Schon wieder muss sich die Musikwelt von einer Legende verabschieden: Der Schlagzeuger von City, Klaus Selmke, ist am Freitag mit 70 Jahren gestorben. Die Anteilnahme ist groß. So trauern seine Bandkollegen und Wegbegleiter.
Die deutsche Musikszene in Trauer: Klaus Selmke, Schlagzeuger der Berliner Kultband City ist tot. Der Drummer, der gerne barfuß auf der Bühne saß, starb rund einen Monat nach seinem 70. Geburtstag. Zu den größten Hits von City gehört das Lied"Am Fenster", das als einer der großen Klassiker des DDR-Rock zählt. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Song mehrfach gecovert, darunter unter anderem von Matthias Reim (62) auf dessen Album "Unendlich".
Klaus Selmke ist tot: City-Drummer mit 70 Jahren an Krebs gestorben
"Der "General" Klaus Selmke hat heute um 14 Uhr die Schlagzeugstöcker für immer niedergelegt. Wir traurig und sprachlos", schrieb der Sänger der Band, Toni Krahl, am Freitagabend auf dpa-Anfrage per Mail. Selmke sei in einem Berliner Krankenhaus an Krebs gestorben, berichtete "Bild".
Fans in tiefer Trauer! DDR-Kultband City verabschiedet sich von Klaus Selmke
Die Band zählte zu den erfolgreichsten Rockgruppen in der DDR und ist noch immer aktiv.Die Internetseite von City war am Freitag komplett schwarz. Auf der Facebookseite stand mit weißer Schrift auf schwarzem Untergrund: "Klaus Selmke - 21.4.1950 - 22.5.2020"; darunter zwei rote Drumsticks. Die Anteilnahme ist groß. Fans der Kultband zeigten sich völlig geschockt. "Mein Herzliches Beileid , bleibt stark, bleibt City", heißt es in einem Facebook-Kommentar. "r.i.p ein sehr großer Verlust für die Musikwelt", meint ein anderer City-Fan.
Selmke hatte City vor 48 Jahren mit Puppel im Prenzlauer Berg in Berlin gegründet. In einem Kulturhaus in Köpenick hatte im Frühjahr 1972 alles begonnen: Dort stand die City Rock Band, wie sie ursprünglich hieß, das erste Mal auf einer Bühne - und Klaus Selmke saß am Schlagzeug. Die Band sollte einen fünfstündigen Jugendtanz-Abend musikalisch untermalen. Sie spielte Songs von Santana, den Rolling Stones und Jimi Hendrix nach. Zehn Jahre später pilgerten dann schon 10.000 Fans zum Open-Air-Konzert in den Berliner Plänterwald.
City glänzte mit kritischen Texten im sozialistischen Staat
Die fünf Glatzköpfe, die einst mit dem Slogan "Ohne Bass und ohne Haare - mit City durch die 80er Jahre!" für sich warben, befanden sich mit ihren kritischen Texten im sozialistischen Staat oft am Rande des Erlaubten. Zwei Jahre vor dem Mauerfall thematisierten sie etwa in "Wand an Wand" und "Halb und Halb" die deutsche Teilung. Sänger Toni Krahl war 1968 als Abiturient wegen seines Protestes gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings verhaftet worden.
Die Musik von City gibt es hier unter anderem im Stream und auf CD.
Dieter Birr, ehemals Sänger der mit City befreundeten Puhdys, sagte der Deutschen Presse-Agentur zum Tod des Schlagzeugers: "Mich hat die Nachricht natürlich total geschockt. Ich wusste schon, dass Klaus krank war. Er hat sich aber immer bedeckt darüber gehalten."
"Mit großer Bestürzung haben wir soeben vom Tod unseres lieben Kollegen und Freundes Klaus Selmke erfahren", schreibt die Band Karat bei Facebook. In Gedanken sei man bei seiner Frau, seiner Familie und den City-Mitgliedern. "Mach's gut, Klaus, du wirst fehlen."
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