrängt würden, unter Überschriften wie "Warum ich meinen Staat liebe - Ich gehöre hier her - Hier ist meine Heimat" politisch Stellung zu nehmen.
Den Boykott, den sie erleiden musste, stellte sie direkt in Zusammenhang mit ihrem Auftritt in "Solo Sunny", für den Wolfgang Kohlhaase das Drehbuch und Günther Fischer die Musik geschrieben hatten: "Für die Kunstfigur Sunny wollten sie nicht noch ein offizielles Vorbild, eine lebende Sunny haben." Krößner hatte Individualität und Selbstbehauptung nicht nur verkörpert, sondern auch gelebt, wie die Defa-Stiftung in einem Porträt über sie schrieb.
1982 wurde ihr noch einmal eine Rolle am Deutschen Theater in Ost-Berlin angeboten: Die Aufführung der "Legende vom Glück ohne Ende" von Ulrich Plenzdorf wurde kurz vor der Premiere wegen "ideologischer Bedenken" abgeblasen.
Später war sie noch kurz im Fernsehen der DDR präsent, unter anderem in dem fünfteiligen TV-Film "Verflucht und geliebt" sowie in der Fontane-Verfilmung "Mathilde Möhring". Doch 1983 stellte sie einen Ausreiseantrag und reiste 1985 mit ihrem Sohn und ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler Bernd Stegemann, nach West-Berlin.
DDR-Star Renate Krößner feierte auch in Westdeutschland Erfolge
Auch in Westdeutschland konnte Renate Krößner an frühere Erfolge anknüpfen, spielte unter anderem an Bühnen in Basel, am Residenztheater München und an der Berliner Schaubühne. In der Serie "Liebling Kreuzberg" war die Schauspielerin ebenso zu sehen wie in "Stubbe - Von Fall zu Fall" oder im "Tatort". An der Seite von Henry Hübchen war Renate Krößer im Jahr 2004 in "Alles auf Zucker!" zu sehen, auch Filme wie "Küss mich, Genosse!", "Jenseits der Mauer" oder "Vergiss dein Ende" gehören zur Filmographie von Renate Krößner.
Renate Krößner hinterlässt ihren Ehemann Bernd Stegemann, mit dem sie seit 2005 verheiratet war, und ihren Sohn Eugen, der ebenfalls Schauspieler ist.
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loc/news.de/dpa