Bis heute ist Heino Kultfigur, Witzfigur und Reizfigur gleichermaßen. "Das ist alles Teil meines Erfolges. Ohne Ecken und Kanten wird man nicht alt in diesem Job." So lebt die Schlager-Legende abseits der großen Bühnen.
Die pechschwarze Sonnenbrille, sein ewig blondes Haar und seine markante Stimme sind seine Markenzeichen: Heino. Am 13. Dezember 2019 wird der Schlagerstar und Volksmusik-Interpret 81. Seit über 60 Jahren steht er im Rampenlicht, hat mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft, sorgt immer wieder für Provokationen und blickt auf ein bewegtes, teilweise dramatisches Leben zurück.
Heino wird als Heinz Georg Kramm in Düsseldorf Oberbilk geboren
Anfangs deutete noch wenig darauf hin, dass der 1938 in Düsseldorf-Oberbilk geborene Heinz Georg Kramm zu einem der berühmtesten Sänger Deutschlands aufsteigen sollte. Sein Vater, ein Zahnarzt, fällt im Zweiten Weltkrieg, da ist er gerade mal drei Jahre alt. Ein Schicksal, das er mit vielen Kindern der Kriegsjahre teilt. Seine Mutter muss sich und die zwei Kinder allein durchbringen. Die Oma unterstützt die kleine Familie, wo sie nur kann.
Heino ist gelernter Bäcker und Konditor
Obwohl seine Mutter es sich nicht leisten kann, schenkt sie ihm im Alter von acht Jahren das gewünschte Akkordeon zu Weihnachten, das sie in Raten abzahlt. Ihr zu Liebe macht er eine Lehre als Bäcker und Konditor, bis er sich als Heino voll und ganz seiner eigentlichen Leidenschaft - der Musik - zuwendet. Der Spitzname stammt im Übrigen von seiner Schwester, die Schwierigkeiten mit der Aussprache von Heinz Georg hatte.
Ralf Bendix entdeckt Heino und produziert ersten Hit des Senkrechtstarters
In den 1960er Jahren tritt Heino mit einer von ihm gegründeten Gruppe, dem Comedien Terzett, bei einer Modenschau auf. Dort wird er von Schlagersänger Ralf Bendix entdeckt, der ihn auch die nachfolgenden 25 Jahre als Produzent und Komponist begleiten soll. Heino bringt 1965 seine erste Single "Jenseits des Tales" auf den Markt. Ein Senkrechtstart: Sie verkauft sich mehr als 100.000 Mal.
Mit dem Album "Kein schöner Land" gelingt Heino 1967 der endgültige Durchbruch. Es sind überwiegend Volkslieder, mit denen er in den politisierten, von englischen Beatbands dominierten Sechzigern Erfolge feiert. Er selbst wird es rückblickend als Frustreaktion bezeichnen, weil im Radio überwiegend nur englische Musik lief. Heino eifert damit auch seinem Idol Freddy Quinn nach und singt mit seiner Bariton-Stimme das R so präzise wie kein anderer.
Volksmusiker Heino in der Kritik
"Heino wird fortan immer automatisch mit einem vielleicht etwas angemufften und etwas klischeebeladenen Bild von Deutschland assoziiert", führt Sebastian Zabel, Chefredakteur der Musikzeitschrift "Rolling Stone", aus. Während Heino damit für die einen Identifikationsfigur ist, ist er besonders für politisch Linke mit seiner unkritischen Haltung gegenüber den Liedern, derer sich auch die Nationalsozialisten bedienten, ein Dorn im Auge. "Wer bös' denkt, ist bös'. Ich habe diese Lieder von Herzen gerne gesungen, und ich würde den gleichen Weg noch mal gehen", sagt Heino rückblickend.
Doch das Thema lässt ihn nicht los. Bis heute muss sich der Sänger immer wieder gegen Vorwürfe wehren, er transportiere rechtes Gedankengut. "Was ist rechtes Gedankengut?", fragte der Volkssänger zuletzt in einem Interview mit der "Rheinischen Post" (Ausgabe vom 08.12.2018). "Ich darf dann heute nicht mehr über die Autobahn fahren, keinen Mercedes mehr kaufen, und Schäferhunde müssten erschossen werden. Das ist doch Blödsinn. Ich habe ein reines Gewissen."
Kontroversen gehören dennoch untrennbar zur Karriere des Sängers: Zum Beispiel als er in den Siebzigern auf Bitten des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger alle drei Strophen des Deutschlandliedes auf Schallplatte aufnimmt. Auch, als er Anfang der 1980er trotz des UN-Embargos in Südafrika auftritt, gerät er in die Kritik. Den "Bambi" gab Heino selbst aus Protest gegen die umstrittene Auszeichnung des Rappers Bushido mit dem Bambi für "Integration" im November 2011 zurück und sorgte damit erneut für Schlagzeilen.
Heinos Markenzeichen, die Sonnenbrille, versteckt Folgen einer Morbus-Basedow-Erkrankung
1972 kommt mit "Blau blüht der Enzian" Heinos größter Hit. Das Lied nimmt er später auch noch mal in einer Rap-Version auf. Zu Heinos Markenzeichen werden die blonden Haare und die dunkle Sonnenbrille. Letztere setzt er anfangs nur auf, um die durch eine Morbus-Basedow-Erkrankung hervortretenden Augen, die irgendwann sogar die Gläser seiner Brille berühren, zu verdecken.
Der Volksmusiker erfindet sich als Deutschrocker neu
2005 verkündete Heino seinen Abschied vom Showbusiness, feierte Jahre später aber sein Comeback. Sein erstes und einziges Nummer-Eins-Album in den Charts gelingt ihm 2013 als 74-Jähriger mit dem Werk "Mit freundlichen Grüßen", für das er sich mit Coverversionen populärer Hits als Deutschrocker neu erfindet. Er tritt im Zuge dessen bei dem Heavy-Metal-Festival Wacken auf und nimmt mit "Schwarz blüht der Enzian" ein ganzes Album im "Neue deutsche Härte"-Industrial-Stil auf.
"... und Tschüss" - Heino verabschiedet sich von den Bühnen, um 2020 wieder auf Tour zu gehen
Dank der Neuausrichtung "hatte ich mein Publikum um vierzig Jahre verjüngt, was wiederum auch mich verjüngt hat", sagt Heino. Nachdem der Musiker zu seinem 80. Geburtstag endgültig Schluss mit der Musikkarriere machen wollte, kündigte er im Jahr 2019 eine weitere Tour für 2020 an. Eigentlich sollte sein Album "... und Tschüss" gleichermaßen das Ende seiner Karriere bedeuten. Sogar Pläne für seinen Ruhestand hatte Heino bereits geschmiedet: "Ich werde zusammen mit meiner Frau Hannelore die Zeit in Kitzbühel genießen. Wir schauen uns Rosamunde-Pilcher-Filme an und machen lange Spaziergänge durch die Natur", so der Sänger zu "spot on news".
Doch daraus wird nun offenbar nichts.2020 geht der Sänger erneut auf Tour, dieses Mal mit Fokus auf Klassik, großem Orchester und einem jungen Star-Geiger.Am 6. Oktober 2020 startet die Tour, die durch 20 Städte führt. Seine Frau Hannelore nimmt er dabei natürlich mit auf Tour.Apropos Frauen...
Drama pur: Heino, die Frauen und seine Kinder
Heinos erste große Liebe heißt Karin. Doch Karins Vater und Heino finden keinerlei Draht zueinander. Er verbietet seiner Tochter den Umgang mit Heino. Seine erste Ehe schließt Heino 1959 mit der 18-jährigen Henriette Heppner, aus der ein Jahr später der gemeinsame Sohn Uwe hervorgeht. Die junge Henriette ist mit der Situation überfordert, lässt Heino mit dem Jungen häufiger allein. 1962 lässt sich das Ehepaar wieder scheiden.
1968 hat er ein Techtelmechtel mit seiner großen Jugendliebe Karin. Eine dauerhafte Beziehung entsteht nicht daraus. Doch die uneheliche Tochter Petra wird geboren. Von der weiß Heino lange Zeit nichts. Als er von Petra erfährt, kann er sich trotzdem kaum um sie kümmern. Seine Karriere hält ihn auf Trab, er ist längst wieder neu verheiratet. 1988 der erste Schock: Seine Jugendliebe Karin nimmt sich das Leben. Heino versucht, mehr Zeit mit Petra zu verbringen, doch sie entgleitet ihm vollends, als sie psychisch erkrankt. Im November 2003 nimmt sie sich wie ihre Mutter das Leben.
1965 heiratet der Sänger seine zweite Ehefrau Lilo, von der er sich 1978 scheiden lässt. Lilo Kramm stirbt am 28. Januar 2010 an Bauchspeicheldrüsenkrebs. 1972 lernt Heino seine dritte Frau Hannelore Auer bei der "Miss Austria"-Wahl in Kitzbühel kennen. Das Paar heiratet 1979. Mit ihr tritt er auch als Heino & Hannelore in gemeinsamen TV-Shows auf. Gemeinsam leben sie lange im Historischen Kurhaus von Bad Münstereifel und betreiben hier von 1996 bis 2012 "Heinos Rathaus-Café", das der Stadt einen wahren Touristenstrom bescherte. Auch deshalb wird Heino im Januar 2019 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt werden. Im November 2023 berichtete die "Bild"-Zeitung, dass Heinos Frau Hannelore an einem Herzstillstand gestorben sei.
Heinos Erfolgsgeheimnis und sein Vermögen
"Ich bin mir immer treu geblieben und habe nur das gemacht, worauf ich Lust hatte", erklärt Heino selbst seinen Erfolg gegenüber "spot on news". Im Laufe seiner Karriere hat sich der Sänger ein beachtliches Ruhepolster für sein Rentnerleben angehäuft. Auf 20 Millionen wird das Vermögen des Sängers laut "Vermögen Magazin" geschätzt. Das inkludiert Villen in Bad Münstereifel, Florida und in Kitzbühel. Wobei der Sänger nicht auf seinem Geld hockt. So unterstützt er verschiedene karitative Organisationen.
Heino kann dem Ende seiner Karriere als Sänger also höchst gelassen entgegensehen. Und wer sagt denn, dass er nicht ein weiteres Comeback starten wird? Schon im Titelsong seines Albums "... und Tschüss" singt er: "Ich sage nicht auf Wiedersehen, ich sage nicht Goodbye. Ich mach's mir nur gemütlicher, hab jetzt mal öfter frei."
Folgen Sie News.de schon bei Facebookund Twitter? Hier finden Sie brandheiße News, tolle Gewinnspiele und den direkten Draht zur Redaktion.
pap/kad/news.de/dpa/spot on news